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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und Unterhalt, einhunderttausend Sesterze... Nein, das ist nicht übertrieben...« Scaurus las weiter. »Villa in Misenum oder Cumae? Was ist denn das?«
    »Für Porcia, wenn Servilia Gnaea verheiratet ist.«
    »Donnerwetter! Daran habe ich nicht gedacht! Natürlich hast du recht. Die nimmt keiner bei sich auf, wenn er schon eine Schachtel wie Servilia Gnaea heiratet... Ja, das hast du richtig gemacht! Wir teilen genau zur Hälfte.«
    Sie grinsten sich an. Scaurus stand auf. »Jetzt einen Kelch Wein, Mamercus! Schade, daß dein Weib nicht mitgespielt hat. Wir hätten beide — als Verwalter der Erbmassen — einen Haufen Geld gespart.«
    »Wenn es nicht aus unserer Börse kommt und das Erbe die Ausgabe verkraftet, Marcus Aemilius, warum sollten wir uns dann sorgen? Der häusliche Frieden ist jeden Preis wert.« Er nahm den Wein. »Jedenfalls verlasse ich Rom. Es ist Zeit, daß ich meine Pflicht als Soldat erfülle.«
    »Ich verstehe.« Scaurus setzte sich wieder.
    »Solange meine Mutter lebte, hielt ich es für meine vornehmliche Pflicht, bei ihr in Rom zu bleiben und sie bei der Erziehung der Kinder zu unterstützen. Nach Drusus’ Tod ging es ihr nicht gut, das hat ihr das Herz gebrochen. Und jetzt, wo die Kinder versorgt sind, gibt es keine Ausrede mehr. Ich gehe.«
    »Zu wem?«
    »Zu Lucius Cornelius Sulla.«
    »Eine gute Wahl.« Scaurus nickte beifällig. »Das ist der kommende Mann.«
    »Meinst du? Ist er nicht ein bißchen alt?«
    »Das war Gaius Marius auch. Und ehrlich, Mamercus, wen gibt es sonst noch? Große Männer sind in Rom im Augenblick spärlich gesät. Wenn Gaius Marius nicht wäre, hätten wir keinen einzigen Sieg in der Tasche — und wie er in seinem Bericht mit Recht schreibt, war seiner ein Pyrrhussieg. Er hat zwar gewonnen, aber Lupus hat am Tag zuvor eine weit schlimmere Niederlage verursacht.«
    »Richtig. Lucius Julius hat mich jedenfalls enttäuscht. Ich hatte geglaubt, er sei zu Großem fähig.«
    »Er ist zu nervös, Mamercus.«
    »Ich habe gehört, daß der Senat den Krieg jetzt den Marsischen Krieg nennt.«
    »Ja, es hat den Anschein, daß er als Marsischer Krieg in die Geschichtsbücher eingehen wird.« Scaurus blickte spöttisch. »Den italischen Krieg können wir ihn schließlich nicht nennen! Das würde in Rom die schlimmste Panik auslösen, die Leute würden denken, wir hätten alle Italiker gegen uns! Die Marser haben uns eine offizielle Kriegserkärung überreicht. Wenn wir den Krieg Marsischen Krieg nennen, wirkt er kleiner, weniger wichtig.«
    Mamercus sah ihn verblüfft an. »Wer hat sich das denn ausgedacht?«
    »Philippus natürlich.«
    »Bin ich froh, daß ich fortkomme!« Mamercus stand auf. »Wenn ich geblieben wäre, wer weiß? Vielleicht wäre ich in den Senat gekommen!«
    »Du bist doch sicher schon in dem Alter, um für das Amt des Quästors zu kandidieren.«
    »Das bin ich. Aber ich kandidiere nicht. Ich warte auf die Zensoren«, sagte Mamercus Aemilius Lepidus Livianus.

    Während Lucius Caesar in Teanum Sidicinum seine Wunden leckte, überschritt Gaius Papius Mutilus den Volturno und seinen Nebenfluß Calore. In Nola brandete ihm ausgelassener Jubel der Bevölkerung entgegen. Es war den Einwohnern gelungen, die zweitausend Soldaten der Garnison, die Lucius Caesar zurückgelassen hatte, zu überwältigen. Stolz zeigten sie Mutilus ihr provisorisches Gefängnis für die römischen Kohorten: eine kleine Koppel innerhalb der Stadtmauern, wo man früher Schafe und Schweine vor dem Schlachten gehalten hatte. Das Gelände war jetzt von einer haushohen Steinmauer umgeben, gesichert durch Tonscherben auf der Krone und durch regelmäßige Patrouillen. Damit die Römer fügsam blieben, sagten die Nolaner, bekämen sie nur alle acht Tage zu essen und alle drei Tage Wasser.
    »Schön!« sagte Mutilus erfreut. »Ich spreche persönlich zu ihnen.«
    Für seine Ansprache benutzte er eine hölzerne Plattform, von der aus die Nolaner den Gefangenen Brot und Wasserschläuche in den Schlamm hinabwarfen. »Ich heiße Gaius Papius Mutilus!« rief er. »Ich bin Samnite. Am Ende des Jahres beherrsche ich ganz Italien, einschließlich Rom! Ihr habt gegen uns keine Chance. Ihr seid schwach, erschöpft und verbraucht. Nicht Soldaten, sondern die Bewohner dieser Stadt haben euch überwältigt! Jetzt hockt ihr hier, eingesperrt wie zuvor das Vieh, aber noch enger zusammengepfercht, zweitausend auf einer Koppel, auf der sonst hundert Schweine leben. Unbequem, nicht? Ihr seid krank, hungrig und

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