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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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weg vom schmutzigen Gewimmel der Subura, brauchte er sich deshalb keine Sorgen zu machen. Außerdem konnte er sich einen Stock höher im selben Haus vier Zimmer leisten, in denen er mit seinen vier treuen Sklaven wohnte, von denen zwei für seine persönlichen Bedürfnisse zuständig waren und die anderen beiden ihm bei seinem Unterricht assistierten.
    Als Publius Rutilius Rufus ihn aufsuchte, lachte er und versicherte seinem Besucher, er habe nicht die Absicht, sein einträgliches kleines Unternehmen aufzugeben, um einen Säugling aufzupäppeln. Rutilius Rufus, hielt ihm daraufhin einen ordentlich aufgesetzten Vertrag unter die Nase, der ihm eine Luxuswohnung in einem noch besseren Mietshaus auf dem Palatin und ein Honorar versprach, das seine bisherigen Einkünfte noch überstieg. Doch Marcus Antonius Gnipho wehrte immer noch lachend ab.
    »Dann komm wenigstens und sieh dir das Kind an«, sagte Rutilius Rufus. »Wenn jemand einen Köder dieser Größe vor deiner Nase baumeln läßt, wärst du ein Narr, wenn du ablehntest.«
    Als der Lehrer den kleinen Caesar kennenlernte, änderte er seine Meinung.
    »Nicht wegen seiner Herkunft«, sagte er zu Publius Rutilius Rufus, »sondern wegen seiner erstaunlichen Intelligenz. Ich werde den jungen Caesar unterrichten, weil ich ihn mag und weil ich um seine Zukunft fürchte.«

    »Dieses unmögliche Kind!« sagte Aurelia zu Lucius Cornelius Sulla, als er sie Ende September besuchte. »Die ganze Familie legt Geld zusammen, um ihm einen erstklassigen Erzieher zu bezahlen, und was passiert? Der Erzieher fällt auf seinen Charme herein!«
    »Soso«, sagte Sulla. Er war nicht gekommen, um sich Klagen über eins von Aurelias Kindern anzuhören. Kinder langweilten ihn, egal wie klug oder reizend sie waren. Seine eigenen stellten eine Ausnahme von dieser Regel dar, die er selbst nicht verstand. Nein, er hatte Aurelia erzählen wollen, daß er Rom verlassen würde.
    »Du verläßt mich also auch«, sagte sie und bot ihm Trauben aus dem Garten im Innenhof an.
    »Und zwar schon bald, fürchte ich. Titus Didius möchte seine Truppen mit dem Schiff nach Spanien verfrachten, und dafür ist Anfang Winter die beste Zeit. Ich reise allerdings auf dem Landweg voraus, um die Ankunft vorzubereiten.«
    »Hast du genug von Rom?«
    »Ist das in meiner Situation nicht verständlich?«
    »O doch.«
    Sulla war unruhig und ballte die Fäuste verbittert. »Ich werde es nie schaffen, Aurelia!«
    Aber das reizte sie nur zum Lachen. »Warte nur, eines Tages wirst du es schaffen, und dann wird man dir den Kopf abschlagen wie dem siegreichen Pferd beim Pferderennen im Oktober, Lucius Cornelius.«
    »Hoffentlich nicht«, lachte er zurück. »Meinen Kopf möchte ich schon gerne auf den Schultern behalten! Was bedeutet dieser merkwürdige Brauch eigentlich? Das Problem mit all unseren Bräuchen ist, daß sie so alt sind. Wir verstehen ja nicht einmal die Sprache, in der wir unsere Gebete aufsagen, und wir wissen nicht, warum wir Schlachtrösser paarweise vor Wagen spannen, Rennen veranstalten und dann das rechts laufende Pferd des Siegerwagens opfern!« Das Licht war so hell, daß Sullas Pupillen sich zu winzigen Punkten zusammengezogen hatten und er wie ein blinder Seher aussah. Die Augen, die er jetzt Aurelia zuwandte, waren erfüllt vom Schmerz des Sehers, der die Zukunft kennt — nicht vom Schmerz der Vergangenheit oder Gegenwart. Und Sulla rief: »Ach Aurelia! Warum kann ich nie glücklich sein?«
    Ihr Herz zog sich zusammen, sie grub ihre Fingernägel in die Handflächen. »Ich weiß es nicht, Lucius Cornelius.«
    »Ich auch nicht.«
    Es war schrecklich, jetzt einen praktischen Vorschlag zu machen, aber was sollte sie sonst tun? »Ich glaube, du brauchst Beschäftigung.«
    »Gewiß!« sagte er trocken. »Wenn ich beschäftigt bin, habe ich keine Zeit zum Nachdenken.«
    »Das geht mir auch so«, sagte sie heiser. »Aber das sollte im Leben nicht alles sein.«
    Sie saßen im Empfangszimmer an der niedrigen Wand zum Garten des Innenhofs. Zwischen ihnen stand ein Tisch mit einem Teller, auf dem voll und purpurrot Trauben lagen. Aurelia sah Sulla immer noch an, obwohl er seinen Blick schon abgewandt hatte. Wie attraktiv er ist! dachte sie, und plötzlich überkam sie ein Elend, das sie sonst nicht bis in ihr Bewußtsein dringen ließ. Er hat einen Mund wie mein Mann, einen so schönen Mund, so schön. . .
    Sulla schlug die Augen auf, und sein Blick traf den ihren. Aurelia errötete tief. Sein Gesicht

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