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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und er war sehr gut zu mir. Ich habe ihn geliebt, Metrobius! Ich habe ihn wirklich geliebt!«
    »Ich glaube dir«, sagte Metrobius. Er setzte sich neben sie, nahm ihre Hand und streichelte sie geistesabwesend.
    »Was wirst du jetzt tun?« fragte sie.
    Aus seinen Träumen gerissen, betrachtete er ihre zierliche weiße Hand mit den langen Fingern. Sie erinnerte ihn an Sullas Hand. Nun, sie waren beide Patrizier. »Ich werde fortgehen«, sagte er.
    »Nach dem Begräbnis?«
    »Nein, ich kann nicht daran teilnehmen. Kannst du dir Lucul- lus’ Gesicht vorstellen, wenn er mich zwischen den Trauernden erblickt?«
    »Aber Lucullus weiß, was du Lucius Cornelius bedeutet hast. Keiner weiß das besser als er!«
    »Es wird ein Staatsbegräbnis, Valeria. Nichts darf dessen Würde schmälern, am wenigsten ein griechischer Schauspieler mit einem gebrauchten Arsch.« Seine Worte klangen bitter. Dann zuckte er die Schultern. »Offen gesagt, ich glaube nicht, daß Lucius Cornelius mich dabeihaben wollte. Lucullus dagegen ist ein bedeutender Aristokrat. Hier in Misenum konnte er sich einigen seiner weniger bewundernswerten Neigungen hingeben. Er entjungfert gern kleine Mädchen.« Er sah plötzlich blaß aus. »Wenigstens hatte Sulla die üblichen Laster. Über Lucullus’ Untugenden sah er stillschweigend hinweg.«
    »Wohin gehst du?«
    »Nach Kyrene, in die goldene Provinz.«
    »Wann?«
    »Heute abend, wenn Lucullus Sulla auf seine letzte Reise geschickt hat und im Haus Ruhe eingekehrt ist.«
    »Wie kommst du nach Kyrene?«
    »Von Puteoli aus. Es ist Frühling, und es fahren Schiffe nach Africa, oder besser gesagt, nach Hadrumetum. Von dort aus nehme ich mir ein eigenes Frachtschiff.«
    »Kannst du dir das leisten?«
    »O ja. Sulla konnte mir zwar in seinem Testament nichts hinterlassen, aber dafür hat er mir zu Lebzeiten mehr als genug gegeben. Weißt du, er war schon sonderbar. Bei denen, die er liebte, war er großzügig, obwohl er sonst ein Geizhals war. Das Schlimmste ist, daß er bis zuletzt an seiner Fähigkeit zu lieben zweifelte.« Metrobius hob den Kopf. Seine Augen waren trübe, und er sah Valeria nachdenklich an. »Und du, Valeria? Was ist mit dir?«
    »Ich muß zurück nach Rom. Nach dem Begräbnis werde ich in das Haus meines Bruders zurückkehren.«
    »Das ist keine gute Idee. Ich habe eine bessere.«
    Mit ihren tränenfeuchten blauen Augen sah sie ihn verwirrt an. »Was?«
    »Komm mit mir nach Kyrene. Bring dein Kind zur Welt und laß mich sein Vater sein. Es ist mir gleich, wer von uns dich geschwängert hat — Lucullus, Sorex, Roscius oder ich. Aber mir ist eingefallen, daß Lucullus mit von der Partie war, und er weiß ebensogut wie ich, daß Sulla nicht der Vater deines Kindes sein kann. Ich glaube, Rom bedeutet Unheil für dich, Valeria. Lucullus wird dich denunzieren, um dich in Verruf zu bringen. Vergiß nicht, daß du Lucullus nur unter Gleichgestellten bestimmter Praktiken bezichtigen kannst, die seine Kollegen verurteilen würden.«
    »Großer Gott!«
    »Du mußt mit mir kommen.«
    »Sie werden mich nicht lassen!«
    »Sie werden es nicht erfahren. Ich werde Lucullus sagen, daß du zu krank seist, um mit Sullas Gefolge zu reisen, und daß ich dich vor dem Begräbnis nach Rom schicken werde. Lucullus ist im Moment zu beschäftigt, um an seine eigene Schwäche zu denken, und er weiß nichts von deinem Kind. Wenn du ihm also entkommen willst, dann jetzt, Valeria!«
    »Du hast recht. Er würde mich wirklich denunzieren.«
    »Er könnte dich sogar umbringen lassen.«
    »Oh, Metrobius!«
    »Komm mit mir, Valeria. Sobald er fort ist, verlassen wir dieses Haus. Keiner wird uns sehen. Und keiner wird je erfahren, was mit dir geschehen ist.« Metrobius lächelte gequält. »Ich bin schließlich nur Sullas Freund gewesen. Aber du, Valeria Messala, warst seine Frau und standest weit über mir.«
    Aber Valeria war ganz und gar nicht der Meinung, daß sie über ihm stand. Vor Monaten hatte sie sich in ihn verliebt, obwohl sie wußte, daß er diese Liebe nicht erwidern konnte. Deshalb sagte sie: »Ich werde mitkommen.«
    Erfreut tätschelte er ihre Hand und legte sie dann in ihren Schoß. »Gut! Bleib solange hier. Lucullus darf dich nicht sehen. Pack ein paar Sachen zusammen, aber nicht mehr, als auf den Rücken eines Maulesels paßt. Sieh zu, daß du nur dunkle, schlichte Kleider mitnimmst und daß deine Umhänge Kapuzen haben. Du mußt aussehen wie meine Frau, nicht wie die Frau von Lucius Cornelius Sulla.«
    Er ging

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