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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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abgelegenen, uninteressanten Ort wie Cilicia geschickt hat. Hier haben die Seeräuber ihre wichtigsten Stützpunkte, und hier müssen wir mit ihrer Vernichtung beginnen.«
    »Ich könnte mich nützlich machen und ihre Stützpunkte auskundschaften. Ich hätte damit sicher ebensowenig Schwierigkeiten wie mit der Aufstellung einer Flotte.«
    »Das ist nicht nötig, Caesar. Wir wissen bereits, wo sich die größten Stützpunkte befinden. Coracesium ist berüchtigt, aber auch so gut befestigt, daß ich bezweifle, ob es mir oder einem anderen jemals gelingen wird, es einzunehmen. Deshalb werde ich am anderen Ende meines Territoriums beginnen — in Pamphylia und Lykia. Ein Piratenkönig namens Zenicetes beherrscht den gesamten pamphylischen Golf, einschließlich Attaleia. Er wird als erster den Zorn Roms zu spüren bekommen.«
    »Nächstes Jahr?« fragte Caesar.
    »Wahrscheinlich«, erwiderte Vatia, »allerdings nicht vor dem Spätsommer. Ich kann erst gegen die Seeräuber kämpfen, wenn in Cilicia alles geregelt ist und ich sicher sein kann, daß meine Flotte stark genug ist, um den Sieg davonzutragen.«
    »Du gehst davon aus, daß du mehrere Jahre Zeit hast.«
    »Der Diktator und der Senat haben mir versichert, daß ich nicht zur Eile getrieben werde. Lucius Cornelius ist zwar jetzt im Ruhestand, aber ich glaube nicht, daß der Senat gegen seinen ausdrücklichen Wunsch handeln wird.«

    Caesar machte sich daran, eine Flotte aufzustellen. Er tat es jedoch ohne jede Begeisterung, da es mehr als ein Jahr dauern würde, bis sie zum Einsatz käme. Und so wie er Vatia einschätzte, würde es ihm, wenn es zum Krieg kam, an der für den Feldzug nötigen Schnelligkeit und Entschlußkraft fehlen. Obwohl Caesar Lucullus nicht mochte, gab es für ihn keinen Zweifel, daß dieser zweite Feldherr, unter dem er diente, sich weder vom Verstand noch von den Fähigkeiten her mit Lucullus messen konnte.
    Als Ausgleich dafür hatte Caesar jetzt Gelegenheit, mehr zu reisen. Im Mai begab er sich nach Rhodos, der unumstrittenen Seemacht im östlichen Teil des Mittelmeers. Rhodos war Rom gegenüber stets loyal gewesen — vor neun Jahren hatte es König Mithridates erfolgreich die Stirn geboten —, und man konnte davon ausgehen, daß es für Vatias bevorstehenden Feldzug Schiffe, Kommandanten und Besatzungen zur Verfügung stellen würde. Allerdings verfügte Rhodos nicht über Seesoldaten, da feindliche Schiffe nicht geentert und Gefechte an Land ausgetragen wurden.
    Zum Glück hatte Gaius Verres keine Zeit gehabt, Rhodos zu besuchen, und so wurde Caesar freundlich willkommen geheißen und konnte mit den Befehlshabern der Insel sprechen. Bei dem Handel ging es vor allem darum, ob Rom Rhodos für seine Hilfe bezahlen sollte. Nach Vatias Ansicht hatten die verbündeten Städte, Inseln und Staaten, die Schiffe zur Verfügung stellen sollten, keinen Anspruch auf Bezahlung. Er begründete dies damit, daß alle Beteiligten unmittelbar von der Vernichtung der Seeräuber profitierten, und deshalb sollten sie ihren Dienst kostenlos leisten. Aufgrund dessen mußte Caesar sich bei seinen Verhandlungen an die Anweisungen seines Vorgesetzten halten.
    »Seht die Sache doch einmal so«, versuchte Caesar die Befehlshaber zu überreden. »Ein Erfolg bedeutet reiche Beute und das Ende von Überfällen. Rom ist nicht in der Lage, euch zu bezahlen, aber ihr werdet zum Lohn für eure Hilfe einen Anteil an der Beute erhalten. Rhodos ist ein Freund und Verbündeter des römischen Volkes. Warum wollt ihr dieses Verhältnis gefährden? Es gibt nur zwei Möglichkeiten — entweder ihr macht mit oder nicht. Die Entscheidung liegt jetzt bei euch.«
    Rhodos gab nach. Im Sommer des darauffolgenden Jahres sollte Caesar seine Schiffe bekommen.
    Von Rhodos ging es weiter nach Zypern. Caesar ahnte nicht, daß das Schiff, das bei seiner Abreise gerade in den Hafen von Rhodos einlief, eine kostbare römische Fracht an Bord hatte, nämlich keinen geringeren als Marcus Tullius Cicero, der erschöpft war von der einjährigen Ehe mit Terentia und den heiklen Verhandlungen, die er in Athen zu einem erfolgreichen Abschluß gebracht hatte, als sein jüngerer Bruder Quintus die Schwester von Titus Pomponius Atticus heiratete. Aus Ciceros eigener Verbindung war eine Tochter, Tullia, hervorgegangen, und so hatte er Rom in der Gewißheit verlassen, daß seine Frau vollauf mit dem Kind beschäftigt war. Auf Rhodos lebte der weltberühmte Rhetoriklehrer Appolonius Molon, und dessen Schule

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