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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Rom begangen haben. Und seine Opfer können nicht alle nur verschwundene Sklaven gewesen sein.«
    »Ich werde mich umhören, Caesar.«
    Caesars Frauen daheim merkten schon, als er zur Haustür hereinkam, daß er Kummer mit sich herumtrug, aber weder Aurelia noch Cinnilla versuchten, in ihn zu dringen. In normalen Zeiten hätte sich Aurelia das nicht nehmen lassen, aber die Enkeltochter beschäftigte sie jetzt mehr, als sie selbst zugeben wollte, daher machte sie sich nicht weiter Gedanken über die Stimmung ihres Sohnes. Damit nahm sie sich die Gelegenheit, ihm die Anklage gegen Gaius Antonius Hybrida auszureden, dessen Neffen zu Caesars engeren Vettern gehörten.

    Eigentlich gehörte der Fall vor den Strafgerichtshof, aber je länger Caesar darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihm die Vorstellung, Hybrida vor diesem Gericht zu verklagen. Zum einen lag es am Vorsitzenden Marcus Junius Juncus, der seine Versetzung an einen Gerichtshof, der ehemaligen Ädilen vorbehalten war, immer noch nicht verwunden hatte; er hatte den Vorsitz übernehmen müssen, weil sich in diesem Jahr kein ehemaliger Ädil für dieses Amt bereit erklärt hatte. Caesar hatte schon einmal mit ihm zu tun gehabt, als er bei einem Prozeß im Januar Vertreter der Anklage war. Zum anderen lag das Problem in dem Umstand, daß die klagende Partei nicht römisch war. Tatsächlich war die Aussicht auf Erfolg vor jedem Gerichtshof gering, wenn die Kläger aus dem Ausland kamen und der Beklagte aus der römischen Aristokratie stammte. Caesar mußte also seine Mandanten auf eine Niederlage einstimmen. Schlimmer noch, er wußte, daß ein Richter wie Juncus den Prozeß möglichst unbemerkt über die Bühne bringen würde, womöglich an einem Ort, wo kaum Zuhörer zu erwarten waren. Zu alledem kam noch, daß der Volkstribun Gnaeus Sicinius das Publikum auf dem Forum gerade mit einer Kampagne in den Bann schlug, den Volkstribunen alle Rechte wiederzugeben, die sie einst innegehabt hatten. Die ganze Stadt interessierte sich für nichts anderes, vor allem seitdem Sicinius eine witzige Bemerkung gelungen war, die bei allen Liebhabern politischer Bonmots die Runde machte.
    »Warum«, so hatte ihn Gaius Scribonius Curio entnervt gefragt, »plagst du mich und meinen Kollegen Gnaeus Octavius, warum plagst du die Prätoren, Ädilen, deinen eigenen Volkstribunkollegen Publius Cethegus, alle Konsulare und großen Männer, Finanzleute wie Titus Atticus und sogar die armen Quästoren, ohne auch nur ein Wort gegen Marcus Licinius Crassus zu verlieren? Hat Marcus Crassus deine giftigen Attacken etwa nicht verdient? Oder ist es Marcus Crassus, der dir alle deine Injurien eingibt? Nun, Sicinius, du kleiner Kläffer, sage mir doch, warum du Crassus unbehelligt läßt.« «
    Da Sicinius genau wußte, daß Curio und Crassus Streit miteinander hatten, tat er so, als überlege er erst ernsthaft, bevor er antwortete:
    »Weil Marcus Crassus Heu um beide Hörner gewickelt trägt.« Das zahlreiche Publikum, dem jede Nuance dieser schlagfertigen Antwort aufging, schüttelte sich vor Lachen. Ein Ochse, der ein Horn mit Heu umwickelt trug, war ein gewohnter Anblick; es galt als Warnung vor einem Tier, das vielleicht gutmütig aussah, aber plötzlich mit den Hörnern zustoßen konnte. Ochsen, deren beide Hörner mit Heu umwickelt waren, wurden wie die Pest gemieden. Hätte Marcus Crassus nicht schon von Natur aus die unerschütterliche Behäbigkeit und bullige Kraft eines Rindviehs gehabt, wäre die Bemerkung nicht als so treffend empfunden worden.
    Wie konnte Caesar nun dem populären Sicinius die treue Gefolgschaft abspenstig machen? Wie konnte er dem beabsichtigten Prozeß das Echo verschaffen, das er verdiente? Während er über diese Fragen nachdachte, reisten seine Mandanten nach Böotien   zurück und sammelten Beweise und Zeugenaussagen, wie Caesar es ihnen aufgetragen hatte. Die Monate vergingen, die Mandanten kehrten nach Rom zurück, doch er hatte Juncus noch immer nicht gefragt, ob er den Fall vor seinem Gericht verhandeln wolle.
    »Ich verstehe Euch nicht«, machte Iphikrates seiner Ungeduld Luft. »Wenn wir uns nicht beeilen, bekommen wir womöglich überhaupt keinen Prozeß.«
    »Ich habe das Gefühl, daß wir besser noch zuwarten«, sagte Caesar. »Hab noch ein wenig Geduld, Iphikrates. Ich verspreche dir, daß ich alles tun werde, damit du und deine Mitstreiter nicht noch weitere Monate in Rom warten müssen. Sind eure Zeugen in einem sicheren Versteck

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