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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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interessiert bist, dann pflege den Kontakt selbst. Aber ich kann dir sagen, daß eine Scheidung von Aelia deinem Ruf sehr schaden wird.«
    »Meinem Ruf hat schon manches geschadet. Vale.«

Die Wahlen der Tribus wurden abgehalten, ohne daß ein Konsul anwesend war. Die Aufgabe des Wahlprüfers hatte der Senat Metellus Pius dem Ferkel übertragen, er war Prätor und mit Sulla in Rom eingetroffen. Schon bald war klar, daß die Volkstribunen diesmal recht konservativ sein würden, denn an erster Stelle wurde kein anderer als Publius Sulpicius Rufus gewählt und Publius Antistius mit wenig Abstand. Sulpicius hatte erreicht, daß Pompeius Strabo ihn gehen ließ. Nachdem er sich im Feld einen hervorragenden Ruf als Befehlshaber gegen die Picenter erworben hatte, wollte Sulpicius jetzt politischen Ruhm ernten; rhetorische und gerichtliche Lorbeeren hatte er bereits als junger Mann in einer brillanten Karriere auf dem Forum errungen. Er galt weit und breit als der vielversprechendste Redner unter den jüngeren Männern. Wie der verstorbene Crassus Orator hatte er sich den kleinasiatischen Stil angeeignet, seine Gesten waren anmutig und wohlkalkuliert, seine Stimme war warm und weich, er beherrschte die Sprache und die rhetorischen Regeln glänzend. Sein berühmtester Fall war der Prozeß gegen Gaius Norbanus gewesen mit der Anklage, Norbanus habe Konsul Caepio zu Unrecht beschuldigt, daß Gold von Tolosa geraubt zu haben. Zwar verlor Sulpicius den Prozeß, aber seinem Ansehen schadete das nicht im geringsten. Er war ein guter Freund von Marcus Livius Drusus gewesen — obwohl er die Verleihung des Bürgerrechtes an die Italiker nicht unterstützte — und hatte sich seit Drusus’ Tod eng an Quintus Pompeius Rufus angeschlossen, Sullas Mitkandidaten bei den kommenden Konsulwahlen. Unter seinem Vorsitz würden die Volkstribunen keine demagogischen Schachzüge versuchen. Tatsächlich sah es so aus, als gehörte keiner der zehn Gewählten zur demagogischen Sorte, und auf die Wahl der Tribunen folgte auch keine Welle spektakulärer Gesetze. Verheißungsvoller war die Einsetzung von Quintus Caecilius Metellus Celer als plebejischer Ädil. Er war sehr reich, und es kursierte das Gerücht, er plane wundervolle Spiele für die kriegsmüde Stadt.
    Ebenfalls unter dem Vorsitz des Ferkels versammelten sich die Zenturien auf dem Marsfeld zur Vorstellung der Kandidaten für das Konsulat und die Prätur. Als Sulla und Mitbewerber Quintus Pompeius Rufus eine gemeinsame Kandidatur verkündeten, gab es ohrenbetäubende Beifallrufe, doch als Gaius Julius Caesar Strabo Vopiscus Sesquiculus ebenfalls seine Absicht kundtat, für das Konsulat zu kandidieren, trat verblüffte Stille ein.
    »Das kannst du nicht!« sagte Metellus Pius atemlos. »Du bist noch nicht Prätor gewesen!«
    »Ich behaupte, daß nichts auf den Tafeln steht, das einen Mann daran hindert, sich für das Konsulat zu bewerben, ehe er Prätor gewesen ist«, sagte Caesar Strabo und zog eine Schriftrolle heraus, die so lang war, daß das Publikum stöhnte. »Ich habe hier eine Abhandlung, die meine Auffassung zweifelsfrei beweist, und ich werde sie von Anfang bis Ende vorlesen.«
    »Roll sie wieder zusammen und spar dir die Mühe, Gaius Julius Strabo!« rief der neue Volkstribun Sulpicius aus der Menge unterhalb des Podiums. »Ich lege mein Veto ein! Du darfst nicht kandidieren.«
    »Ach komm, Publius Sulpicius! Wir wollen uns das Gesetz lieber erst einmal genau ansehen, bevor wir jemanden danach anklagen«, rief Caesar Strabo.
    »Ich lege mein Veto gegen deine Kandidatur ein, Gaius Julius Strabo. Komm von da oben herunter und geselle dich zu deinesgleichen«, beharrte Sulpicius.
    »Dann erkläre ich meine Kandidatur für das Amt des Prätors!«
    »Nicht dieses Jahr«, sagte Sulpicius. »Ich lege auch dagegen mein Veto ein.«
    Manchmal konnte der jüngere Bruder von Quintus Lutatius Catulus Caesar und dem Zensor Lucius Julius Caesar bösartig sein, und sein Temperament brachte ihn öfter in Schwierigkeiten, aber heute zuckte Caesar Strabo nur mit den Schultern, grinste, kam ganz zufrieden herunter und stellte sich neben Sulpicius.
    »Dummkopf! Warum hast du das gemacht?« fragte Sulpicius.
    »Es hätte vielleicht geklappt, wenn du nicht hiergewesen wärst.«
    »Eher hätte ich dich umgebracht«, tönte eine Stimme aus dem Hintergrund.
    Caesar Strabo drehte sich um, sah, daß die Stimme dem jungen Gaius Flavius Fimbria gehörte, und schnaubte verächtlich. »Halt den Mund! Du

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