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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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— ich würde mir eher das Schwert durch den Leib bohren als weibliche Tricks anwenden, um meine Ziele zu erreichen. Aber du, liebste Prinzessin, warst ein Geschenk der Göttin. Und das ist etwas ganz anderes.«
    »Ich habe dich nicht verärgert?«
    »Nicht im geringsten. Du mußt sehr vernünftig sein, wenn du das angenommen hast. Hast du den Verstand von deinem Vater geerbt?«
    »Vielleicht. Er ist ein kluger Mann. Aber er ist auch ein Narr.«
    »Wieso?«
    »Er hört nicht auf den Rat anderer.« Sie wandte sich um und ging mit ihm in Richtung Palast. »Ich bin sehr froh, daß du nach Paphos gekommen bist, Caesar. Ich war es leid, Jungfrau zu sein.«
    »Aber du warst es. Warum also gerade ich?«
    »Du bist ein Abkömmling von Aphrodite, deshalb bist du mehr als nur ein Mann. Ich bin die Tochter eines Königs. Ich darf mich keinem gewöhnlichen Mann hingeben, sondern nur einem von königlichem oder göttlichem Geblüt.«
    »Ich fühle mich geehrt.«

    Die Verhandlungen wegen der Flotte nahmen einige Zeit in Anspruch, aber das störte Caesar nicht. Jeden Tag pilgerten er und die Gemahlin von Ptolemaios dem Zyprioten zum Geburtsort der Aphrodite, und jeden Tag badete Caesar in dem Meerschaum, bevor er mit der Frau seines Gastgebers schlief. Offensichtlich hatten die Beamten aus Alexandria mehr Achtung vor Mithridatidis Nysa als vor ihrem Ehemann — was vielleicht etwas mit der Tatsache zu tun hatte, daß König Tigranes gerade in Syrien weilte. Ägypten war weit genug entfernt, um sich sicher zu fühlen, aber bei Zypern war das anders.
    Caesar schied in aller Freundschaft und mit großem Bedauern von der Tochter des Königs Mithridates, und er mußte noch lange an sie denken. Abgesehen von dem sexuellen Genuß liebte und schätzte er ihre unbefangene Selbstsicherheit, ihr Wissen, daß sie als Tochter eines berühmten Königs jedem Manne ebenbürtig war. Ein Mann konnte eine römische Frau zwar nicht gerade als Fußabstreifer benutzen, überlegte Caesar, aber trotzdem war eine römische Frau keinem Mann ebenbürtig. Bei seiner Abreise aus Paphos schenkte er Mithridatidis Nysa eine wundervoll gearbeitete Kamee der Göttin, obwohl er sich den seltenen und prachtvoll geschliffenen Edelstein kaum leisten konnte.
    Mithridatidis Nysa verstand etwas von Edelsteinen, und hochzufrieden schrieb sie an ihre ältere Schwester in Alexandria:
    Vermutlich werde ich ihn nie Wiedersehen. Er ist nicht der Typ, der ohne zwingenden Grund irgendwohin geht oder irgend etwas tut. Ich glaube, er hat mich sogar ein bißchen gern gehabt. Aber deswegen würde er nicht nach Zypern zurückkehren. Keine Frau wird je zwischen ihm und seinem angestrebten Ziel stehen.
    Ich hatte zuvor noch keinen Römer kennengelernt, obwohl sie in Alexandria recht häufig anzutreffen sind, und vermutlich kennst Du eine ganze Menge. Ist er anders, weil er ein Römer ist? Oder weil er selbst allein ist? Vielleicht kannst Du es mir sagen. Aber ich glaube zu wissen, was Du antworten wirst.
    Am besten gefiel mir seine unangreifbare Art; und seine keineswegs nüchterne Gelassenheit. Zugegeben, mit meiner Hilfe hat er seine Flotte bekommen. Ich weiß, ich weiß, er hat mich benutzt! Aber es gibt Zeiten, liebe Tryphaena, da läßt man sich gern benutzen. Außerdem hat er mich ein bißchen gern gehabt. Und er hat meine Herkunft gewürdigt.. Keine Frau könnte seinem Lachen widerstehen.
    Es war eine angenehme Abwechslung. Ich vermisse ihn, diesen Schuft! Mach Dir keine .Sorgen um mich. Um ganz sicher zu gehen, habe ich nach seiner Abreise die Medizin eingenommen. Wäre ich tatsächlich verheiratet und nicht nur dem Namen nach, wäre ich versucht gewesen, es nicht zu tun, denn Caesars Blut ist besser als ptolemäisches. Aber wie es aussieht, werde ich leider nie Kinder haben.
    Es tut mir leid, daß Du Probleme hast, und auch, daß man uns nicht beigebracht hat, die Lage Ägyptens zu verstehen. Wohlgemerkt, nicht daß unser Vater, Mithridates, und unser Onkel, Tigranes, sich um diese Probleme gekümmert hätten. Nur wir können ihr Interesse an Ägypten wecken, da wir die nötige ptolemäische Abstammung besitzen, um unsere Ansprüche geltend zu machen. Aber was wir nicht wissen konnten, war, daß die ägyptischen Priester einen so großen Einfluß auf das gemeine Volk haben — aufdie Ägypter mehr als aufdie Mazedonier. Es ist fast so, als gäbe es zwei Ägypten — zum einen das mazedonische Alexandria und das Delta, und zum anderen das Land am Nil.
    Ich meine, teuerste

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