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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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davon, und Valeria Messala blickte einer Zukunft entgegen, die ganz anders war, als sie es sich nach Sullas Tod vorgestellt hatte. Obwohl sie nie verstanden hatte, welche Gefahr sie für Lucullus darstellte, wußte sie, daß sie dem Schauspieler zutiefst dankbar sein mußte. Sicher würde es schmerzlich sein, zu sehen, wie Metrobius seine Zuneigung Männern schenkte, während sie sich nach seiner Liebe sehnte, aber schließlich wollte er das Kind als sein eigenes anerkennen, und sie konnte ihm ein Familienleben bieten, das er eines Tages vielleicht mehr schätzte als seine flüchtigen Affären. Ja, das war allemal besser, als von der Angst gequält zu werden, ihn nie wieder zu sehen. Oder als die Endgültigkeit des Todes. Bisher hatte sie geglaubt, sich vor dem kühlen, hochmütigen Lucullus zu Unrecht zu fürchten. Aber jetzt wußte sie, daß es richtig war. Sie erhob sich, sah ihre vielen Kleidertruhen durch und wählte die schlichtesten und dunkelsten Sachen aus. Geld hatte sie keines, aber ihr Schmuck war prächtig. Da Metrobius offensichtlich eine Menge Geld besaß, konnte ihr der Schmuck als Mitgift dienen. Eine Sicherheit für künftige Notzeiten Kyrene! Die goldene Provinz. Das klang wundervoll.

Sullas Begräbnis ließ seinen Triumphzug geradezu unbedeutend erscheinen. Zweihundertzehn Sänften, über und über beladen mit Myrrhe, Weihrauch, Zimt, Melisse, Narde und anderen aromatischen Gewürzen — ein Geschenk der Frauen Roms — wurden von schwarzgekleideten Männern getragen. Und weil Sullas Leichnam durch den hohen Blutverlust so zusammengeschrumpft und vertrocknet war, daß er nicht zur Schau gestellt werden konnte, hatte eine Gruppe von Bildhauern aus Zimt und Weihrauch eine Nachbildung Sullas geschaffen, die auf der Totenbahre saß, und davor ein Liktor aus denselben Gewürzen. Festwagen ließen Sullas Leben Revue passieren, abgesehen von den ersten dreiunddreißig anrüchigen Jahren und den letzten Monaten voller Ausschweifungen. Da stand er vor den Mauern Nolas und nahm aus den Händen eines Zenturio die Graskrone entgegen; dort wachte er streng darüber, wie ein zusammengekauerter König Mithridates den Vertrag von Dardanos unterzeichnete; dort gewann er Schlachten, erließ Gesetze, nahm Jugurtha gefangen und ließ die gefangenen Anhänger des Carbo hinter der Porta Collina hinrichten. Auf einem gesonderten Wagen wurden die über zweitausend Kränze aus purem Gold gezeigt, die ihm von Städten, Tribus, Königen und Ländern verliehen worden waren. Seine Ahnen fuhren schwarzgekleidet in schwarz-goldenen Triumphwagen, die von prächtigen schwarzen Pferden gezogen wurden, und seine fünfjährigen Zwillinge Faustus und Fausta gingen inmitten der Trauernden.
    Die Luft war schwül und der Himmel bewölkt. Der größte Trauerzug, den Rom je erlebt hatte, setzte sich in Bewegung. Von dem Haus mit Blick auf den Circus Maximus ging es hinunter zum Velabrum und von dort weiter zum Forum Romanum, wo Lucul- lus — ein mitreißender und berühmter Redner — auf der Rostra die Trauerrede hielt. Er stand neben der Bahre, auf welcher der nachgebildete Sulla aufrecht hinter seinem ebenfalls aus Gewürzen geformten Liktor saß, während der entsetzlich verunstaltete Leichnam in einem speziellen Fach darunter lag. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren wurden in Rom Tränen vergossen weil Sullas Zwillinge eines Elternteils beraubt wurden. Aber als Lucullus bekanntgab, daß er der Vormund der Kinder sei und sie nie wieder Not leiden müßten, ertönte lauter Beifall, und es flossen Tränen der Rührung. Hätte das Mitgefühl nicht den Blick verstellt, wäre klar geworden, daß Faustus und Fausta mittlerweile alt genug waren, um zu erkennen, daß sie in Gestalt, Aussehen und Hautfarbe ihrem Großonkel mütterlicherseits, dem furchteinflößenden, aber nicht eben gutaussehenden Quintus Caecilius Metellus Numidicus nachschlugen, den ihr Vater Schweinebacke genannt und in einem Anfall von Wut ermordet hatte, nachdem Aurelia ihn abgewiesen hatte.
    Wie durch einen Zauber gebannt, blieb der Regen aus, als der Trauerzug sich erneut in Bewegung setzte. Diesmal ging es den Clivus Argentarius hinauf, durch die Porta Fontinalis, hinter der die einstige Villa des Gaius Marius lag, hinunter zum Marsfeld. Dort wartete schon Sullas Grab in herrlicher Abgeschiedenheit an der Via Lata, in unmittelbarer Nähe des Ortes, wo die Zenturiatsversammlung tagte. In der neunten Stunde des Tages wurde die Bahre auf den riesigen

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