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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Liebling angeblich litt, und flüchtete in die Kinderstube. Caesar und Aurelia blieben, beide erhobenen Hauptes, am Tisch zurück.
    Manche äußerten ihre Mißbilligung, aber Caesar war durchaus nicht der erste, der als Anwalt einen weitläufigen Verwandten vor Gericht verklagte. Es hatte schon viele andere Fälle gegeben, in denen ein engeres Verwandtschaftsverhältnis für mehr Bedenken gesorgt hatte, als es die bloß formalen Einwände vermochten, die Männer wie Catulus gegen die Klage gegen Gaius Antonius Hybrida erhoben.
    Hybrida konnte die Vorladung nicht ignorieren, und so wartete er am nächsten Morgen mit einem Gefolge bekannter Persönlichkeiten, darunter Quintus Hortensius und Caesars Onkel Aurelius Cotta, vor dem Gerichtshof des Prätors für Fremdenrecht. Indes war keine Spur von Marcus Tullius Cicero zu sehen, nicht einmal im Publikum. Erst als Cethegus die Anhörung eröffnete, gewahrte Caesar den Vermißten gerade noch aus den Augenwinkeln. Auf Cicero war eben doch Verlaß, einen spektakulären Prozeß wie diesen ließ er sich nicht entgehen! Vor allem dann nicht, wenn die Anklage die Form eines Zivilverfahrens gewählt hatte.
    Hybrida fühlte sich unbehaglich, das sah Caesar sofort. Das dichte kastanienbraune Haar und die braunen Augen wiesen diesen großen, muskulösen Mann ebenso als einen Antonius aus wie die Adlernase und das vorspringende Kinn. Ehe Caesar Hybridas Greueltaten zu Ohren gekommen waren, hatte er hinter den groben Zügen dieses Gesichts einen rüpelhaften Menschen vermutet, der zuviel trank, zuviel aß und sich sexuellen Ausschweifungen hingab. Nun wußte er es besser: es waren die Züge eines Ungeheuers.
    Der Prozeß begann schlecht für Hybrida. Hortensius verstieg sich dazu, die unverzügliche Aussetzung des Verfahrens zu verlangen, denn, so behauptete er, wenn die zu verhandelnde Sache nur ein Zehntel so ernst sei, wie die Anklage andeute, dann gehöre sie vor den Gerichtshof für Strafverfahren. Varro Lucullus blieb ausdruckslos sitzen und machte keine Miene einzugreifen, solange sein Richter ihn nicht um Rat fragte, woran Cethegus gar nicht dachte. Früher oder später würde die Reihe an ihn kommen, an diesem Gericht den Vorsitz zu führen. Ohne große Begeisterung hatte er sich auf irgendeinen Streitfall um Gelder eingestellt. Nun aber war er auf einen ausgesprochen heiklen Fall gestoßen, der ihn zwar anwidern mochte, aber wenigstens nicht langweilen würde. So wies er Hortensius’ Antrag geschickt zurück und führte den Prozeß zügig weiter.
    Gegen Mittag wollte Cethegus dann die Zeugen hören. Ihr Auftritt sorgte für Aufsehen. Iphikrates und seine Mitkläger hatten die Opfer, die sie von Griechenland bis hierher gebracht hatten, mit sicherem Instinkt für dramatische und mitleidheischende Effekte ausgewählt. Besonders erschütternd wirkte ein Mann, der selbst nicht aussagen konnte, weil ihm Hybrida große Teile des Gesichts entstellt und die Zunge herausgerissen hatte. Dafür war aber seine haßerfüllte Frau eine redegewandte und auf ihre Art vernichtende Zeugin. Cethegus hörte ihr zu und schaute dabei auf ihren armen Ehemann, der mit grünlichem Gesicht dasaß und schwitzte.
    Nach der Zeugenvernehmung vertagte Cethegus den Prozeß auf den nächsten Morgen. Für sich betete er, nach Hause zu kommen, ohne daß ihm übel wurde.
    Hybrida versuchte, am Ende des ersten Prozeßtages das letzte Wort zu haben. Beim Verlassen des Gerichtshofes packte er Caesar am Arm und hielt ihn fest.
    »Wo hast du dieses traurige Gelichter aufgelesen?« fragte er mit der Miene betroffenen Erstaunens. »Dazu hast du sicherlich das halbe Reich durchstöbern müssen! Aber es wird nicht verfangen. Was sind sie denn anderes als eine Handvoll trostloser Mißgeburten! Sonst nichts! Erpicht darauf, statt der dürftigen griechischen Almosen, die sie bisher bekommenhaben, saftige römische Schadenersatzzahlungen einzustreichen!«
    »Nur eine Handvoll?« erboste sich Caesar mit Donnerstimme. Der Lärm der sich zerstreuenden Menge ließ plötzlich nach; viele wandten sich um und warteten, was er sagen werde. »Sonst nichts? Gaius Antonius Hybrida, ich sage dir, einer allein wäre schon zuviel! Nur ein Opfer, ob Mann, Frau oder Kind, das in solcher Weise verstümmelt, das seiner Jugend, seiner Schönheit und seiner Würde als Menschenwesen beraubt wurde, ist schon eines zuviel. Scher dich fort!«
    Gaius Antonius Hybrida ging heim, nicht ohne verstört festzustellen, daß seine Anwälte nicht geneigt

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