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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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hat mich nicht verlassen. Du kannst die Nachricht an die Soldaten weitergeben. Sieht es so aus, als wollte Mutilus bald abziehen?«
    »Es sieht eher so aus, als gewährte er seinen Männern ausgedehnte Ferien.«
    »Sie haben genug von diesem Krieg, und Mutilus weiß das.« Sulla klang zufrieden. »Außerdem hat er Sorgen. Er sitzt seit mehr als sechzig Tagen im selben Lager, und jede neue Nachricht, die bei ihm eintrifft, macht ihm die Entscheidung noch schwerer, wohin er als nächstes gehen soll. Er hat den Westen der Campania verloren und ist im Begriff, Apulia zu verlieren.«
    »Was tun wir also?« fragte Lucullus, der von Natur aus einen Hang zum Kriegerischen hatte und mit Feuereifer von Sulla lernte.
    »Wir schlagen ein Lager auf unserer Seite des letzten Bergrük- kens vor dem Voltorno auf, zünden keine Feuer an und warten ab. Wir verhalten uns ganz ruhig. Ich möchte zuschlagen, wenn er zum Aufbruch rüstet. Er muß bald aufbrechen, sonst verliert er den Krieg ohne einen weiteren Kampf. Wenn er Silo wäre, würde er vielleicht diesen Weg wählen. Aber Mutilus? Er ist Samnite. Er haßt uns.«
    Sechs Tage später beschloß Mutilus aufzubrechen. Sulla konnte nicht wissen, daß der Anführer der Samniten soeben Nachricht über einen schrecklichen Kampf vor Larinum zwischen Gaius Cosconius und Marius Egnatius erhalten hatte. Zwar hatte Mutilus seiner eigenen Armee Ruhe gegönnt, aber er hatte Cosconius doch nicht erlaubt, sich im Norden von Apulia wie auf einem Paradeplatz aufzuführen. Er hatte Cosconius eine große und erfahrene Armee von Samniten und Frentanern unter Marius Egnatius entgegengeschickt, die Cosconius erledigen sollte. Aber die kleine römische Streitmacht war in guter Verfassung, vertraute ihrem Führer rückhaltlos und hatte Gefallen an dem Gedanken gefunden, unschlagbar zu sein. Die Armee von Marius Egnatius hatte eine Niederlage erlitten, er selbst und die meisten seiner Männer waren in der Schlacht gefallen — eine Schreckensnachricht für Mutilus.
    Kurz nach dem Morgengrauen strömten Sullas vier Legionen aus ihrem Versteck hinter dem Bergrücken hervor und überfielen Mutilus. In seinem halb abgebauten Lager und mit einer ungeordneten Armee hatte der Samnite keine Chance. Schwer verwundet flüchtete er mit dem Rest seiner Armee nach Aesernia und schloß sich dort ein. Noch einmal raffte sich die geplagte Stadt auf, einer Belagerung zu trotzen — nur standen diesmal die Römer draußen, und die Samniten waren drinnen.
    Während Sulla noch mit den Aufräumarbeiten nach dem Gemetzel beschäftigt war, informierte ihn Cosconius persönlich von seinem Sieg über Marius Egnatius, strahlend vor Freude. Ganz gleich wie viele Widerstandsnester noch blieben, der Krieg war vorüber. Und Mutilus hatte das seit mehr als sechzig Tagen gewußt.
    Sulla ließ ein paar Kohorten unter dem Kommando von Lucul- lus vor Aesernia zurück, damit Mutilus eingeschlossen blieb, und marschierte selbst nach Bovianum, zur alten Hauptstadt der Samniten. Die Stadt war hervorragend befestigt durch drei Zitadellen, die mit mächtigen Mauern verbunden waren. Jede Zitadelle schaute in eine andere Richtung und schützte eine der drei Straßen, die in Bovianum zusammenliefen. Die Stadt hielt sich für unangreifbar.
    »Wißt ihr,« sagte Sulla zu Metellus Pius und Hortensius, »eines ist mir an Gaius Marius immer aufgefallen, wenn er im Feld war: Er war nie in die taktische Kunst verliebt, Städte einzunehmen. Ihm kam es nur auf offene Feldschlachten an. Ich hingegen finde es höchst faszinierend, Städte zu erobern. Wenn man Bovianum anschaut, wirkt es uneinnehmbar. Aber das ist ein Irrtum. Bovianum wird noch heute fallen.«
    Und Sulla hielt Wort. Er täuschte der Stadt vor, seine gesamte Armee stünde unterhalb der Zitadelle, von der aus man die Straße von Aesernia überblicken konnte, aber gleichzeitig schlich sich eine Legion durch die Berge außen um die Stadt herum und griff die Zitadelle an, die nach Süden in Richtung Saepinum lag. Als Sulla eine riesige Rauchsäule aus dem Saepinum zugewandten Turm aufsteigen sah — das vorher vereinbarte Signal —, griff er den nach Aesernia gelegenen Turm an. Keine drei Stunden später ergab sich Bovianum.
    Sulla errichtete kein Lager, sondern quartierte seine Soldaten in Bovianum ein und benützte die Stadt als Stützpunkt, während er das Land in weitem Umkreis säuberte, um sicherzustellen, daß das südliche Samnium gänzlich unterworfen wurde und nicht mehr in der Lage war,

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