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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wieder Wasser gebt.«
    Pompeius Strabo warf den Kopf mit dem ergrauenden blonden Haar in den Nacken und brüllte vor Lachen. »Wozu?« fragte er prustend. »Es wird niemand mehr da sein, der es trinken kann!«
    »Wir haben Durst, Gnaeus Pompeius!«
    »Dann behaltet euren Durst«, sagte Pompeius Strabo.
    Er ritt auf seinem Staatsroß nach Asculum Picentum hinein, an der Spitze eines Zuges, der aus seinen Legaten — Lucius Gellius Poplicola, Gnaeus Octavius Ruso und Lucius Junius Brutus Damasippus —, seinen Militärtribunen, seinen Kadetten und einer ausgewählten Anzahl Soldaten in der Stärke von fünf Kohorten bestand.
    Während sich die Soldaten sofort mit geübter Disziplin über die ganze Stadt verteilten, um alle Einwohner zusammenzutreiben und jedes Haus zu inspizieren, zog der Konsul Strabo zum Forum, das auch als Marktplatz genutzt wurde. Es trug noch die Spuren der Zeit, in der sich Gaius Vidacilius in der Stadt eingenistet hatte. Wo einst die Tribüne des Magistrats gestanden hatte, lag nun ein unordentlicher Haufen verkohlter Balken: die Reste des Scheiterhaufens, auf dem Vidacilius sich verbrannt hatte.
    Der Konsul Strabo kaute an der tückischen Reitgerte, mit der er sein Staatsroß züchtigte, sah sich aufmerksam um und wandte sich dann an Brutus Damasippus.
    »Baut ein Podest oben auf den Scheiterhaufen, und zwar schnell«, sagte er kurz angebunden.
    Innerhalb kürzester Zeit hatte eine Gruppe von Soldaten Türen und Balken aus den nächstgelegenen Gebäuden herausgerissen, und Pompeius Strabo bekam sein Podest, sogar mit Stufen. Ganz oben auf das Podest stellte man seinen elfenbeinernen Amtsstuhl und einen Schemel für seinen Schreiber.
    »Du kommst mit mir«, sagte Pompeius Strabo zu Cicero, schritt die Stufen hinauf und setzte sich auf den Elfenbeinstuhl. Er trug noch immer den Brustharnisch und den Helm des Feldherren, aber von seinen Schultern wehte ein purpurner Umhang statt des roten Feldherrnmantels. Cicero hatte die Hände voller Wachstafeln und legte sie nun hastig neben seinem Schemel auf den Boden. Dann kauerte er sich auf seinen Platz, eine Tafel im Schoß, den knöchernen Griffel bereit. Er rechnete mit einer offiziellen Verhandlung.
    »Poplicola, Ruso, Damasippus, Gnaeus Pompeius — kommt zu mir«, sagte der Konsul schroff wie gewohnt.
    Ciceros Herz schlug allmählich ein wenig langsamer, und seine Angst verringerte sich so weit, daß er seine Umgebung wahrnehmen konnte, während er darauf wartete, seine ersten offiziellen Worte niederzuschreiben. Offensichtlich hatte die Stadt gewisse Vorsichtsmaßnahmen getroffen, ehe sie die Tore geöffnet hatte, denn vor dem Versammlungsgebäude lagen Schwerter, Kettenhemden, Speere, Dolche und andere Gegenstände, die man als Waffen ansehen konnte, zu einem großen Haufen aufgeschichtet.
    Die Mitglieder des Magistrats wurden hergebracht, sie mußten direkt unter dem behelfsmäßigen Podest stehen. Pompeius Strabo eröffnete die Verhandlung, die nur aus ein paar Sätzen bestand.
    »Ihr seid alle des Verrates und des Mordes schuldig. Ihr seid keine römischen Bürger. Ihr werdet ausgepeitscht und dann enthauptet. Ihr könnt von Glück sagen, daß ich euch nicht wie Sklaven behandle und kreuzigen lasse.«
    Das Urteil wurde sofort am Fuße des Podestes vollzogen, und der entsetzte Cicero versuchte die aufsteigende Übelkeit dadurch niederzukämpfen, daß er verzweifelt auf die Tafel in seinem Schoß starrte und sinnlose Kringel in das Wachs malte.
    Nachdem er mit dem Magistrat fertig war, sprach Konsul Strabo dasselbe Urteil über jeden Mann zwischen dreizehn und achtzig, den seine Soldaten finden konnten. Um die Abwicklung zu beschleunigen, bestimmte er fünfzig Soldaten zum Auspeitschen und fünfzig zum Enthaupten. Andere mußten den Waffenhaufen vor dem Versammlungsgebäude nach geeigneten Äxten durchsuchen, vorläufig sollten die Soldaten zum Enthaupten ihre Schwerter benützen. Nach einiger Übung konnten sie ihre ausgemergelten und erschöpften Opfer so zügig enthaupten, daß sie keine Äxte mehr nehmen wollten. Aber nach einer Stunde waren trotzdem erst dreihundert Einwohner von Asculum tot. Ihre Köpfe hatte man auf Speere gesteckt und an die Zinnen der Stadtmauer genagelt, ihre Körper an der Seite des Forums auf einen Haufen geworfen.
    »Ihr werdet eure Leistungen steigern müssen«, sagte Pompeius Strabo zu seinen Offizieren und Soldaten. »Ich will, daß die Sache heute erledigt wird, nicht in einer Woche! Bestimmt zweihundert Mann zum

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