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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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bei den Komitien. Das Urteil für eine unkeusche Vestalin lautet weiterhin auf Begraben bei lebendigem Leibe, aber der oder die Männer, die ihr zu nahe gekommen sind, werden vor ein anderes Gericht gestellt und nicht mit dem Tod bestraft.«
    Sulla räusperte sich. »Für heute bin ich fast fertig. Zunächst noch ein Wort zu den Konsuln: Es ist nicht gut für Rom, wenn die Konsuln aktiv am Krieg im Ausland teilnehmen. Beide sind in ihrem Amtsjahr für das Wohlergehen Roms und Italiens verantwortlich und sonst nichts. Jetzt, da die Volkstribunen auf ihre Plätze verwiesen sind, erhoffe ich mir von den Konsuln mehr Initiative bei der Verkündung von Gesetzen. Dann noch etwas zur Hausordnung: Senatsmitglieder können auch in Zukunft aufstehen, wenn sie etwas zu sagen haben, aber es wird ihnen nicht mehr erlaubt sein, beim Reden auf und ab zu gehen. Gesprochen wird vom zugewiesenen Platz aus, ob im Sitzen oder im Stehen. Lärm wird nicht geduldet. Weder Beifall noch Getrampel, noch Jubeloder Zwischenrufe. Die Konsuln werden jeden, der gegen die neue Hausordnung verstößt, mit einer Geldbuße von tausend Denaren belegen.«
    Als Sulla die Sitzung aufgehoben hatte, versammelte sich eine kleine Gruppe von Senatoren vor den Stufen der Curia Hostilia, darunter treue Anhänger Sullas wie Mamercus und Metellus Pius, aber auch Männer wie Lepidus und Catulus, die Sulla bestenfalls als notwendiges Übel betrachteten.
    »Kein Zweifel«, sagte Metellus, »die neuen Gerichte werden die gesetzgebenden Gremien spürbar entlasten — jetzt braucht man nicht mehr mühsam bei der Versammlung der Plebs beantragen, daß ein Verfahren an ein Sondergericht weitergeleitet wird, oder befürchten, daß irgendein Ritter sich bestechen läßt. Doch, die Reformen sind gut.«
    »Na ja, Pius«, rief Philippus. »Du kannst dich doch sicher noch an die Zeit erinnern, als Konsul Caepio die Gerichtsbarkeit an den Senat zurückgegeben hatte! Ständig war ich in irgendeinem Prozeß Geschworener, sogar im Sommer!« Philippus wandte sich an seinen Zensorkollegen Marcus Perperna. »Du erinnerst dich bestimmt auch noch.«
    »Nur zu gut«, bestätigte Perperna nachdrücklich.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Catulus, »daß ihr zwar verlangt, der Senat solle die Geschworenen stellen, euch aber beschwert, wenn ihr an der Reihe seid. Wenn wir als Senatoren die Rechtsprechung in der Hand haben wollen, müssen wir das eben in Kauf nehmen.«
    »Und jetzt trifft es uns ja seltener«, sagte Mamercus. »Wir sind mehr Senatoren.«
    »Wie du redest!« sagte Philippus wütend. »Du bist der Schwiegersohn des großen Sulla; er braucht nur den kleinen Finger zu heben, und schon heulst du wie ein Hund oder blökst wie ein Schaf! So viele Senatoren kann es gar nicht geben! Und aufschieben läßt sich bei ständigen Gerichten auch nichts mehr — früher konnten wir das Urteil in der Volksversammlung wenigstens für die Marktwochen, die wir in den Ferien waren, hinauszögern. Jetzt braucht der Gerichtsvorsitzende nur noch die Geschworenen von einer Liste auszuwählen! Wir wissen nicht einmal vorher, ob wir ausgewählt werden oder nicht, wir können also überhaupt nicht planen. Sulla sagt, gelost wird erst, wenn der Verhandlungstermin feststeht. Ich sehe es schon vor mir! Zwei Tage Erholung am Meer, dann wieder ab nach Rom, um einem Prozeß beizuwohnen!«
    »Man hätte die Aufgaben der Geschworenen aufteilen müssen«, sagte Lepidus. »Die wichtigen Gerichtshöfe, also die für Wucher und Verrat, könnten beim Senat bleiben; das Mordgericht dagegen könnte gut mit Geschworenen aus dem Ritterstand besetzt werden — oder sogar mit Geschworenen aus dem Proletariat!«
    »Du meinst also, nur die Schwurgerichte, die über Senatoren entscheiden, sollten aus Senatoren bestehen«, sagte Mamercus säuerlich. »Alle anderen Verbrechen, wie Zauberei oder Giftmischerei, sind für Senatoren nicht wichtig genug.«
    »So ähnlich.« Lepidus lächelte.
    Metellus wechselte das Thema. »Ich wüßte gern, was für Gesetze er sonst noch plant.«
    »Bestimmt keine zu unserem Vorteil«, sagte Hortensius.
    »Warum denn nicht?« sagte Mamercus, der sich durch Philippus’ Vorwurf nicht aus der Ruhe hatte bringen lassen. »Alles, was Sulla bisher getan hat, dient der Stärkung des Senats und soll Rom helfen, zu seinen alten Werten und Bräuchen zurückzufinden.«
    »Aber vielleicht ist es für eine Rückkehr zu den alten Bräuchen zu spät«, sagte Perperna nachdenklich. »Vieles von dem, was Sulla

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