MoR 03 - Günstlinge der Götter
Tryphaena, Du solltest selbst mit den ägyptischen Priestern verhandeln. Dein Gemahl Auletes hat nichts für Männer übrig, deshalb darfst Du auf Kinder hoffen. Du mußt Kinder bekommen! Aber das kannst du nach ägyptischem Recht erst, nachdem Du gekrönt und gesalbt wurdest, und Du kannst erst gekrönt und gesalbt werden, wenn die ägyptischen Priester bereit sind, die Zeremonie vorzunehmen. Ich weiß, daß die Alexandriner gegenüber der Delegation aus Rom behaupteten, Du seist gekrönt und gesalbt worden. Sie wußten genau, daß Marcus Perperna und die anderen Gesandten die ägyptischen Gesetze und Bräuche nicht kennen. Aber das Volk von Ägypten weiß, daß Du nicht als Herrscherin bestätigt wurdest. Auletes ist ein Dummkopf, es mangelt ihm an Verstand, und er besitzt keinen politischen Scharfsinn. Aber Du und ich, wir sind unseres Vaters Töchter und mit mehr Verstand gesegnet.
Geh zu den Priestern und verhandle mit ihnen. In Deinem eigenen Namen. Mir ist klar, daß Du erst etwas erreichst — und Kinder bekommen kannst —, wenn Du die Priester herumgekriegt hast. Auletes scheint zu glauben, er sei einflußreicher als sie und die Alexandriner seien mächtig genug, um die Priester zu besiegen. Da irrt er sich. Oder vielleicht sollte man besser sagen, Auletes glaubt, es sei wichtiger, König von Mazedonien zu sein als Pharao von Ägypten, und daß er, wenn er König ist, am Ende auch Pharao werden muß. Deinen Briefen entnehme ich, daß Du nicht in diese Falle gegangen bist. Aber das genügt nicht. Du mußt ebenfalls verhandeln. Die Priester wissen, daß unsere Männer die letzten ihres Geschlechts sind und daß es gefährlicher wäre, nach fast tausend Jahren Fremdherrschaft miteinander rivalisierende Herrscher ägyptischer Abstammung als Regenten einzusetzen, als die letzten aus dem Geschlecht der Ptolemäer als Herrscher anzuerkennen. Ich denke, im Grunde wollen sie nur, daß man sich ihnen unterwirft, anstatt sie zu ignorieren oder nicht ernst zu nehmen. Unterwerfe Dich ihnen, teuerste Tryphaena. Und sorge dafür, daß Dein Mann dasselbe tut. Immerhin haben sie die Aufsicht über die Schatzkammern des Pharaos, über die Erträge und über das ägyptische Volk. Die Tatsache, daß Kichererbse vor sieben Jahren Theben geplündert hat, ist unwichtig. Er war gekrönt und gesalbt, er war Pharao. Und Theben ist nicht ganz Ägypten!
Nimm in der Zwischenzeit weiter die Medizin und mache Dir weder Deinen Mann noch die Alexandriner zum Feind. Solange sie Deine Verbündeten sind, hast Du eine Basis für Deine Verhandlungen mit den Priestern in Memphis.
Gegen Ende des Monats Sextilis war Gaius Julius Caesar zu Vatia nach Tarsus zurückgekehrt und hatte ihm mitgeteilt, daß alle wichtigen Hafenstädte und Gebiete in Vatias Amtsbezirk bereit waren, Schiffe und Mannschaften bereitzustellen. Vatia war zufrieden, vor allem wegen der Vereinbarung mit Zypern. Aber er hatte keine weiteren militärischen Aufgaben für seinen jungen Untergebenen, und außerdem bereitete er ihn auf die Nachricht vor, daß Sulla in Rom gestorben war.
»Mit deiner Erlaubnis, Publius Servilius, möchte ich gern nach Hause zurückkehren«, sagte Caesar.
Vatia runzelte die Stirn. »Warum?«
»Aus mehreren Gründen«, erwiderte Caesar gelassen. »Der Hauptgrund ist, daß ich für dich kaum von Nutzen bin — es sei denn, du hast vor, einen Feldzug vorzubereiten, um König Tigranes aus dem östlichen Pedia und aus Kappadokien zu vertreiben.«
»Mein Auftrag lautet anders, Gaius Julius«, meinte Vatia steif. »Ich muß mich auf die Verwaltung meiner Provinz und die Vernichtung der Seeräuber konzentrieren. Kappadokien und das östliche Pedia müssen warten.«
»Ich verstehe. In dem Fall hast du in naher Zukunft keine militärischen Aufgaben mehr für mich. Die anderen Gründe, weshalb ich nach Hause möchte, sind persönlicher Natur. Ich muß meinen Pflichten als Ehemann nachkommen und mich um meine Karriere bei Gericht kümmern. Nach meiner Zeit als Jupiterpriester bin ich als Anwalt schon nicht mehr der Jüngste. Ich will Konsul meines Jahrgangs werden. Das ist mein Geburtsrecht. Mein Vater war Prätor, mein Onkel war Konsul, und mein Vetter Lucius war ebenfalls Konsul. Die Julier stehen erneut in vorderster Linie.«
»Nun gut, Gaius Julius, du kannst nach Hause gehen«, sagte Vatia, der für derlei Argumente Verständnis hatte. »Ich will dich gern dem Senat empfehlen und die Aufstellung meiner Flotte als für den Feldzug notwendige Aufgabe
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