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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und Marcus Plautius Silvanus, grundsätzlich in den Weg stellen, wenn sie versuchen sollten, die Beschränkungen in Lucius Caesars Gesetzesvorlage zu ignorieren und das Bürgerrecht auch solchen Italikern zu verleihen, die am Krieg gegen Rom teilgenommen hatten. Piso Frugi hatte sich der Ge setze svorlage deshalb nicht widersetzt, weil ihn Scaurus und andere, von denen er etwas hielt, mit Argumenten überzeugt hatten. Allmählich regte sich wieder das Interesse für die Vorgänge auf dem Forum, das seit Ausbruch des Krieges fast vollkommen erlahmt war. Das kommende Jahr versprach spannende politische Kontroversen.
    Sehr viel weniger erfreulich verliefen die Zenturiatswahlen, zumindest die Wahl der Konsuln. Seit zwei Monaten war absehbar gewesen, wie die Gewinner heißen würden, und so kam es auch. Gnaeus Pompeius Strabo erhielt die meisten Stimmen, und Lucius Porcius Cato wurde zu seinem Mitkonsul gewählt. Allgemein führte man das Ergebnis darauf zurück, daß Pompeius Strabo wenige Tage vor den Wahlen einen Triumph gefeiert hatte.
    »Diese Triumphzüge sind erbärmlich«, sagte der Senatsvorsitzende Scaurus zu Lucius Cornelius Sulla. »Erst Lucius Julius, und jetzt auch noch Gnaeus Pompeius! Ich fühle mich sehr alt.«
    Er sieht auch sehr alt aus, dachte Sulla und machte sich ernste Sorgen. Wenn es auf dem Schlachtfeld ohne Gaius Marius langweilig und trostlos zu werden versprach, was bedeutete dann der Verlust von Marcus Aemilius Scaurus für das andere Schlachtfeld, das Forum Romanum? Wer würde sich beispielsweise um die bedeutungslosen und letztlich doch sehr wichtigen auswärtigen Angelegenheiten kümmern, von denen Rom immer betroffen war? Wer würde dünkelhafte Trottel wie Philippus und arrogante Emporkömmlinge wie Quintus Varius in die Schranken weisen? Wer würde mit jeder beliebigen Aufgabe so unerschrocken, mit soviel Selbstvertrauen und so souverän fertigwerden? Es war unübersehbar, daß Scaurus seit dem Schlaganfall von Gaius Marius sichtlich abgebaut hatte. Die beiden brauchten einander nach über vierzig Jahren Zwist und Streit.
    »Marcus Aemilius, paß auf dich auf!« mahnte Sulla, von einer plötzlichen Vorahnung gestreift.
    Die grünen Augen blinzelten. »Einmal müssen wir alle gehen!«
    »Das schon. Aber deine Zeit ist noch nicht gekommen. Rom braucht dich. Sonst sind wir der zartfühlenden Gnade des Lucius Julius Caesar und des Lucius Marcius Philippus ausgeliefert. Was für ein Schicksal!«
    Scaurus fing an zu lachen. »Ist das für Rom das schlimmste Schicksal?« Er legte den Kopf schräg wie ein gerupftes, mageres altes Huhn. »In mancher Hinsicht halte ich sehr große Stücke auf dich, Lucius Cornelius. Und in anderer Hinsicht habe ich das Gefühl, daß es Rom in deinen Händen schlechter ginge als in Philippus’ Händen.« Er schüttelte einen Zeigefinger. »Du bist vielleicht kein geborener Militär, aber du hast die meisten Jahre, seit du im Senat bist, in der Armee verbracht. Und mir ist aufgefallen, daß viele Jahre Militärdienst aus Senatoren Despoten machen, wie Gaius Marius einer ist. Wenn sie in hohe politische Ämter gelangen, vertragen sie die normalen politischen Beschränkungen nicht mehr.«
    Sie standen vor der Buchhandlung des Sosius in der Straße Argiletum. Dort hatte seit Jahrzehnten ein hervorragender Imbißstand seinen Platz. Während sie sich unterhielten, aßen sie Rosinentörtchen mit einer Füllung aus Honig und Eiercreme. Ein Junge mit hellen Augen beobachtete sie genau und wartete auf den rechten Augenblick, um eine Schale warmes Wasser und ein Tuch anzubieten. Die Torten waren saftig und klebrig.
    »Wenn meine Zeit kommt, Marcus Aemilius, dann hängt es von Rom ab, wie es Rom unter meiner Führung geht. Eines kann ich dir versprechen: Ich werde es nicht zulassen, daß Rom unseren Vorfahren Schande macht. Und auch nicht, daß Rom von Leuten wie Saturninus beherrscht wird«, sagte Sulla scharf.
    Scaurus aß zu Ende und schnalzte mit klebrigen Fingern in Richtung des Jungen. Der Senatsvorsitzende wusch und trocknete sich konzentriert die Hände und zahlte einen ganzen Sesterz. Nachdem Sulla seinem Beispiel gefolgt war — und dem Jungen eine bedeutend geringere Münze gegeben hatte —, fuhr er fort.
    »Ich hatte einen Sohn«, sagte er mit fester Stimme, »aber der taugte nichts. Ein Schwächling und Hasenfuß, wenn auch sonst ein netter junger Bursche. Jetzt habe ich einen zweiten Sohn, aber er ist noch so klein, daß ich nicht weiß, aus welchem Holz er

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