Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
»Das dauert mindestens einen Monat. Ich habe keine Schulden, Quintus Lutatius. Du wahrscheinlich auch nicht, und Lucius Cornelius auch nicht. Aber Bargeld? Ich habe keins! Ihr vielleicht? Könnt ihr mehr als tausend Sesterze zusammenkratzen, ohne Besitz zu veräußern?«
    »Ich schon, aber knapp«, sagte Catulus Caesar.
    »Ich nicht«, sagte Sulla.
    »Ich denke, wir sollten den Topf einrichten«, sagte Scaevola, »aber dann muß Besitz verkauft werden. Das heißt, das Geld wird zu spät kommen. Die verschuldeten Senatoren sind dann schon ausgewiesen. Trotzdem, sobald sie keine Schulden mehr haben, können die Zensoren sie wieder in ihr Amt einsetzen.«
    »Glaubst du vielleicht, daß Sulpicius das zulassen wird?« fragte Sulla. »Er wird sich noch ein paar Gesetze ausdenken.«
    »Wenn ich Sulpicius einmal nachts zwischen die Finger bekomme!« sagte Caesar grimmig. »Wie kann er das alles zu einem Zeitpunkt wagen, wo wir nicht einmal einen Krieg finanzieren können, den wir gewinnen müssen?«
    »Weil Publius Sulpicius schlau ist und sein Leben für diese Sache einsetzt«, sagte Sulla. »Und ich habe den Verdacht, daß Gaius Marius ihn dazu angestachelt hat.«
    »Dafür werden sie büßen«, sagte Catulus Caesar.
    »Sei vorsichtig, Quintus Lutatius. Vielleicht bist du es, der büßen muß«, sagte Sulla. »Immerhin, sie haben Angst vor uns. Mit gutem Grund.«

Zwischen der ersten Diskussion eines Gesetzes in der Volksversammlung und der endgültigen Abstimmung über dieses Gesetz mußten siebzehn Tage liegen. Publius Sulpicius Rufus hielt weiterhin seine Volksversammlungen ab, die Tage verrannen, und der Zeitpunkt der Abstimmung rückte unaufhaltsam näher.
    Am Tag vor der geplanten Abstimmung über die beiden ersten Gesetze Sulpicius’ entschlossen sich der junge Quintus Pompeius Rufus und seine Freunde, Senatoren- und Rittersöhne aus der ersten Klasse, Sulpicius zu stoppen — auf die einzig jetzt noch mögliche Weise, nämlich mit Gewalt. Weder ihre Väter noch sonstige hohe Amtsträger wußten, daß der junge Pompeius Rufus und seine Freunde über tausend siebzehn- bis dreißigjährige Männer um sich geschart hatten. Alle hatten Rüstungen und Waffen, denn sie hatten vor kurzem noch Krieg gegen die Italiker geführt. Sulpicius nahm in der Volksversammlung gerade letzte Änderungen an seinen Gesetzentwürfen vor, als tausend schwer bewaffnete junge Männer der ersten Klasse auf dem Forum aufmarschierten und sofort die Teilnehmer an Sulpicius’ Versammlung angriffen.
    Der Überfall kam für Sulla völlig überraschend. Er und sein Kollege Quintus Pompeius Rufus sowie einige andere Senatoren hatten soeben noch von der Senatstreppe aus Sulpicius zugehört, als plötzlich das ganze untere Forum zum Schlachtfeld wurde. Sulla sah, wie der junge Quintus Pompeius Rufus mit seinem Schwert ein Blutbad anrichtete, und er hörte den Angstschrei des Vaters, der neben ihm stand. Er packte Quintus Pompeius Rufus so fest am Arm, daß dieser sich nicht rühren konnte.
    »Bleib hier, Quintus Pompeius, du kannst jetzt nichts machen«, sagte Sulla kurz. »Du würdest nicht einmal zu ihm durchkommen.«
    Unglücklicherweise war die Menge so groß, daß sich die Menschen weit über dten eigentlichen Versammlungsplatz der Comitia hinaus drängten. Und der junge Pompeius Rufus war kein Feldherr: Er hatte seine Männer auf eine langgestreckte Linie verteilt, statt sie keilförmig zusammenzuhalten. Dann hätte er die Menge vielleicht spalten können, so jedoch konnte Sulpicius’ Leibwache sich problemlos zusammenschließen.
    Der junge Pompeius Rufus kämpfte tapfer, und er schaffte es, sich am den Rand des Comitiums entlang bis zur Rostra vorzuarbeiten. Seine Augen waren nur auf Sulpicius gerichtet, als er auf die Rednerbühne kletterte, deshalb sah er den kräftigen Mann mittleren Alters nicht, der offensichtlich ein ehemaliger Gladiator war und ihm das Schwert aus der Hand schlug. Pompeius Rufus stürzte von der Rostra mitten in Sulpicius’ Leibwache und wurde zu Tode geknüppelt.
    Sulla hörte die Schreie des Vaters, sah aus den Augenwinkeln, wie einige andere Senatoren ihn wegzerrten, und erkannte, daß die Leibwächter, die die jugendlichen Kämpfer besiegt hatten, sich als nächstes auf die Senatstreppe stürzen würden. Wie ein Aal wand er sich durch die dichtgedrängte Schar der von Panik erfaßten Senatoren, streifte seine Amtstoga ab und sprang vom Rand des Podestes vor dem Senat in das Kampfgetümmel hinunter. Mit einem

Weitere Kostenlose Bücher