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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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weinend, verließ der junge Mann Rom durch die Porta Collina. Zum zweiten Mal hatte der Tod ihm jäh einen Angehörigen entrissen. Erst seinen Vater, dann Aemilia Scaura. Ein Pompeius aus Nord-Picenum konnte da nur eines tun: sich nach Hause zurückziehen.
    »Rom hat gegenwärtig zehn Provinzen«, stellte Sulla am Tag nach der Beerdigung seiner Stieftochter im Senat fest. Er trug das Trauergewand des Senators, eine weiße Toga und eine Tunika, deren Purpurstreifen so schmal war, daß sie mehr der Tunika des Ritters als der des Senators glich. Wäre Aemilia Scaura seine leibliche Tochter gewesen, hätte er sich den öffentlichen Geschäften erst nach zehn Tagen wieder zuwenden können, aber so war das unnötig. Angesichts seiner Pläne war Sulla darüber froh.
    »Ich will sie euch aufzählen, eingeschriebene Väter: Hispania Ulterior, Hispania Citerior, Gallia Transalpina, das italische Gallien, Mazedonien mit Achaia, Asia, Cilicia, Africa mit Cyrenaica, Sizilien und Sardinien mit Korsika. Zehn Provinzen für zehn Statthalter. Wenn die Statthalter jeweils ein Jahr regieren, brauchen wir für die zehn Provinzen jedes Jahr zehn Männer — die beiden Konsuln und acht Prätoren, die gerade aus dem Amt geschieden sind.«
    Sein Blick blieb wie zufällig an Lepidus hängen. »Aber jetzt bekommt jeder Statthalter einen Quästor zugewiesen. Der Statthalter von Sizilien bekommt zwei, einen für Syrakus und einen für Lilybaeum. Damit bleiben neun von zwanzig Quästoren für Italien und Rom. Das reicht. Jedem Statthalter wird zudem ein kompletter Stab von Beamten zugewiesen, von Liktoren und Ausrufern bis zu Schreibern, Boten und Buchhaltern. Der Senat erhält die Aufgabe, jedem Statthalter auf Empfehlung des Schatzamtes hin eine bestimmte Summe zuzuweisen. Dieses Gehalt, das vor Amtsantritt ausbezahlt wird, kann während des Amtsjahres unter keinen Umständen erhöht werden. Der Statthalter muß damit seine Beamten sowie sämtliche Unkosten bezahlen und am Ende der Statthalterschaft eine lückenlose Abrechnung vorlegen. Nichtaus- gegebene Gelder kann er für sich behalten. Er hat über das ihm ausbezahlte Geld volle Verfügungsgewalt und kann damit tun und lassen, was er will. Auch ist es ihm erlaubt, Geld vor seiner Abreise in die Provinz unter seinem Namen in Rom zu investieren. Aber er muß sich darüber im klaren sein, daß er kein weiteres Geld zu erwarten hat! Hier ist eine Warnung notwendig. Da das Gehalt im Augenblick der Auszahlung in den persönlichen Besitz des neuen Statthalters übergeht, kann es gepfändet werden, wenn er verschuldet ist. Ich weise also alle potentiellen Statthalter darauf hin, daß Schulden ihre öffentliche Laufbahn gefährden. Ein Statthalter, der mittellos in seine Provinz reist, muß nach der Rückkehr damit rechnen, wegen schwerer Verbrechen angeklagt zu werden!«
    Sulla sah die Senatoren grimmig an und wandte sich dann wieder den Staatsgeschäften zu. »Ich entziehe den Komitien jedes Mitspracherecht in Sachen Krieg, Provinzen und Außenpolitik. Von jetzt an ist ihnen auch jede Diskussion darüber verboten. Dies ist ausschließlich Recht des Senats.« Ein weiterer grimmiger Blick. »Komitien und Versammlung der Plebs genehmigen in Zukunft Gesetze und halten Wahlen ab. Mehr nicht. Sie haben bei Gerichtsverhandlungen, in der Außenpolitik oder in militärischen Fragen nichts mehr zu sagen.«
    Die Senatoren murmelten billigend. Sulla hatte die Tradition auf seiner Seite, und seit der Zeit der Gracchen waren die Volksversammlungen immer mehr dazu benutzt worden, an Militärkommandos und Provinzen heranzukommen oder vom Senat designierten Männern Militärkommandos und Provinzen abzunehmen. So hatte der Vater des Metellus das Kommando in Africa an Marius abtreten müssen, und Sulla war dasselbe mit seinem Kommando gegen Mithridates passiert. Die Neuregelung war dem Senat deshalb willkommen.
    Sulla ließ seinen Blick zu Catulus hinüberwandern. »Die beiden Konsuln werden in die Provinzen geschickt, die als besonders unsicher und gefährdet gelten. Im übrigen bestimmt das Los, wer welche Provinz bekommt. Wenn Rom seinen guten Ruf im Ausland behalten will, müssen bestimmte Regeln eingehalten werden. Wenn Schiffe oder Flotten von den Provinzen oder Klientelkönigreichen gestellt werden, müssen die Kosten dafür vom jährlichen Tribut abgezogen werden. Das gleiche gilt für Armeen und Kriegsausrüstung.«
    Marcus Junius Brutus, der sich bisher zurückgehalten hatte, faßte sich ein Herz. »Wenn

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