MoR 03 - Günstlinge der Götter
Scheiterhaufen gestellt; die Hohlräume zwischen den Holzscheiten waren mit den Gewürzen aus den zweihundertzehn Sänften ausgefüllt. Nie sollte Sulla süßer duften als in dem Moment, da, gemäß seinem Wunsch, seine sterblichen Überreste verbrannt wurden.
Gerade als die Holzscheite am Fuß des Scheiterhaufens mit Fackeln in Brand gesteckt wurden, kam ein heftiger Wind auf. Der kleine Berg ging in Flammen auf, und das Feuer entwickelte eine so starke Hitze, daß die Trauernden, die sich um den Scheiterhaufen versammelt hatten, sich abwenden und die Hände schützend vors Gesicht halten müßten. Als die Flammen kleiner wurden, begann es schließlich zu regnen — ein heftiger Wolkenbruch, der das Feuer vollends löschte und die Kohlen so rasch abkühlte, daß Sullas Asche schon kurz nach dem lodernden Inferno eingesammelt werden konnte. Das, was von Sulla übrig war, kam in ein erlesenes Alabastergefäß, das mit Gold und Edelsteinen verziert war. Lucullus verzichtete auf die luftdichte Haube, um die Sulla zum Schutz seiner Asche vor einer möglichen Verunreinigung durch ein Staubkörnchen des Gaius Marius gebeten hatte, da es unablässig regnete und kein einziges Staubkörnchen in der Luft war.
Das Gefäß wurde sorgsam in die Grabstätte gelegt, die binnen vier Tagen aus buntem Marmor errichtet und mit Skulpturen geschmückt wurde. Sie war rund und wurde von kannelierten Säulen getragen, die mit der neuen Art von Kapitell gekrönt waren, das Sulla aus Korinth mitgebracht und so populär gemacht hatte — zarte Zweige mit Akanthusblättern. Sein Name, seine Titel und seine Taten waren auf einer Tafel eingemeißelt, und darunter stand eine schlichte Grabschrift, die er selbst verfaßt hatte:
»Ich bin froh, daß es vorbei ist«, sagte Lucullus zu seinem Bruder, als sie bis auf die Haut durchnäßt und vor Kälte zitternd in dem Unwetter nach Hause trotteten.
Lucullus war beunruhigt: Valeria Messala war nicht in Rom eingetroffen. Ihr Bruder Rufus, ihre Vettern Niger und Metellus Nepos sowie ihre Großtante, die ehemalige Vestalin, stellten aufgeregte Fragen; Lucullus hatte ihnen mitteilen müssen, daß er nach Misenum geschickt habe, um sie zu holen, worauf er von einem völlig erschöpften Boten erfahren habe, daß sie verschwunden sei.
Fast ein Monat verging, ehe Lucullus die hektische Suche abbrechen ließ, in deren Verlauf die Küste nördlich und südlich des Landguts auf einer Länge von mehreren Meilen abgesucht und jeder Wald und jeder Hain zwischen Neapolis und Sinuessa durchkämmt worden war. Sullas letzte Gemahlin war verschwunden, und mit ihr ihr Schmuck.
»Beraubt und ermordet«, sagte Varro Lucullus.
Sein Bruder — der selbst diesem geliebten Menschen einiges verschwieg — gab keine Antwort. Das Glück war ihm offenbar ebenso hold wie Sulla, denn er hatte schon vor dem Tag des Begräbnisses erkannt, wie gefährlich Valeria Messala für ihn sein konnte. Sie wußte zu viel von ihm, während er von ihr im Grunde nichts wußte. Er hätte sie umbringen müssen. Wie gut, daß ein anderer es für ihn getan hatte! Fortuna war ihm günstig gesinnt.
Metrobius’ Verschwinden interessierte ihn nicht — wenn doch, hätte er bestimmt darüber nachgedacht. In Rom gab es mehr als genug Schwule, um die Lücke auszufüllen; die Theater waren voll von ihnen. Für Lucullus war eher die Tatsache von Bedeutung, daß er nicht mehr unbegrenzt mit mutterlosen kleinen Mädchen versorgt wurde. Oh, wie würde er Misenum vermissen!
5. Teil
Sextilis (August) 80 v Chr. bis Sextilis (August) 77 v. Chr.
Diesmal segelte Caesar nach Osten. Eutychus, der Verwalter seiner Mutter — eigentlich war es sein Verwalter, aber Caesar beging niemals den Fehler, das zu denken —, war verweichlicht und hatte Rom kaum jemals verlassen. Nun mußte er die Erfahrung machen, daß das Reisen mit Gaius Julius Caesar keine geruhsame Angelegenheit war. An Land — vor allem wenn die Straße so respektabel war wie die Via Appia — legte er am Tag vierzig Meilen zurück, und jeder, der nicht Schritt halten konnte, wurde zurückgelassen. Nur die Angst, Aurelia zu enttäuschen, ließ Eutychus durchhalten, besonders während der ersten Tage, als die dicken Beine und das verwöhnte Hinterteil ihn ungeheuer schmerzten.
»Du bist wundgeritten«, sagte Caesar lachend und ohne jedes Mitgefühl zu dem jämmerlich weinenden Eutychus, als sie an einer Herberge in der Nähe von Beneventum haltmachten.
»Meine Beine schmerzen am meisten«, schniefte
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