MoR 02 - Eine Krone aus Gras
Gaius Trebatius, der Kommandant der samnitischen Belagerungsarmee, an Gaius Papius Mutilus schickte, den Angreifer von Acerrae. »Aesernia ist zu groß, als daß ich es mit den verfügbaren Männern richtig einschließen könnte. Ich konnte den Belagerungsring nicht weit genug auseinanderziehen und die Reihen nicht eng genug schließen, um ihn am Durchbruch zu hindern. Und ich glaube auch nicht, daß ich ihn hindern kann, wenn er die Stadt wieder verlassen will.«
In der belagerten Stadt herrschte fröhliche und gelassene Stimmung, wie Sulla bald bemerkte. Nachdem flüchtige Truppen aus Venafrum und Beneventum zu den Soldaten gestoßen waren, die Scipio Asiagenes und Acilius zurückgelassen hatten, verfügte die Stadt über zehn Kohorten tüchtiger Männer. Und mit Marcus Claudius Marcellus hatte sie einen fähigen Kommandanten.
»Der Proviant und die zusätzlichen Waffen sind uns willkommen«, bedankte sich Marcellus. »Wir halten noch viele Monate aus.«
»Du hast also vor, ebenfalls hierzubleiben?«
Marcellus nickte und grinste boshaft. »Natürlich! Man hat mich aus Venafrum vertrieben, ich bin fest entschlossen, mich nicht aus dem latinischen Aesernia vertreiben zu lassen.« Er lächelte gezwungen. »Die römischen Bürger von Venafrum und Beneventum sind alle tot, ermordet von den Städtern. Wie sie uns hassen, die Italiker! Vor allem die Samniten.«
»Nicht ohne Grund, Marcus Claudius.« Sulla zuckte die Achseln. »Aber das ist eine Sache für die Vergangenheit und für die Zukunft. Uns interessiert nur, daß wir die nächste Schlacht gewinnen — und daß wir unsere wehrhaften Außenposten in einem Meer von Italikern halten.« Er beugte sich vor. »Dieser Krieg wird nicht zuletzt in den Köpfen gewonnen. Man muß den Italikern zeigen, daß Rom und die Römer ungebrochen sind. Ich habe alle Siedlungen zwischen der Melfa-Schlucht und Aesernia geplündert, auch die, die nur aus ein paar Hütten bestanden. Warum? Um den Italikern vorzuführen, daß Rom hinter den feindlichen Linien operieren, dem italischen Boden Früchte entreißen und eine Stadt wie Aesernia mit frischen Lebensmitteln versorgen kann. Wenn es dir gelingt, hier durchzuhalten, mein lieber Marcus Claudius, dann verpaßt auch du den Italikern eine Lektion.«
»Ich bleibe in Aesernia, solange ich kann«, sagte Marcellus, und es war ihm sehr ernst damit.
Sulla verließ die Stadt beruhigt und zuversichtlich, Aesernia würde der Belagerung weiterhin standhalten. Er marschierte durch offenes italisches Gelände im Vertrauen auf sein Glück, auf seinen magischen Bund mit der Göttin Fortuna und ohne eine Ahnung, wo die Armeen der Samniten und Picenter standen. Und das Glück war ihm selbst dann noch hold, als er an Städten wie Venafrum vorbeimarschierte und seine Soldaten anfeuerte, die Wachen auf den Mauern mit Rufen und Gesten zu beleidigen. Singend zogen seine Truppen unter dem Jubel der ganzen Stadt in Capua ein.
Wie Sulla erfuhr, war Lucius Caesar in dem Moment nach Acerrae abmarschiert, als Mutilus Tuppen abkommandiert hatte, die das vermeintliche große Entsatzheer für Aesernia verfolgen sollten; Mutilus selbst war zum Glück in Acerrae geblieben. Sulla ließ Catulus Caesar zurück, damit er sich darum kümmerte, daß die Soldaten ihre wohlverdiente Ruhepause bekamen, stieg auf einen Maulesel und machte sich auf die Suche nach seinem Oberbefehlshaber.
Er fand Lucius Caesar in übler Stimmung und ohne die numidischen Berittenen vor, die Sextus Caesar über die Meere zu ihm geschafft hatte.
»Weißt du, was Mutilus getan hat?« fragte Lucius Caesar Sulla als erstes.
»Nein.« Sulla lehnte sich lässig an eine Säule aus erbeuteten Speeren und richtete sich innerlich auf ein langes Lamento ein.
»Als Venusia kapitulierte und sich die Venusiner Italia anschlossen, entdeckte der Picenter Gaius Vidacilius in Venusia eine Geisel des Feindes. Ich hatte sie — wie wohl jeder — vollkommen vergessen: Es war Oxyntas, ein Sohn des Jugurtha von Numidien. Vidacilius hat den Numider hierher nach Acerrae geschickt. Beim Angriff habe ich meine numidische Kavallerie als Vorhut eigesetzt. Weißt du, was Mutilius getan hat? Er steckte Oxyntas in ein purpurnes Gewand, setzte ihm ein Diadem auf den Kopf und schickte ihn meinen Truppen entgegen. Und dann fielen zweitausend Berittene auf die Knie, vor einem Feind Roms!« Lucius Caesar rang die Hände. »Wenn man daran denkt, was es gekostet hat, sie herzuholen! Umsonst, alles umsonst!«
»Was hast du
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