MoR 03 - Günstlinge der Götter
deklarieren.«
Sullas Tod hatte das Ende der freundschaftlichen Beziehung zwischen den Konsuln Lepidus und Catulus bedeutet. Schon von Natur aus waren die beiden nicht dafür bestimmt, miteinander auszukommen, und gleich nach Sullas Tod kam es zu einer ersten Auseinandersetzung. Catulus schlug vor, Sulla solle ein Staatsbegräbnis erhalten, während Lepidus es ablehnte, für das Begräbnis öffentliche Gelder auszugeben, da die Kosten aus Sullas Nachlaß gedeckt werden könnten. Aus dem nachfolgenden Duell im Senat ging Catulus als Sieger hervor. Sulla wurde auf Kosten der Staatskasse bestattet, die er immerhin aufgefüllt hatte.
Aber Lepidus bekam Unterstützung, denn nach und nach kehrten diejenigen, die Sulla vertrieben hatte, nach Rom zurück. Schon kurz nach dem Begräbnis kamen Marcus Perperna Veiento und Cinnas Sohn Lucius nach Rom. Perperna Veiento hatte es irgendwie geschafft, der Proskription zu entgehen — vermutlich weil er nicht geblieben war, um mit Pompeius um den Besitz in Sizilien zu streiten, und weil er nicht genug Geld hatte, um ihm ein verlockendes Angebot zu machen. Der junge Cinna besaß natürlich kein Geld. Aber nun, da der Diktator tot war, bildeten beide den Kern der Faktion, die insgeheim die Politik und die Gesetze des Diktators ablehnte und die lieber für Lepidus als für Catulus Partei ergriff.
Als erster Konsul und als ein Mann, der Sulla im Senat die Stirn geboten hatte, wähnte sich Lepidus in einer ausgezeichneten Position, um nach Sullas Tod einige Gesetze des Diktators zu lockern, da seine Anhänger im Senat denen des Catulus zahlenmäßig überlegen waren.
»Ich will als derjenige in die Geschichte eingehen«, sagte Lepidus zu seinem Freund Marcus Junius Brutus, »der Sullas Gesetzeswerk in eine für jedermann — selbst für seine Gegner — annehmbare Form gebracht hat.«
Fortuna hatte beiden ihre Gunst geschenkt. Auf Sullas letzter sorgsam zusammengestellter Magistratsliste war Brutus als Prätor aufgeführt worden, und als die Konsuln und Prätoren am Neujahrstag des vorangegangenen Jahres ihre Ämter übernommen hatten, war das Los, das darüber entschied, welche Provinzen an welche Beamten fielen, günstig für sie ausgefallen. Lepidus hatte Gallia Narbonensis gezogen und Brutus das italische Gallien; ihre Statthalterschaft sollte am Ende ihrer Amtsperiode beginnen, das heißt am darauffolgenden Neujahrstag. Gallia Narbonensis war bis vor kurzem keine konsularische Provinz gewesen, aber zwei Dinge hatten dies geändert: der wenig erfolgreiche Krieg in Spanien gegen Quintus Sertorius und das Verhalten der gallischen Stämme, die mittlerweile revoltierten und damit den Landweg nach Spanien unsicher machten.
»Wir werden bei der Verwaltung unserer Provinzen zusammenarbeiten«, sagte Lepidus voll Eifer zu Brutus, nachdem die Lose gezogen waren. »Ich werde gegen rebellische Stämme Krieg führen, während du im italischen Gallien Ordnung schaffst und mir Proviant schickst, und was ich sonst noch brauche.«
So freuten sich Lepidus und Brutus auf eine arbeitsreiche und lohnende Zeit als Statthalter im kommenden Jahr. Nach Sullas Begräbnis hatte Lepidus sich daran gemacht, die strengsten Gesetze Sullas zu lockern, während Brutus sich als Vorsitzender des Gerichts für Gewaltverbrechen mit den Ergänzungsgesetzen für dieses Gericht befaßt hatte, das im vorangegangenen Jahr von Sullas Prätor Gnaeus Octavius eingerichtet worden war. Gnaeus Octavius hatte, offenbar mit Sullas Zustimmung, per Gesetz angeordnet, einige von denen, die aus den Proskriptionen Profit geschlagen hatten, zu zwingen, den Besitz zurückzugeben, den sie sich mit Gewalt oder durch Einschüchterung verschafft hatten — was natürlich auch bedeutete, daß die Namen der ursprünglichen Eigentümer von den Proskriptionslisten gestrichen wurden. Brutus, der Gnaeus Octavius’ Maßnahme billigte, hatte dessen Arbeit mit Begeisterung fortgesetzt.
Im Juni — Sullas Asche war inzwischen in dem Grab auf dem Marsfeld beigesetzt — erklärte Lepidus vor dem Senat, er werde sich um die Zustimmung des Senats zu einer lex Aemilia Lepida bemühen, wonach ein Teil des Landes, das Sulla in Etruria und Umbria konfisziert hatte, zurückgegeben werden sollte, um es an seine Veteranen zu verteilen.
»Wie ihr wißt, eingeschriebene Väter«, wandte sich Lepidus an die aufmerksamen Senatoren, »herrschen nördlich von Rom große Unruhen. Nach meiner Ansicht — und der vieler anderer — sind diese Unruhen
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