MoR 03 - Günstlinge der Götter
Erden ihren göttlichen Weg der Zerstörung zu beginnen.
»Sie war meine neununddreißigfache Urgroßmutter«, sagte Caesar und stützte sich auf die Balustrade aus weißem Marmor, die den offiziellen Geburtsort der Göttin vom Rest des Ufers abtrennte.
»Wer? Doch nicht Aphrodite!«
»Doch. Durch ihren Sohn Aeneas stamme ich von ihr ab.«
»Wirklich?« Die leicht hervorquellenden Augen blickten ihn forschend an, als suchten sie nach einem Merkmal dieses erhabenen Geschlechts.
»Ganz ehrlich, Prinzessin.«
»Dann gehörst du der Liebe«, säuselte die Tochter des Mithridates und strich mit einem ihrer langen Finger sanft über Caesars sonnengebräunten rechten Arm.
Die Berührung ging ihm unter die Haut, aber er ließ sich nichts anmerken. »So hat es noch niemand ausgedrückt, Prinzessin, aber es ergibt einen Sinn«, sagte er lächelnd und blickte hinaus zum Horizont, wo das Saphirblau des Wassers und das Aquamarinblau des Himmels sich vermischten.
»Natürlich gehörst du der Liebe, bei solch einer Stammesmutter!«
Caesar sah sie an, seine Augen waren fast auf gleicher Höhe mit den ihren, so groß war sie. »Es ist erstaunlich«, sagte er leise, »daß das Meer gerade an dieser Stelle so viel Schaum bildet. Ich kann mir das nicht erklären.« Er deutete zuerst nach Norden und dann nach Süden. »Siehst du? Jenseits der Absperrung ist kein Schaum!«
»Es heißt, sie habe ihn für immer hier zurückgelassen.«
»Dann sind die Blasen ihre Substanz.« Er schüttelte seine Toga ab und bückte sich, um seine Sandalen aufzuschnallen. »Ich muß in ihrer Substanz baden, Prinzessin.«
»Wenn du nicht ihr neununddreißigfacher Urenkel wärst, würde ich dir zur Vorsicht raten«, sagte die Prinzessin und ließ kein Auge von ihm.
»Ist hier das Schwimmen aus religiösen Gründen verboten?«
»Nicht verboten. Nur unklug. Es heißt, deine neununddreißig- fache Urgroßmutter reiße Badende in die Tiefe.«
Als Caesar unbeschadet aus dem Wasser stieg, sah er, daß sie ihr Gewand auf dem stachligen Ufergras ausgebreitet hatte und auf ihn wartete. An seinem Handrücken klebte noch ein Schaumbläschen; er beugte sich über die Prinzessin, drückte es sanft gegen ihre jungfräuliche Brustwarze und lachte, als es zerplatzte. Die Prinzessin zuckte zusammen und erschauerte.
»Von Venus entflammt«, sagte er, als er sich zu ihr legte, feucht und berauscht von der Liebkosung dieses geheimnisvollen Meerschaums. Venus hatte ihn gesalbt und ihm diese herrliche Frau zu seinem Vergnügen zugeführt, die Tochter eines berühmten Königs, die vor ihm noch mit keinem Mann zusammen gewesen war — was er bemerkte, als er in sie eindrang. Liebe und Macht vereint, die höchste Vollendung.
»Von Venus entflammt«, sagte sie und streckte sich wie eine große, goldfarbene Katze, so überragend war das Geschenk der Göttin.
»Du kennst den römischen Namen von Aphrodite«, sagte der Nachfahre der Göttin, der auf einer Luftblase der Glückseligkeit schwebte.
»Rom hat einen langen Arm.«
Die Luftblase zerplatzte, aber nicht wegen dem, was sie sagte; der große Augenblick war vorüber.
Caesar erhob sich. Er hielt nichts davon, nach dem Liebesakt noch zu verweilen. »Also, Mithridatidis Nysa, wirst du deinen Einfluß geltend machen und mir helfen, meine Flotte zu bekommen?« fragte er. Er verschwieg ihr jedoch, warum ihm diese Bitte ein kurzes Lachen entlockte.
»Wie schön du bist«, sagte sie, den Kopf auf die Hand gestützt. »Unbehaart, wie ein Gott.«
»Du auch, wie ich sehe.«
»Alle Frauen bei Hof zupfen sich die Haare aus, Caesar.«
»Aber die Männer nicht.«
»Nein. Weil es weh tut.«
Caesar lachte. Er streifte die Tunika über, schnallte die Sandalen zu und begann die Toga in Ordnung zu bringen und anzulegen. »Steh auf, Weib!« sagte er vergnügt. »Es gilt, eine Flotte zu beschaffen und einen behaarten Ehemann davon zu überzeugen, daß wir lediglich den Meerschaum betrachtet haben.«
»Ach, der!« Sie begann sich anzukleiden. »Es kümmert ihn nicht, was wir tun. Wie du sicher bemerkt hast, war ich noch Jungfrau.«
»Es war unmöglich, es nicht zu bemerken.«
Ihre Augen funkelten. »Ich glaube, wenn ich dir nicht helfen könnte, eine Flotte aufzustellen, hättest du mich sicher kaum eines Blickes gewürdigt.«
»Dem muß ich widersprechen«, sagte er bestimmt, aber ruhig. »Man hat mir einmal vorgeworfen, ich würde genau das tun, um eine Flotte zu bekommen, und was ich damals gesagt habe, gilt auch heute noch
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