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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wiederholte er hartnäckig. »Die Zeiten sind andere und Sulpicius’ Motive auch. Damals ging es um Hunger. Heute geht es um die hohe Verschuldung. Aber Sulpicius will nicht König von Rom werden. Er möchte, daß sie Rom regieren« — er wies mit dem Zeigefinger auf die Männer der zweiten und dritten Klasse, die sich auf dem Versammlungsplatz drängten — »und das ist wirklich etwas ganz anderes.«
    »Ich habe einen Boten zu Lucius Cornelius geschickt«, sagte der Konsul zu Titus Pomponius, Antonius Orator und Catulus Caesar, der Pomponius’ Worte gehört hatte und hergekommen war.
    »Glaubst du, daß du die Lage selbst in den Griff bekommst, Quintus Pompeius?« fragte Pomponius, der ein Talent für unangenehme Fragen hatte.
    »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Pompeius Rufus offen.
    »Was ist mit Gaius Marius?« fragte Antonius Orator. »Er wird mit jedem Volksaufstand in Rom fertig.«
    »Diesmal nicht«, sagte Catulus Caesar verächtlich. »Im Augenblick steht er hinter dem rebellischen Volkstribunen. Ja, Marcus Antonius, Gaius Marius hat Publius Sulpicius angestiftet!«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Antonius Orator.
    »Und ich sage dir, Gaius Marius steht hinter ihm!«
    »Wenn das wirklich wahr ist«, sagte Titus Pomponius, »dann wird wohl ein viertes Gesetz auf Sulpicius’ Liste stehen.«
    »Ein viertes Gesetz?« Catulus Caesar runzelte die Stirn.
    »Er wird Sulla per Gesetz das Kommando für den Krieg gegen Mithridates entziehen. Dann wird er Gaius Marius das Kommando geben.«
    »Das wird Sulpicius nicht wagen!« rief Pompeius Rufus empört.
    »Warum nicht?« Titus Pomponius starrte den Konsul an. »Ich bin froh, daß du Sulla hast rufen lassen. Wann wird er hier sein?«
    »Morgen oder übermorgen.«
    Am nächsten Tag traf Sulla bereits lange vor Morgengrauen in Rom ein. Er hatte sich sofort auf den Weg gemacht, als er Pompeius Rufus’ Brief gelesen hatte. Welcher Konsul hatte je mit so viel Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt? fragte Sulla sich unglücklich. Zuerst das Massaker in der Provinz Asia, jetzt ein neuer Saturninus. Das Land war bankrott, er hatte gerade eine Rebellion niedergeschlagen, und sein Name würde in den Geschichtsbüchern mit Abscheu genannt werden, weil er Staatsbesitz verkauft hatte. Das alles spielte natürlich keine Rolle, wenn er es schaffte. Und er konnte es schaffen.
    Zuerst suchte er Pompeius Rufus auf. »Findet heute eine Volksversammlung statt?« fragte er ihn.
    »Ja. Titus Pomponius meint, Sulpicius werde ein Gesetz einbringen, wonach nicht mehr du den Krieg gegen Mithridates führen sollst, sondern Gaius Marius.«
    Sullas Miene gefror. »Ich bin der Konsul und rechtmäßig zum Feldherrn bestimmt. Wenn Gaius Marius gesund wäre, könnte er diesen Krieg von mir aus gerne führen. Aber er ist nicht gesund. Deshalb kann er nicht Feldherr sein.« Er holte tief Luft. »Das heißt wohl, daß Gaius Marius hinter Sulpicius steht.«
    »So glauben alle. Bislang hat sich Marius noch auf keiner Volksversammlung gezeigt, aber einige seiner Anhänger machen schon in den unteren Klassen für ihn Stimmung, wie ich gesehen habe. Zum Beispiel dieser schreckliche Mensch mit seiner Schlägerbande aus der Subura.«
    »Lucius Decumius?«
    »Genau der.«
    Sulla nickte nachdenklich. »So kenne ich Gaius Marius noch gar nicht, Quintus Pompeius. Daß er sich so weit herabläßt und sogar einen Menschen wie Lucius Decumius für seine Ziele einsetzt, hätte ich nicht gedacht. Seit man ihn im Senat deutlich auf sein Alter und seine Gebrechlichkeit hingewiesen hat, fürchtet er wohl selbst, daß er am Ende ist. Aber er will es nicht wahrhaben. Er will den Krieg gegen Mithridates führen. Und wenn er dafür zu einem neuen Saturninus werden muß, nimmt er auch das in Kauf.«
    »Es wird Auseinandersetzungen geben, Lucius Cornelius.«
    »Das weiß ich selbst!«
    »Nein, ich meine etwas anderes: Mein Sohn und viele andere Ritter- und Senatorensöhne stellen eine Schlägertruppe zusammen, die Sulpicius vom Forum vertreiben soll.«
    »Dann sollten wir beide auch auf dem Forum sein, wenn Sulpicius die Versammlung der Plebs einberuft.«
    »Bewaffnet?«
    »Auf gar keinen Fall. Wir müssen versuchen, die Sache auf legalem Weg unter Kontrolle zu bringen.«
    Kurz nach Sonnenaufgang erschien Sulpicius auf dem Forum. Er mußte von der Schlägertruppe unter Führung des jungen Quintus Pompeius gehört haben, denn er kam inmitten einer vielköpfigen Eskorte von Männern aus der zweiten und dritten Klasse,

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