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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Cornelius. Du regst dich auf, weil du nicht mehr Feldherr bist.«
    »Noch bin ich Feldherr«, sagte Sulla. Er sah Julia an. »Du kennst deine Pflicht, Julia aus dem Geschlecht des Julius Caesar. Tu sie! Für Rom, nicht für Gaius Marius.«
    Julia begleitete Sulla mit unbeweglichem Gesicht zur Tür. »Bitte, kein Wort mehr, Lucius Cornelius. Ich will nicht, daß mein Mann sich aufregt.« »Für Rom, Julia! Für Rom!«
    »Ich bin Gaius Marius’ Frau«, sagte sie und öffnete die Tür. »Ihm bin ich an erster Stelle verpflichtet.«
    Diesmal, Lucius Cornelius, hast du verloren! dachte Sulla, als er über das Marsfeld ging. Er ist so verrückt wie ein pisidischer Seher in Trance, aber niemand gibt es zu, und niemand wird ihn aufhalten. Wenn ich es nicht tue.
    Sulla ging nicht nach Hause, sondern machte einen Abstecher zum Haus seines Mitkonsuls. Seine Tochter war jetzt Witwe mit einem neugeborenen Sohn und einer einjährigen Tochter.
    »Ich habe meinen jüngeren Sohn gebeten, den Namen Quintus zu tragen.« Dem Konsul liefen bei diesen Worten die Tränen übers Gesicht. »Und natürlich ist da noch der kleine Sohn meines lieben Quintus. Er wird die Familie meines älteren Sohnes fortführen.«
    Cornelia Sulla zeigte sich nicht.
    »Wie geht es meiner Tochter?« fragte Sulla.
    »Es bricht ihr das Herz, Lucius Cornelius. Aber sie hat die Kinder, das ist immerhin ein Trost.«
    »Nun, so schlimm das alles ist, Quintus Pompeius, ich bin nicht zum Trauern hergekommen«, sagte Sulla knapp. »Wir müssen eine Besprechung anberaumen. Du brauchst mir nicht zu sagen, daß ein Mann, der seinen Sohn verloren hat, nichts mit der Außenwelt zu tun haben will — ich spreche aus eigener Erfahrung, habe selbst einen Sohn verloren. Aber die Welt geht weiter. Ich bitte dich, morgen bei Anbruch der Dämmerung zu mir zu kommen.«
    Müde kehrte Sulla über die Kuppe des Palatin in sein vornehmes, neues Haus zurück, wo seine neue Frau angstvoll auf ihn wartete. Sie brach in Tränen aus, als sie ihn unverletzt sah.
    »Mach dir keine Sorgen um mich, Delmatica«, sagte er. »Meine Zeit ist noch nicht gekommen. Mein Schicksal hat sich noch nicht erfüllt.«
    »Unsere Welt bricht zusammen!« Sie weinte.
    »Nicht solange ich lebe«, sagte Sulla.
    Er schlief lange und traumlos wie ein junger Mann und erwachte vor der Dämmerung, ohne genau zu wissen, was zu tun war.
    Daß er seine Gedanken einfach treiben ließ, beunruhigte ihn keineswegs. Am besten bin ich, wenn ich tue, was Fortuna mir im Augenblick gebietet, dachte er und stellte fest, daß er sich sogar auf den Tag freute.
    Catulus Caesar war bedrückt. »So weit ich die Lage abschätzen kann, wird die Zahl der Senatoren auf vierzig absinken, wenn Sulpicius’ Gesetz über verschuldete Senatoren heute morgen durchkommt. Dann sind wir nicht mehr beschlußfähig.«
    »Wir haben doch noch die Zensoren, oder?« fragte Sulla.
    Der Pontifex Maximus Scaevola nickte. »Lucius Julius und Publius Licinius sind nicht verschuldet.«
    »Nehmen wir also einmal an, Publius Sulpicius hat nicht daran gedacht, daß die Zensoren als Senatoren gezählt werden können«, sagte Sulla. »Sobald ihm das einfällt, wird er sicher ein entsprechendes Gesetz einbringen. Inzwischen können wir versuchen, unseren ausgesperrten Kollegen die Schulden zu bezahlen.«
    »Einverstanden, Lucius Cornelius«, sagte Metellus Pius. Er war sofort von Aesernia nach Rom gereist, als er von Sulpicius’ Treiben gehört hatte, und hatte auf dem Weg zu Sullas Haus mit Catulus Caesar und Scaevola gesprochen. Er schüttelte ärgerlich den Kopf. »Wenn diese Narren sich wenigstens von ihresgleichen Geld geliehen hätten, dann könnten sie jetzt zumindest für eine Weile einen Schuldenerlaß erreichen! Aber wir sind uns selbst in die Falle gegangen. Wenn ein Senator in Geldnot nicht von einem Kollegen Geld leihen kann, muß er sehr diskret vorgehen. Also geht er zu den übelsten Wucherern.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sulpicius uns so übel mitspielt!« jammerte Antonius Orator.
    »Sei still!« ertönte es einstimmig. Alle waren gereizt.
    »Vielleicht erfahren wir das nie, Marcus Antonius«, sagte Sulla mit einer Geduld, für die er sonst nicht bekannt war. »Die Frage nach dem Warum zählt im Moment nicht. Es geht um das Was.«
    »Wie gehen wir also vor, um den ausgeschlossenen Senatoren zu helfen?« fragte Metellus.
    »Ein gemeinsamer Topf, wie beschlossen«, sagte Sulla. »Ein Komitee wird das in die Hand nehmen. Quintus Lutatius,

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