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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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könntest nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun, du geldgieriger Schwachkopf!«
    »Nein, Schluß!« Sulpicius stellte sich zwischen die beiden. »Geh weg, Gaius Flavius! Mach schon, verschwinde! Überlaß die Regierung von Rom denen, die älter sind als du — und besser.«
    Caesar Strabo lachte, und Fimbria schlich sich davon.
    »Ein schrecklicher Bursche, auch wenn er jung und sonstwas ist«, sagte Sulpicius. »Er hat dir nie verziehen, daß du Varius angeklagt hast.«
    »Das überrascht mich nicht«, erwiderte Caesar Strabo. »Als Varius starb, verlor er seine einzige erkennbare Stütze.«
    Es gab keine weiteren Überraschungen mehr. Als die Kandidaten für das Konsulat und die Prätur nominiert waren, gingen alle nach Hause und warteten geduldig auf das Erscheinen des Konsuls Gnaeus Pompeius Strabo.

    Er kehrte erst nach Rom zurück, als der Dezember schon fast vorüber war, und bestand dann darauf, zuerst seinen Triumph zu feiern, ehe er irgendwelche Wahlen abhielt. Eine brillante Idee, die er nach der Einnahme von Asculum Picentum gehabt hatte, hatte seine Rückkehr nach Rom verzögert. Sein Triumphzug — natürlich stand ihm ein solcher zu — würde ziemlich armselig ausfallen, denn er hatte keine Siegesbeute vorzuführen, keine faszinierend exotischen Festwagen, die Bilder und Menschen zeig- ten, die den Einwohnern von Rom unbekannt waren. Und da hatte er seinen glänzenden Einfall. Er würde Tausende von italischen Kindern in seinem Triumphzug mitführen! Seine Truppen schwärmten aus und durchkämmten die ländlichen Gegenden; nach einiger Zeit hatten sie mehrere tausend italische Jungen im Alter zwischen vier und zwölf Jahren zusammengebracht. Als Gnaeus Pompeius Strabo dann in seinem Triumphwagen auf dem vorgeschriebenen Weg durch die Straßen von Rom fuhr, schritt ihm eine Legion kleiner Jungen voraus. Der Anblick war schon deshalb erschütternd, weil er daran erinnerte, wie viele italische Männer durch den Einsatz von Gnaeus Pompeius ihr Leben verloren hatten.
    Die Wahl für die kurulischen Ämter fand erst drei Tage vor Neujahr statt. Lucius Cornelius Sulla wurde erstgewählter Konsul, sein Freund Quintus Pompeius Rufus wurde Mitkonsul. Zwei Männer mit roten Haaren aus entgegengesetzten Ecken des römischen Adels. Rom freute sich darauf, zur Abwechslung einmal zwei befreundete Konsuln im Amt zu haben, und hoffte, daß ein Teil des Schadens, der durch den Krieg entstanden war, wiedergutgemacht würde.
    Es war ein Jahr mit sechs Prätoren, was bedeutete, daß für die meisten Statthalter der fernen Provinzen die Amtszeit verlängert wurde: für Gaius Sentius und seinen Legaten Quintus Bruttius Sura in Macedonia, für Publius Servilius Vatia und seine Legaten Gaius Coelius und Quintus Sertorius in Gallia, für Gaius Cassius in der Provinz Asia, für Quintus Oppius in Kilikien und Gaius Valerius Flaccus in Spanien. Der neue Prätor Gaius Norbanus wurde nach Sizilien geschickt und ein weiterer neuer Prätor, Publius Sextilius, in die Provinz Africa entsandt. Der Stadtprätor war ein schon recht bejahrter Mann, Marcus Junius Brutus. Sein Sohn war soeben in den Senat aufgenommen worden. Trotz seiner lebenslang schwachen Gesundheit hatte der alte Brutus für das Prätorenamt kandidiert, weil, wie er sagte, Rom ordentliche Männer im Amt brauchte, wenn schon so viele gute Männer im Feld und daher nicht verfügbar waren. Das Amt des praetor peregrinus, der für Prozesse mit Ausländern zuständig war, fiel an einen plebejischen Servilius aus der Familie des Auguren.

    Der Neujahrsmorgen dämmerte hell und klar, und die Zeichen der nächtlichen Wache waren günstig ausgefallen. Es war vielleicht nicht erstaunlich, daß nach zwei Jahren der Furcht und des Schrek- kens ganz Rom auf die Straße ging, um der Amtseinsetzung der neuen Konsuln beizuwohnen. Alle sahen, daß ein vollständiger Sieg über die Italiker greifbar nahe war, und viele hofften, daß die neuen Konsuln nun Zeit finden würden, sich um die ungeheuren finanziellen Probleme der Stadt zu kümmern.
    Nachdem Lucius Cornelius Sulla von der Nachtwache in sein Haus zurückgekehrt war, ließ er sich in die purpurgesäumte Toga hüllen und setzte sich eigenhändig die Graskrone auf. Er verließ das Haus und genoß das neue Gefühl, hinter nicht weniger als zwölf mit Togen bekleideten Liktoren zu gehen, auf ihren Schultern die Rutenbündel, die rituell mit roten Lederriemen zusammengebunden waren. Vor ihm schritten die Ritter, die sich

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