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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Auspeitschen und weitere zweihundert zum Enthaupten. Und macht schnell. Ihr arbeitet nicht zusammen und geht planlos vor. Wenn sich das nicht schnellstens ändert, könnt ihr euch auf etwas gefaßt machen.«
    »Es wäre viel einfacher, sie verhungern zu lassen«, sagte der Sohn des Konsuls, der dem Gemetzel ungerührt zusah.
    »Entschieden einfacher. Aber nicht legal«, sagte sein Vater.
    Über fünftausend Männer starben an diesem Tag. Das Blutbad vergaß keiner der Römer vor Asculum jemals wieder, aber keine Stimme erhob sich dagegen und auch hinterher mißbilligte niemand das Vorgehen des Feldherrn. Der Platz schwamm buchstäblich in Blut, und der besondere, ekelerregende Geruch — warm, süßlich, ein wenig nach Eisen — stieg wie Dunst in die sonnige Bergluft empor.
    Bei Sonnenaufgang erhob sich der Konsul von seinem Amtsstuhl und streckte seine Glieder. »Alle zurück ins Lager«, sagte er lakonisch. »Um die Frauen und Kinder kümmern wir uns morgen. Es ist nicht nötig, auf der Innenseite Wachen aufzustellen. Verschließt einfach die Tore und macht draußen Kontrollgänge.« Er gab keinen Befehl, die Leichen oder das Blut zu beseitigen, also ließ man alles, wie es war.
    Am Morgen kehrte der Konsul auf sein Podest zurück, ungerührt von dem Anblick, der sich ihm bot. Seine Soldaten hielten die Frauen und Kinder in Gruppen am Rande des Forums zusammen. Das Urteil des Konsuls fiel für alle gleich aus:
    »Ihr verlaßt die Stadt unverzüglich und nehmt nur das mit, was ihr am Leibe tragt. Keine Nahrungsmittel, kein Geld, keine Wertgegenstände, keine Andenken.«
    Nach zwei Jahren Belagerung war Asculum Picentum eine bettelarme Stadt, es gab wenig Geld und noch weniger Wertgegenstände. Aber ehe die Verbannten die Stadt verlassen durften, wurden sie durchsucht, und keine Frau durfte noch einmal in das Haus zurückkehren, aus dem sie herausgeholt worden war. Frauen und Kinder wurden einfach wie Schafe aus dem Tor hinausgetrieben und zogen dann durch die Reihen von Pompeius Strabos Armee in ein Gebiet, das die Besatzungslegionen ausgeplündert und verwüstet hatten. Kein Hilferuf, kein weinendes altes Weib, kein schreiendes Kind wurde erhört, auf so etwas fielen die Soldaten von Pompeius Strabo nicht herein. Die schönen Frauen wurden den Offizieren und Zenturionen übergeben, die halbwegs gutaussehenden bekamen die Soldaten. Nachdem die Männer mit ihnen fertig waren, wurden die Frauen, die dann noch lebten, einen oder zwei Tage nach ihren Müttern und Kindern in das verwüstete Land hinausgejagt.
    »Es lohnt sich nicht, irgend etwas von hier für meinen Triumphzug nach Rom mitzunehmen«, sagte der Konsul, als alles vorüber war und er von seinem Amtsstuhl aufstehen konnte. »Überlaßt alles meinen Männern.«
    Cicero folgte seinem Feldherrn die Stufen des Podestes hinunter und starrte mit offenem Mund auf den Platz, der ihm wie der größte Schlachthof der Welt erschien. Cicero spürte keine Übelkeit mehr, kein Mitleid, überhaupt kein Gefühl. Wenn das Krieg war, dachte er, dann wollte er keinen zweiten mehr erleben. Und doch konnte sein Freund Pompeius, den er heftig bewunderte und den er als so freundlich kannte, seinen herrlichen Blondschopf sorglos in den Nacken werfen und fröhlich vor sich hin pfeifen, während er sich einen Weg zwischen den tiefen Lachen aus geronnenem, von Schmeißfliegen bedecktem Blut auf dem Platz suchte. Seine herrlichen blauen Augen drückten nichts als Anerkennung aus, als sie über die Berge geköpfter Leichen wanderten.
    »Ich habe Poplicola gesagt, er soll zwei besonders hübsche Frauen für uns Kadetten aufheben«, sagte Pompeius und blieb einen Schritt zurück, damit Cicero nicht in eine Blutlache treten mußte. »Wir werden unser Vergnügen haben! Hast du schon mal gesehen, wie es jemand gemacht hat? Wenn nicht, dann ist es heute abend soweit!«
    Cicero holte tief Luft, es klang wie ein Schluchzen. »Gnaeus Pompeius, es fehlt mir nicht an Rückgrat«, sagte er heroisch, »aber ich habe weder das Herz noch den Magen für den Krieg. Nach dem, was ich in den letzten zwei Tagen hier gesehen habe, würde es mich nicht einmal erregen, wenn Paris es vor meinen Augen mit Helena triebe! Und was die Frauen aus Asculum angeht — laß mich um Himmels willen aus dem Spiel! Ich werde unter einem Baum schlafen.«
    Pompeius lachte und legte den Arm um die schmalen, gebeugten Schultern seines Freundes. »Ach, Marcus Tullius, du bist doch die vertrocknetste alte Vestalin, die mir je

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