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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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freien Stücken gegeben, als ihr seiner bedurftet. Aus diesem Grund machte Hannibal, als er nach Kleinasien floh, um Pessinus einen großen Bogen.«
    Marius erinnerte sich an den Brief, den Publius Rutilius Rufus ihm zur Zeit der drohenden germanischen Invasion über den Besuch des Battakes und seiner Leute in Rom geschrieben hatte, und mußte ein Lachen unterdrücken. Battakes merkte das und fragte ihn sofort: »Lachst du, weil ich kastriert bin?«
    Marius riß die Augen auf. »Ich dachte, das seist du nicht, Archigallos.«
    »Sonst könnte ich nicht der Kybele dienen, Gaius Marius. Selbst ihr Geliebter Attis mußte dieses große Opfer bringen.«
    »Ich dachte, Attis sei unters Messer gekommen, weil er sich mit einer anderen Frau vergnügte.« Marius hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, wollte aber nicht in ein Gespräch über abgeschnittene Geschlechtsteile hineingezogen werden. Der Priester jedoch wollte offenbar genau darüber sprechen.
    »Nein!« sagte er. »Das ist eine griechische Ausschmückung. Wir in Phrygien halten unseren Kult und unser Wissen über die Göttin rein. Wir sind ihre wahren Anhänger. Kybele kam vor ewigen Zeiten aus Karkemisch zu uns.« Er trat aus dem Sonnenlicht in den Säulengang des großen Tempels, wo seine Gewänder aus Goldbrokat und seine Juwelen nur noch schwach schimmerten.
    Im Tempel der Göttin blieb Battakes stehen. Marius hatte den Eindruck, er sei aufgefordert, ihre Statue zu bewundern.
    »Pures Gold«, sagte Battakes selbstgefällig.
    »Bist du sicher?« Marius erinnerte sich noch an die Erklärungen eines Führer in Olympia, wie die Zeus-Statue gemacht worden sei.
    »Absolut.«
    Die Statue stand auf einem hohen Marmorsockel und stellte die Magna Mater Kybele in Lebensgröße dar. Die Göttin saß auf einer kurzen Bank, ihre Hände ruhten auf den Köpfen zweier mähnenloser Löwen, die links und rechts von ihr saßen. Sie trug einen hohen, kronenartigen Hut und ein dünnes, wallendes Gewand, das von einem Gürtel zusammengehalten wurde und die Schönheit ihrer Brüste offenbarte. Hinter dem linken Löwen standen zwei Hirtenjungen; einer blies auf einer Doppelflöte, der andere zupfte eine große Lyra. Auf der rechten Seite des anderen Löwen stand auf einen Hirtenstab gestützt Kybeles Geliebter Attis. Auf dem Kopf trug er eine phrygische Mütze, eine weiche, nach oben sich verjüngende Kappe, die zur Seite herunterhing; sein langärmeli- ges Hemd war am Hals zugebunden, ließ aber einen muskulösen Bauch frei, und die Schlitze seiner langen Hose auf der Vorderseite beider Beine wurden von Knöpfen zusammengehalten.
    »Interessant«, sagte Marius, der sich überhaupt nichts aus der Statue machte, ob sie nun aus purem Gold war oder nicht.
    »Sie gefällt dir nicht.«
    »Wahrscheinlich weil ich Römer bin, Archigallos, und kein Phrygier.« Marius wandte sich ab und kehrte durch den Tempel zu dem großen Bronzeportal zurück. »Was liegt dieser asiatischen Göttin überhaupt an Rom?«
    »Sie kümmert sich schon immer um Rom, Gaius Marius. Andernfalls wäre sie nie damit einverstanden gewesen, Rom ihren Nabelstein zu geben.«
    »Ja ja, das weiß ich! Aber das ist keine Antwort auf meine Frage.« Marius wurde langsam gereizt.
    »Kybele gibt ihre Gründe nicht preis, nicht einmal ihren Priestern gegenüber«, sagte Battakes. Er war das Treppenrund hinabgeschritten und stand wieder in der Sonne. Seine Kleider glitzerten. Er setzte sich und klopfte mit der Hand einladend neben sich auf die Marmorstufe. »Offensichtlich hat sie den Eindruck, Roms Vorherrschaft in der Welt werde wachsen und sich eines Tages auch auf Pessinus erstrecken. Ihr verehrt sie nun in Rom seit über hundert Jahren als Magna Mater. Von allen ausländischen Tempeln ist ihr derjenige in Rom der liebste. Das große Heiligtum in Piräus bei Athen und auch das in Pergamon machen ihr längst nicht so viel Freude. Ich glaube, sie liebt Rom.«
    »Nun, das ist schön für sie!« sagte Marius aufrichtig.
    Battakes zuckte ein wenig zusammen und schloß die Augen. Er seufzte, zuckte die Achseln und zeigte dann auf einen runden, ummauerten Brunnen vor der Treppe. »Möchtest du die Göttin selbst etwas fragen?«
    Marius schüttelte den Kopf. »Was, ich soll in dieses Ding hinunterbrüllen und mir von einer geisterhaften Stimme antworten lassen? Nein danke.«
    »So beantwortet sie alle Fragen, die man ihr stellt.«
    »Ich will nicht respektlos gegenüber Kybele erscheinen, Archigallos, aber die Götter haben mich, was

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