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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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abgeschafft oder verändert hat, hat uns gleichfalls lange begleitet. Die Versammlung der Plebs hat jetzt kaum mehr Bedeutung als ein Verein von Würfelbrüdern. Aber das wird nicht so bleiben, weil es nicht so bleiben kann. Schließlich waren die Volkstribunen jahrhundertelang Roms wichtigste Gesetzgeber.«
    »Ja, was er mit den Volkstribunen gemacht hat, ist keineswegs volksfreundlich«, sagte Lepidus. »Die Neuordnung der Versammlung der Plebs hat bestimmt keinen Bestand.«
    An den Kalenden des Oktober schockierte der Diktator die Römer erneut. Er verrückte das pomerium, die heilige Stadtgrenze, um genau hundert Fuß in Richtung Forum Boarium und vergrößerte so das Stadtgebiet um einen allerdings sehr kleinen Teil. Die heilige Stadtgrenze war seit der Zeit der Könige unangetastet geblieben, und an ihr zu rühren galt als Parteinahme für das Königtum, als Akt gegen die Republik. Aller Protest nützte freilich nichts. Ungerührt erklärte Sulla, die offizielle Grenze zwischen Italien und dem italischen Gallien sei jetzt der Rubicon — zwar galt der Rubicon schon lange als Grenze, aber die letzte offizielle Grenzziehung war noch beim Metauro erfolgt. Er könne also mit Fug und Recht behaupten, sagte Sulla weiter, daß er das Territorium Roms in Italien vergrößert habe. Und um dieser Tatsache Rechnung zu tragen, werde er die Stadtgrenze um jene unerheblichen hundert Fuß verschieben.
    »Ich für meinen Teil«, sagte Pompeius zu seiner neuen, bereits hochschwangeren Frau, »bin mit dieser Entscheidung völlig einverstanden!«
    Aemilia Scaura sah ihn erstaunt an. »Warum?«
    Sie stellte oft solche Fragen und hätte einen weniger geltungsbedürftigen Mann sicher verärgert, aber Pompeius liebte es, gefragt zu werden.
    »Weil, mein lieber kleiner Melonenbauch« — er kitzelte sie mit einem gierigen Blick und einem Augenzwinkern am Bauch — »weil ich den größten Teil des Ager Gallicus südlich von Ariminum besitze und dieser jetzt offiziell zu Umbria gehört. Damit bin ich einer der größten Landbesitzer ganz Italiens, vielleicht sogar der größte. Genau weiß ich es nicht. Manche haben insgesamt mehr, weil sie noch Land im italischen Gallien besitzen, zum Beispiel die Familie des Aemilius Scaurus — deines Papas, Herzchen — und die des Domitius Ahenobarbus, aber ich habe riesige Ländereien in Lucania geerbt, und wenn jetzt noch die südliche Hälfte des Ager Gallicus zu meinen Ländereien in Umbria und Nordpicenum kommt, bezweifle ich, daß jemand im eigentlichen Italien mehr hat als ich! Mögen die anderen über den Diktator jammern, ich bin zufrieden.«
    »Ich kann es kaum erwarten, deine Ländereien zu sehen«, sagte Aemilia Scaura sehnsüchtig und legte die Hand auf ihren Bauch. »Sobald ich reisen kann, Magnus. Du hast es versprochen.«
    Sie saßen nebeneinander auf einer Liege. Er drehte sich zu ihr, drückte sie sanft auf die Liege, verschieß ihr mit zwei Fingern den Mund und begann ihr Gesicht abzuküssen.
    »Mehr!« schrie sie, als er von ihr abließ.
    Er beugte sich über sie, und seine unsagbar blauen Augen glitzerten. »Was sagt mein gieriges Schmuseweibchen da? Das Schmuseweibchen müßte doch wissen, daß es nicht geht.«
    Aemilia Scaura begann haltlos zu kichern, und Pompeius, der dieses Kichern schrecklich gern mochte, kitzelte sie, so daß sie noch mehr kichern mußte. Doch dann wurde sein Verlangen nach ihr so groß, daß er aufstehen und gehen mußte.
    »Das blöde Kind!« schrie sie ärgerlich.
    »Bald, meine Süße«, sagte er betont fröhlich. »Zuerst müssen wir den kleinen Glabrio loswerden. Dann machen wir selbst einen Versuch.«
    Pompeius hatte bisher tatsächlich verzichtet. Niemand, am allerwenigsten Aemilia Scauras steife und hochmütige Verwandtschaft aus der Familie des Caecilius Metellus, sollte ihm nachsagen können, er sei nicht der rücksichtsvollste und liebenswerteste Ehemann. Denn Pompeius wollte von seinen neuen Verwandten unbedingt anerkannt werden.
    Als er vom Verhältnis des jüngeren Marius mit Praecia erfahren hatte, hatte er diese in ihrem prachtvollen Haus besucht; für ihn bedeutete es keinen Abstieg, die Hinterlassenschaft eines anderen zu kosten, solange dieser berühmt, mächtig oder adelig genug war. Praecia stellte im übrigen ein erotisches Vergnügen mit Reizen dar, die Aemilia Scaura, wenn es einmal soweit war, sicher nicht zu bieten haben würde, soviel war sicher. Außerdem hatten Ehefrauen die Aufgabe, Kinder zu gebären, auch wenn der armen

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