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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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auch gab es keine eingespielte Routine, wie ein Heerlager aufzuschlagen sei; wie wenn ein Starenschwarm sich irgendwo niederließe, so richteten sich die Männer unter viel Schwatzen, Zanken und Umherlaufen für die Nacht ein.
    Es war noch hell genug, um sich zurechtfinden zu können, als plötzlich aus den abendlichen Schatten vier Legionen Miliz der Provinz Asia in römischer Schlachtordnung über die pontischen Truppen herfielen und die beim Nachtmahl sitzenden Soldaten niedermetzelten. Obwohl die pontischen Truppen doppelt soviel Männer wie die Miliz zählten, waren sie so überrascht, daß sie kaum Widerstand leisteten.
    Eumachos und seine obersten Legaten konnten von Glück sagen, daß sie sich zufällig am entgegengesetzten Ende des pontischen Heerlagers befanden, als Caesars Männer angriffen. Da sie beritten waren, gelang ihnen die Flucht in Richtung auf Marcus Marius’ Lager am Tembris. Um das Schicksal ihres Heeres kümmerten sie sich nicht weiter.
    Den Truppen des Königs Mithridates war in diesem Jahr das Glück nicht hold. Eumachos kam gerade noch rechtzeitig am Ufer des Tembris an, um mitzuerleben, wie Deiotarus und die galatischen Tolistoboger über Marius Marcus und die andere Hälfte des Invasionsheers herfielen. Der Angriff wurde hauptsächlich von der Reiterei vorgetragen, ohne daß sie auf ernsthaften Widerstand stieß. Die sarmatischen und skythischen Reiterscharen, die sich von Mithridates hatten anwerben lassen, mochten in der Steppe unschlagbar sein, doch in den engen, steilen Tälern des Tembris konnten sie ihre Wendigkeit nicht ausspielen und fielen zu Tausenden.
    Bis Dezember hatten sich die Reste der dritten Heersäule unter Eumachos zurück nach Zela durchgeschlagen; Marcus Marius hatte sich auf den Weg zu Mithridates gemacht, denn er wollte dem König lieber selber berichten, wie es seinem Invasionsheer ergangen war, statt den Hergang in einem Bericht niederzuschreiben.

    Die Miliz der Provinz Asia jubelte und stimmte mit der gesamten Bevölkerung des Mäandertals in Siegesfeiern ein, die sich über mehrere Tage hinzogen.
    Caesar hatte bei seiner Truppenansprache vor Beginn der Schlacht noch einmal betont, daß Asia sich nun selber verteidigen müsse. Rom sei weit weg und könne nicht helfen, und diesmal liege das Schicksal der Provinz Asia allein in den Händen der Griechen, die dieses Land bewohnten. In gewöhnlichem Griechisch, wie es die Menschen in dieser Gegend sprachen, beschwor er ihre Vaterlandsliebe und ihren Willen zur Selbstverteidigung. Die zwanzigtausend Männer aus Lydia und Karia, die er zum Angriff auf die lagernden Truppen des Eumachos führte, waren von seiner Rede so angespornt, daß die eigentliche Schlacht fast zu einem Spaziergang für sie wurde. Vier Wochen lang hatte er sie exerzieren lassen und ihnen Disziplin eingeimpft, vier Wochen lang hatte er ihnen ein Bewußtsein für ihren eigenen Wert gegeben. Am Ende stand ein Erfolg, wie er ihn größer nicht hätte wünschen können.
    »Ein weiteres pontisches Heer ist dieses Jahr nicht zu erwarten«, sagte Caesar zu Memnon, als sie zwei Tage nach dem Sieg über Eumachos in Tralleis beim Siegesbankett saßen. »Aber nächstes Jahr könnte der Feind wieder angreifen. Ich habe euch gezeigt, was in einem solchen Fall zu tun ist. Nun ist es an den Männern der Provinz Asia, ihr Land selber zu verteidigen. Ich wage vorauszusagen, daß Rom an anderen Fronten so in Anspruch genommen sein wird, daß weder Legionäre noch Feldherren für einen Einsatz in Asia bereitstehen. Nun wißt ihr jedoch, daß ihr euch durchaus selber verteidigen könnt.«
    »Das tun wir, Caesar, und wir verdanken es dir«, sagte Memnon.
    »Nein, nein! Ihr brauchtet lediglich jemanden, der euch das nötige Selbstvertrauen gab, und ich habe die Gunst der Stunde genutzt und es euch gegeben.«
    Memnon rückte näher an Caesar heran. »Wir haben die Absicht, einen Siegestempel so nahe am Schlachtfeld zu errichten, wie es der Fluß bei Hochwasser erlaubt. Im Gespräch ist ein kleiner Hügel draußen vor der Stadt Tralleis. Erlaubst du uns, eine Porträtstatue von dir in diesem Tempel aufzustellen, damit die Menschen hier nie vergessen, wer sie zum Sieg geführt hat?«
    Nur wenn Lucullus dagewesen und Einspruch gegen dieses Ansinnen eingelegt hätte, wäre Caesar bereit gewesen, auf diese seltene Ehre zu verzichten. Tralleis lag fern von Rom und gehörte nicht zu den größten Städten der Provinz Asia. Wenn überhaupt, dann würden nur sehr wenige Römer

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