Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
mit Menschen wie Hybrida und dem älteren Dolabella plagen dürfen. Ja, Caesar, wir werden die zweitausend Talente aufbringen. Es wird einige Umstände bereiten, aber wir bekommen sie hier in Rom zusammen.«
    »Abgemacht, dann hinterlegen wir zweitausend Talente als sponsio und strengen ein Zivilverfahren gegen Gaius Antonius Hybrida an. Das allein wird schon für Aufsehen sorgen. Zugleich machen wir ganz Rom deutlich, daß wir es ernst meinen.«
    »Hybrida dürfte nicht einmal in der Lage sein, ein Viertel dieser Summe aufzubringen.«
    »Ganz richtig, Iphikrates. Aber es liegt im Ermessen des Prätors für Fremdenrecht, von der Einlage der sponsio abzusehen, wenn er zu der Erkenntnis gelangt ist, daß ein Prozeß in jedem Fall stattfinden muß. Und eines muß man Varro Lucullus lassen: er ist auf Recht und Billigkeit bedacht.«
    »Gesetzt, wir gewinnen, und Hybrida hat die zweitausend Talente nicht vorher eingelegt, was geschieht dann?«
    »Dann, Iphikrates, hat er sie aufjeden Fall aufzutreiben! Zahlen muß er, denn so sieht es ein Zivilverfahren unter Römischem Recht vor.«
    »Ah, jetzt verstehe ich!« Still lächelnd lehnte sich Iphikrates zurück und legte die Arme um die Knie. »Wenn er verliert, wird er zum Bettler, und er muß Rom völlig ruiniert verlassen. An eine Rückkehr kann er dann nicht mehr denken, oder?«
    »Nein, eine Rückkehr ist dann ausgeschlossen.«
    »Gesetzt aber, wir verlieren, dann erhält er unsere zweitausend Talente?«
    »So ist es.«
    »Glaubst du, daß wir verlieren werden, Caesar?«
    »Nein.«
    »Wozu dann aber deine Warnung, es könne auch etwas schiefgehen? Warum sagst du uns, wir sollten darauf gefaßt sein, unser Geld zu verlieren?«
    Caesar legte die Stirn in Falten und erklärte seinem griechischen Mandanten, was er, der Römer aus altem Patriziergeschlecht, seit frühester Jugend gelernt hatte. »Das Römische Recht ist eben nicht so ehern, wie es scheint. Vieles hängt vom Richter ab, und gemäß Sullas Gesetz kann der Richter nicht Varro Lucullus heißen. In dieser Hinsicht vertraue ich auf dessen Rechtschaffenheit, daß er einen unbefangenen Richter benennt. Aber da ist noch ein anderes Risiko. Manchmal findet ein versierter Anwalt eine Lücke in der Gesetzgebung, die sich zu einer gewaltigen Kluft weiten kann. Hybrida wird von den besten Anwälten Roms verteidigt.« Caesar legte eine Pause ein, die Hände wie Fänge gekrümmt. »Wenn mir eine Idee gekommen ist, wie unser Problem gelöst werden könnte, warum sollte dann nicht jemand anderes einen Einfall haben, Hybridas Problem zu lösen? Das ist es ja, was Menschen wie mich an der Justiz so fesselt, wenn Richter und Prozeß ohne verborgene Einflußnahme sich frei entfalten können. Unsere Beweisführung mag noch so schlüssig und überzeugend wirken, dennoch gilt es vor dem brillanten Kollegen der anderen Partei auf der Hut zu sein. Wenn nun Cicero die Verteidigung übernimmt? Das wäre schrecklich! Gewiß, ich glaube nicht, daß er in diese Versuchung käme, wenn er erst einmal die Einzelheiten der Anklage kennt. Aber Hortensius hätte solche Skrupel nicht. Schließlich muß eine der beiden Seiten gewinnen. Wir kämpfen für ein Prinzip, und das ist überhaupt der riskanteste Grund, vor Gericht zu gehen.«
    »Ich werde mich mit meinen Mitklägern besprechen und dir morgen unsere Antwort mitteilen«, sagte Iphikrates, ehe er Caesar verließ.
    Die Antwort lautete, Caesar möge den Prätor für Fremdenrecht bitten, ein Zivilverfahren gegen Gaius Antonius Hybrida einzuleiten. Daraufhin ging Caesar gemeinsam mit seinen Mandanten zu Varro Lucullus und bat um Hinterlegung von zweitausend Talenten als sponsio, eben die Summe, die sie als Schadenersatz von Hybrida forderten.
    Varro Lucullus verschlug es zunächst die Sprache. Stumm saß er da, dann schüttelte er verwundert den Kopf und bat, den Bankwechsel begutachten zu dürfen. »Der Wechsel ist echt, und ihr meint es ernst«, sagte er zu Caesar.
    »Wir sind eisern entschlossen, praetor peregrinus.«
    »Warum geht ihr nicht vor den Gerichtshof für Erpressungsfälle?«
    »Weil es sich bei diesem Fall nicht um Erpressung handelt. Es geht um Mord, aber noch um vieles mehr, nämlich Folter, Vergewaltigung und lebenslange Verstümmelung. Meinen Mandanten geht es nach so langer Zeit nicht mehr darum, vor Gericht recht zu bekommen. Sie fordern Schadenersatz für die Opfer in Thespiae, Eleusis und Orchomenos, an denen sich Gaius Antonius vergriffen hat. Diese Menschen sind nicht

Weitere Kostenlose Bücher