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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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habe die Erwartungen der Stadt nicht enttäuscht.
    FünfKohorten meiner Männer, einschließlich der verwundeten, ließ ich unter dem Kommando von Lucius Lucceius vor Canusium zurück, die verbliebenen fünfzehn Kohorten führte ich nach Norden zum Gebiet der Frentaner. Ausculum Apulium ergab sich ohne Kampf, ebenso Larinum.
    Während ich diesen Bericht schreibe, ist eine Nachricht von Lucius Lucceius eingetroffen, daß Canusium kapituliert hat. Entsprechend meinen Anweisungen hat Lucius Lucceius die Stadt geplündert und alle Einwohner getötet, allerdings scheint es, als sei Gaius Trebatius entkommen. Da wir keine Möglichkeiten haben, Gefangene mitzuführen, und ich es mir nicht leisten kann, kampffähige feindliche Soldaten im Rücken zu haben, hatte ich nur die Möglichkeit, Canusium vollständig zu zerstören. Ich hoffe, daß Dir das nicht mißfällt. Von Larinum aus werde ich weiter in Richtung zu den Frentanern vorrücken und auf Nachricht von Deinen eigenen Vorhaben sowie weitere Befehle warten.
    Höchst zufrieden legte Sulla den Brief nieder und rief nach Metellus Pius und seinen beiden ersten Militärtribunen, denn diese jungen Männer hatten sich als außerordentlich tüchtig erwiesen.
    Nachdem Sulla ihnen die Nachrichten von Cosconius weitergegeben und geduldig ihre Ausrufe des Erstaunens abgewartet hatte — er hatte niemand etwas von Cosconius’ Expedition erzählt — erteilte er neue Befehle.
    »Es ist an der Zeit, daß wir Mutilus das Handwerk legen«, sagte er. »Tun wir das nicht, wird er mit so vielen Leuten über Gaius Cosconius herfallen, daß kein einziger Römer am Leben bleibt, und das wäre ein schlechter Lohn für seinen tapferen Einsatz. Meine Kundschafter haben mir gesagt, daß Mutilus im Augenblick abwartet, was ich unternehme, und erst dann entscheiden will, ob er gegen mich oder gegen Gaius Cosconius ins Feld zieht. Mutilus hofft, daß ich auf der Via Appia weiter nach Süden vorrücke und mich auf Venusia konzentriere. Venusia ist so stark, daß es für eine ganze Weile meine gesamte Aufmerksamkeit beanspruchen würde. Sobald er eine Bestätigung dafür hat, macht er sich auf die Suche nach Gaius Cosconius. Daher werden wir heute aufbrechen und Richtung Süden marschieren. Aber sobald es dunkel ist, schlagen wir die entgegengesetzte Richtung ein und entfernen uns von der Straße. Zwischen hier und dem Oberlauf des Voltorno ist das Gelände rauh und gebirgig, aber wir gehen trotzdem in diese Richtung. Die samnitische Armee liegt schon viel zu lange in ihrem Lager zwischen Venafrum und Aesernia, und Mutilus macht keinerlei Anstalten, sich von dort wegzuführen. Wir müssen fast hundertfünfzig sehr beschwerliche Meilen zurücklegen, bis wir ihn erreicht haben. Trotzdem werden wir in acht Tagen dort sein, und zwar frisch und kampfbereit.«
    Niemand widersprach ihm. Sulla trieb seine Armee immer gnadenlos vorwärts, aber seit Nola waren die Soldaten in solcher Hochstimmung, daß sie glaubten, mit Sulla zusammen wäre für sie nichts unmöglich. Auch die Plünderung von Aeclanum hatte bei den Soldaten Wunder gewirkt, zumal Sulla für sich und seine Offiziere nichts von der mageren Beute beansprucht hatte bis auf ein paar Frauen, und nicht einmal die schönsten.
    Der Marsch zu Mutilus dauerte jedoch einundzwanzig Tage und nicht acht, wie ursprünglich geplant. Straßen gab es nicht, und die Berge waren schroff und felsig, so daß man sie häufig mühsam umgehen mußte. Im stillen ärgerte sich Sulla, aber er war klug genug, seinen Legionären und Offizieren ein fröhliches und zuversichtliches Gesicht zu zeigen. Er sorgte auch dafür, daß es seiner Armee wenigstens einigermaßen gut ging. In gewisser Weise war Sulla durch die Verleihung der Graskrone weicher geworden, er bedachte stets, daß diese Armee sein Eigentum war. Wenn das Gelände so leicht begehbar gewesen wäre, wie er gedacht hatte, hätte er seine Leute zur Eile angetrieben. So aber sah er es als vordringliche Aufgabe an, sie bei guter Stimmung zu halten und sich mit dem Unvermeidlichen abzufinden. Wenn das Glück noch immer auf seiner Seite war, würde er Mutilus dort antreffen, wo er ihn vermutete. Und Sulla hatte keinen Zweifel, daß das Glück noch auf seiner Seite war.
    So war es Ende Quintilis, als Lucullus mit gespanntem Gesicht in Sullas Lager geritten kam.
    »Er ist da!« rief Lucullus ohne Umschweife.
    »Gut!« sagte Sulla lächelnd. »Das heißt, daß das Glück ihn verlassen hat, Lucius Licinius, denn das meine

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