MoR 02 - Eine Krone aus Gras
so schnell wie möglich nach Rom zu kommen.
Metellus war hin- und hergerissen zwischen seiner Pflicht, Aesernia in die Schranken zu weisen, und der Pflicht, Rom beizustehen. Als er mit dem gelähmten Gaius Papius Mutilus verhandelte, wußte dieser natürlich genau, was in Rom vor sich ging.
»Ich bin bereit, einen Friedens vertrag mit dir abzuschließen, Quintus Caecilius«, sagte Mutilus aus seiner Sänfte. »Zu folgenden Bedingungen: Gib den Samniten alles zurück, was du ihnen abgenommen hast, gib uns die samnitischen Deserteure und Kriegsgefangenen unversehrt zurück, verzichte auf die Kriegsbeute, die du bei den Samniten gemacht hast, und verleihe jedem freien Mann Samniums das volle römische Bürgerrecht.«
Metellus Pius fuhr wütend zurück. »Aber sicher!« sagte er mit beißender Ironie. »Warum verlangst du nicht gleich, wir sollen unter dem Joch durchgehen, Gaius Papius, wie es die Samniten vor zweihundert Jahren nach der Schlacht bei Gaudium taten? Deine Bedingungen sind unakzeptabel! Lebe wohl.«
Erhobenen Hauptes ritt er in sein Lager zurück und ließ die Delegation von Octavius und Merula eisig wissen, es werde keinen Friedensvertrag geben und deshalb könne er Rom nicht beistehen.
Der Samnite Mutilus war auf dem Rückweg nach Aesernia in seiner Sänfte viel zufriedener als Metellus das Ferkel, denn er hatte einen glänzenden Einfall gehabt. Nach Einbruch der Dunkelheit schlich sich sein Kurier mit einem Brief an Gaius Marius durch die römischen Stellungen. Mutilus ließ anfragen, ob Gaius Marius daran interessiert sei, mit Samnium einen Friedensvertrag abzuschließen. Mutilus wußte zwar genau, daß Cinna der Konsul war und Marius nur ein aufständischer privatus, aber es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, den Brief an Cinna zu schicken. Wo Gaius Marius beteiligt war, war er der Führer und der Mann, der die Macht hatte.
In Marius’ Begleitung befand sich der Militärtribun Gaius Flavius Fimbria. Er hatte der Legion bei Nola angehört und war wie seine Kollegen Publius Annius und Gaius Marcius Censorinus gewählt worden, um unter Cinna zu dienen. Aber als Fimbria von der Ankunft des Marius in Etruria hörte, ging er sofort zu ihm. Marius freute sich, ihn zu sehen.
»Mein Haufen braucht keinen Militärtribunen«, sagte Marius. »Es sind keine römischen Soldaten, und die Männer sind sehr unterwürfig. Aber ich gebe dir den Befehl über meine numidischen Reiter — ich habe sie aus Africa mitgebracht.«
Als Marius Mutilus’ Brief erhielt, ließ er Fimbria zu sich kommen. »Geh zu Mutilus in die Melfa-Schlucht. Er schreibt, er werde dorthin kommen.« Marius schnaubte verächtlich. »Ohne Zweifel will er uns daran erinnern, wie oft wir an diesem Ort besiegt wurden. Aber für den Augenblick wollen wir diese Unverschämtheit ignorieren. Geh zu ihm, Gaius Flavius, und stimme allem zu, was er verlangt, egal ob es die Herrschaft über ganz Italien ist oder eine Reise ins Land der Hyperboreer. Mutilus und den Samniten zahlen wir es später heim.«
Inzwischen erschien eine zweite Delegation aus Rom bei Metellus Pius vor Aesernia. Diesmal gehörten ihr hohe Würdenträger an: Catulus Caesar kam mit seinem Sohn Catulus, der Zensor Publius Crassus mit seinem Sohn Lucius.
»Ich bitte dich, Quintus Caecilius«, sagte Catulus Caesar zu Metellus und seinem Legaten Mamercus, »laß eine kleine Streitmacht hier, die ausreicht, die Belagerung Aesernias fortzusetzen, und komme nach Rom! Wenn Rom zerstört wird, ist die Belagerung von Aesernia sowieso sinnlos.«
Metellus Pius war einverstanden. Er ließ Marcus Plautius Silvanus mit armseligen fünf Kohorten verängstigter Männer zurück, um die Samniten in Schach zu halten. Kaum waren die anderen fünfzehn Kohorten in Richtung Rom verschwunden, als die Samniten einen Ausfall aus Aesernia machten. Sie verpaßten Silvanus’ kleiner Armee eine tüchtige Abreibung und eroberten dann sämtliche samnitischen Gebiete zurück, die in der Hand Roms gewesen waren. Die Samniten, die nicht mit Cinna nach Rom gezogen waren, überrannten das ganze südwestliche Campania bis fast nach Capua; die kleine Stadt Abella wurde gebrandschatzt. Dann machte sich ein zweites samnitisches Heer auf den Weg, um sich den Aufständischen anzuschließen. Diese Italiker verschwendeten an Cinna keinen Gedanken — sie gingen direkt zu Gaius Marius und boten ihm ihre Dienste an.
Bei Metellus Pius waren Mamercus und Appius Claudius Pulcher. Die fünfzehn Kohorten, die sie von Aesernia
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