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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Feldherr! Aber zunächst sollten wir versuchen, ob wir Sulpicius nicht mit seiner eigenen Waffe schlagen können — mit dem Volk.«
    »Dann können wir nur ab heute und solange du willst alle Tage, an denen eine Volksversammlung stattfinden kann, zu Feiertagen erklären«, sagte Scaevola.
    »O ja, das ist eine gute Idee!« Merulas Gesicht hellte sich auf.
    Sulla runzelte die Stirn. »Ist das legal?«
    »Natürlich. Die Konsuln, der Pontifex Maximus und das Priesterkollegium können die Ruhe- und Feiertage, an denen keine Versammlungen stattfinden dürfen, nach eigenem Ermessen bestimmen.«
    »Dann schlagt die Termine der Feiertage heute nachmittag an Rostra und Regia an, und laßt Herolde verkünden, daß alle Tage von jetzt bis zu den Iden des Dezember Feiertage sind.« Sulla grinste böse. »Seine Amtszeit als Volkstribun läuft drei Tage davor ab. Sobald er seines Amtes ledig ist, klage ich Sulpicius des Hochverrats und der Anstiftung zur Gewalt an.«
    »Du wirst ihn in aller Stille anklagen müssen«, sagte Scaevola erschauernd.
    »Beim Jupiter, Quintus Mucius! Wie soll das in aller Stille geschehen?« fragte Sulla. »Ich werde ihn vor Gericht zerren und verklagen. Wenn er nicht mit verführerischen Sprüchen um die Gunst der Massen buhlen kann, ist er ohnehin hilflos. Ich werde ihn betäuben!«
    Zwei verdutzte Augenpaare starrten Sulla an. Wenn er so redete, war er ihnen fremd, und keiner verstand ihn dann.

    Am nächsten Morgen rief Sulla die Senatoren zusammen und verkündete, Konsuln und Priester hätten eine Zeit der Feiertage festgesetzt, während der keine Volksversammlungen stattfinden dürften. Alle bekundeten wortlos ihr Einverständnis; Gaius Marius, der sicherlich Einwände gehabt hätte, war nicht im Senat.
    Catulus Caesar ging nach der Sitzung mit Sulla hinaus.
    »Wie konnte Gaius Marius es wagen, den Staat in Gefahr zu bringen, nur um einen Krieg zu führen, den er gesundheitlich gar nicht mehr führen kann?« fragte er.
    »Weil er alt ist, weil er Angst hat, weil er nicht mehr so klar denkt wie früher und weil er ein siebtes Mal Konsul von Rom werden will«, sagte Sulla müde.
    Scaevola Pontifex Maximus, der vor Sulla und Catulus Caesar hinausgegangen war, kam plötzlich zurückgerannt. »Sulpicius!« schrie er. »Er mißachtet die Ausrufung der Feiertage, er spricht von einem Trick des Senats und hat die Volksversammlung einberufen!«
    Sulla schien nicht überrascht. »Das habe ich erwartet.«
    »Warum haben wir es dann überhaupt getan?« fragte Scaevola entrüstet.
    »Jetzt können wir jedes Gesetz, daß er in der Zeit der Feiertage diskutiert oder beschließt, für ungültig erklären«, sagte Sulla. »Das ist der einzige Vorteil der Feiertage.«
    »Aber wenn er das Gesetz durchbringt, wonach jeder, der Schulden hat, aus dem Senat ausgeschlossen wird«, sagte Catulus Caesar, »können wir seine Gesetze niemals für ungültig erklären. Denn dann gibt es gar nicht mehr so viele Senatoren, daß der Senat beschlußfähig wäre. Das heißt, damit wird es den Senat als politischen Machtfaktor nicht mehr geben.«
    »Dann schlage ich vor, daß wir uns mit Titus Pomponius, Gaius Oppius und anderen Bankiers treffen und dafür sorgen, daß sämtliche Schulden der Senatoren gestrichen werden—natürlich heimlich.«
    »Das geht nicht!« jammerte Scaevola. »Die Gläubiger der Senatoren fordern ihr Geld zurück, und es gibt kein Geld! Kein Senator leiht sich Geld von ehrenwerten Geldverleihern wie Pomponius und Oppius. Die stehen zu sehr im Rampenlicht. Das würden die Zensoren erfahren.«
    »Dann klage ich Gaius Marius des Hochverrats an und nehme das Geld von ihm.« Sulla sah böse aus bei diesen Worten.
    »Das kannst du nicht tun, Lucius Cornelius!« sagte Scaevola ängstlich. »Das Volk würde uns in Stücke reißen!«
    »Dann öffne ich meine Kriegskasse und bezahle die Schulden des Senats mit diesem Geld!« sagte Sulla gepreßt.
    »Das darfst du nicht, Lucius Cornelius!«
    »Ich habe es langsam satt, immer nur zu hören, was ich nicht darf«, sagte Sulla. »Soll ich mich Sulpicius und einem Haufen leichtgläubiger Narren beugen, die glauben, daß Sulpicius ihnen die Schulden erlassen wird? Niemals, Quintus Mucius! Ich tue, was ich tun muß!«
    »Ein gemeinsamer Topf«, sagte Catulus Caesar, »ein Topf, in den alle einzahlen, die keine Schulden haben. Damit können die gerettet werden, denen die Ausweisung aus dem Senat droht.«
    »Dafür ist es eigentlich zu spät«, sagte Scaevola kläglich.

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