MoR 02 - Eine Krone aus Gras
Schrecken heraus und riefen, sie wollten sich ergeben.
»Tötet sie alle und plündert die Stadt«, befahl Sulla. »Es ist höchste Zeit, daß die Italiker begreifen, daß sie von mir keine Gnade zu erwarten haben.«
»Auch Frauen und Kinder?« fragte Quintus Hortensius, der andere Militärtribun.
»Hast du nicht die Nerven dazu, du Advokat vom Forum?« fragte Sulla mit einem spöttischen Blick.
»Du mißverstehst meine Frage, Lucius Cornelius«, sagte Hortensius mit seiner schönen Stimme. »Ich habe kein Mitleid mit den Gören der Hirpiner. Aber wie jeder Advokat vom Forum will ich alles geklärt haben. Damit ich weiß, woran ich bin.«
»Niemand darf am Leben bleiben. Aber sag den Männern, sie sollen die Frauen zuerst vergewaltigen. Dann können sie sie töten.«
»Du bist nicht daran interessiert, Gefangene zu machen, die du als Sklaven verkaufen kannst?« fragte das Ferkel mit seinem ausgeprägten Sinn für das Praktische.
»Italiker sind keine barbarischen Feinde. Ich plündere zwar ihre Städte, aber Sklaven gibt es nicht. Lieber will ich sie alle tot sehen.«
Von Aeclanum aus wandte sich Sulla nach Süden und marschierte mit seinen zufriedenen Soldaten nach Compsa, der zweiten Hochburg der Hirpiner. Wie die Schwesterstadt hatte auch Compsa eine hölzerne Befestigung, aber die Kunde von Aeclanums Schicksal hatte die Stadt schneller erreicht als Sullas Armee. Als er eintraf, erwartete ihn Compsa mit weit geöffneten Stadttoren, und der Magistrat empfing ihn vor der Stadt. Diesmal zeigte sich Sulla gnädig, Compsa wurde nicht geplündert.
Von Compsa aus schickte Sulla einen Brief an Catulus Caesar in Capua und wies ihn an, unter der Führung der Brüder Aulus und Publius Gabinius zwei Legionen nach Lucania zu schicken. Sie hatten Befehl, Marcus Lamponius alle Städte abzunehmen und die Via Popillia den ganzen Weg bis Rhegium zu räumen. Dann besann sich Sulla noch auf einen weiteren nützlichen Mann und fügte einen Nachsatz an mit dem Inhalt, Catulus Caesar solle den Legaten Gnaeus Papirius Carbo mit auf den Feldzug nach Lucania schicken.
In Compsa erhielt Sulla zwei Briefe. Der eine informierte ihn darüber, daß Herculaneum trotz heftigster Gegenwehr bei einem Angriff zwei Tage vor den Iden des Juni endlich gefallen war, daß jedoch Titus Didius im Kampf getötet worden war.
»Herculaneum soll teuer dafür bezahlen«, schrieb Sulla an Catulus Caesar.
Der zweite Brief kam von Gaius Cosconius aus Apulia.
Nach einer erstaunlich einfachen Reise ohne Zwischenfälle bin ich mit meinen Legionen in einem Gebiet mit Salzlagunen in der Nähe des Fischerdorfes Salapia gelandet, genau fünfzig Tage nachdem ich Puteoli verlassen hatte. Alles verlief exakt nach Plan. Wir sind nachts völlig unbemerkt an Land gegangen, griffen .Salapia im Morgengrauen an und brannten es bis aufdie Grundmauern nieder. Ich habe sichergestellt, daß alle Bewohner im Ort und im Umkreis getötet wurden, damit niemand die Samniten von unserer Ankunft benachrichtigen kann.
Von Salapia aus marschierte ich nach Cannae und nahm es kampflos ein, dann durchquerte ich an einer Furt den Fluß Ofanto und rückte Richtung Canusium vor. Knapp zehn Meilen weiter stieß ich aufein großes samnitisches Heer, das von Gaius Trebatius geführt wurde. Es kam unvermeidlich zum Gefecht. Da uns der Gegner zahlenmäßig weit überlegen und das Gelände ungünstig für uns war, wurde es eine blutige und verlustreiche Schlacht. Aber auch Trebatius erlitt schwere Verluste. Ich beschloß, mich nach Cannae zurückzuziehen, denn ich durfte es nicht riskieren, noch mehr Männer zu verlieren. Ich brachte meine Soldaten in Marschordnung und überquerte wieder den Ofanto, Trebatius dicht auf den Fersen. Dann fiel mir eine geeignete Taktik ein. Wir taten so, als wären wir in Panik geraten, und versteckten uns hinter einem Hügel auf der Cannae zugewandten Seite des Flusses. Die Täuschung gelang. Trebatius fühlte sich sicher und ließ seine Truppen ungeordnet den Fluß durchwaten. Meine Männer fürchteten die Übermacht nicht und brannten darauf, den Kampf fortzusetzen. Ich befahl ihnen, im Laufschritt einen vollen Kreis zurück an den Fluß zu schlagen, und wir stürzten uns auf Trebatius, als er noch im Wasser stand. Das Ergebnis war ein glänzender Sieg Roms. Ich habe die Ehre, Dir zu berichten, daß fünfzehntausend Samniten an der Furt fielen. Trebatius und die wenigen Überlebenden Hohen nach Canusium, das sich auf eine Belagerung vorbereitet hat. Ich
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