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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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waren, ihn zu begleiten. Sogar sein Bruder fand einen Vorwand, nicht den gleichen Weg gehen zu müssen. Dennoch war er nicht ganz allein; neben ihm ging ein kleiner, vierschrötiger Mann, der seit anderthalb Jahren dem Senat angehörte und sein Freund geworden war. Der Mann hieß Gaius Aelius Staienus und war stets auf der Suche nach mächtigen Bundesgenossen, nach Tischen, an denen er auf anderer Kosten prassen konnte, und vor allem nach Gelegenheiten, viel Geld zu verdienen. Er hatte im vorigen Jahr einiges von Pompeius’ Geld eingesteckt, als er unter Mamercus Quästor war und einen Aufstand angezettelt hatte — natürlich keinen häßlichen, blutigen Aufstand! Für ihn war alles wie am Schnürchen gelaufen, ohne daß der geringste Verdacht auf ihn gefallen wäre.
    »Du wirst den Prozeß verlieren«, sagte er zu Hybrida, als sie dessen Villa auf dem Palatin betraten.
    Hybrida war nicht in der Stimmung, darüber zu streiten. »Ich weiß.«
    »Aber wäre ein Sieg nicht sehr verlockend?« fragte Staienus träumerisch. »Zweitausend Talente einzustreichen. Diese Summe winkt dem Sieger.«
    »Wer redet von einstreichen, auftreiben muß ich sie, und das wird mich für mehr Jahre heillos überschulden, als ich noch zu leben habe.«
    »Nicht unbedingt«, schnurrte Staienus einschmeichelnd. Er machte es sich in Hybridas Klientenstuhl bequem und schaute sich um. »Hast du noch etwas von dem Wein aus Chios übrig?«
    Hybrida ging zu einer Konsole hinüber und schenkte aus einer Karaffe zwei Becher Wein ein, reichte einen seinem Gast und setzte sich ebenfalls. Er nahm einen tiefen Schluck und schaute dann Staienus an. »Du hast also noch ein Eisen im Feuer. Sprich dich aus.«
    »Zweitausend Talente sind eine stattliche Summe. Aber tausend Talente sind auch eine ganze Menge.«
    »Allerdings.« Hybridas kleiner Mund ging auf und ließ makellos weiße Zähne erkennen. »Ich bin kein Narr, Staienus. Wenn ich bereit bin, die zweitausend Talente mit dir halbe-halbe zu teilen, dann garantierst du mir, einen Freispruch zu erwirken. Ist es so gedacht?«
    »Ja, genau so.«
    »Dann bin ich einverstanden. Wenn du mir einen Freispruch garantierst, gehören tausend Talente von der Einlage der Griechen dir.«
    »Die Sache ist ganz einfach«, sagte Staienus versonnen. »Eigentlich müßtest du dich bei Sulla bedanken, wenn er nicht schon tot wäre. Er hätte sicher nichts dagegen, daß du dich statt dessen bei mir bedankst.«
    »Spanne mich nicht weiter auf die Folter, sondern rede endlich! «
    »Ach ja, richtig. Ich habe vergessen, daß du lieber andere folterst, als selbst gepiesackt zu werden.« Wie viele unbedeutende Menschen, die plötzlich in hohe Stellungen aufrücken, konnte Staienus die Genugtuung nicht verhehlen, Macht auszuüben, wenn er damit auch in Kauf nahm, daß mit Prozeßende die Freundschaft mit Hybrida zu Ende war, wie wirkungsvoll auch sein juristischer Kniff sein mochte. Aber das war ihm einerlei. Tausend Talente waren Lohn genug, und im übrigen, was bedeutete schon die Freundschaft mit einer Kreatur wie Hybrida?
    »Rede, Staienus, oder verschwinde!«
    »Das ius auxilii ferendi«, sagte Staienus nur.
    »Schön, was hat es damit auf sich?«
    »Der ursprüngliche Zweck dieses Rechts der Volkstribunen — das einzige, das Sulla nicht angetastet hat — bestand darin, einen Angehörigen der Plebs aus den Händen eines Magistrats zu befreien.«
    »Das ius auxilii ferendi!« rief Hybrida erstaunt. Seine schmollende Miene hellte sich für einen Augenblick auf, um sich dann gleich wieder zu verdüstern. »Das werden sie nie zulassen.«
    »Sie müssen es.«
    »Nicht Sicinius, nie und nimmer! Es braucht nur eine Gegenstimme im Geschworenenkollegium, und die anderen neun Volkstribunen sind machtlos. Dazu gibt sich Sicinius nicht her, Staienus. Der Mann ist eine rechte Plage, aber er ist unbestechlich.«
    »Sicinius«, entgegnete Staienus freudig, »ist bei keinem seiner Kollegen beliebt. Er geht allen derart auf die Nerven, daß sie ihn nicht mehr ausstehen können. Tatsächlich habe ich erst vorgestern zwei Tribunen gehört, die damit drqhten, ihn vom Tarpejischen Felsen zu stürzen, wenn er nicht aufhöre, laut die alten Rechte der Volkstribunen zu fordern.«
    »Du meinst also, man könnte Sicinius einschüchtern?«
    »Ja, unbedingt. Allerdings mußt du dazu bis morgen eine beträchtliche Summe auftreiben, denn keiner seiner Kollegen wird mitmachen, wenn er nicht reichlich belohnt wird. Aber du wirst es schaffen, vor allem in

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