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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Du mußt nur vor Wintereinbruch wieder zurück sein, aber sorge dafür, daß die Hälfte der Bewohner Asias als Lastenträger mitkommt. Vom Oberlauf des Tembris ist es nicht weit zu den Gebieten der galatischen Tolistoboger. Im Frühjahr überfallen und vernichten wir sie und plündern ihre Vorräte, dann ist unsere Versorgung im nächsten Jahr sichergestellt.«
    »Mein Vetter, der König, wird es nicht gern hören, daß du seinen großen Feldzug nur unter dem Blickwinkel der Nahrungsbeschaffung für die Truppe siehst«, entgegnete Eumachos, der damit durchaus keine grimmige Bemerkung machen wollte. Er hatte viel zuviel Angst vor Mithridates, als daß er sich in irgend etwas, was den König betraf, grimmigen Humor geleistet hätte.
    »Dein Vetter, der König, braucht dringend eine Lektion in römischer Logistik«, entgegnete Marcus Marius unbeeindruckt, »dann wird ihm erst aufgehen, wie schwierig es ist, ein marschierendes Heer dieses Ausmaßes zu versorgen. Ich bin zu euch geschickt worden, damit ich euch beibringe, wie ein Hinterhalt gelegt und ein Überfall möglichst wirkungsvoll durchgeführt wird. Bisher habe ich aber erst an der Spitze eines Heeres gestanden, und darin habe ich wenig Erfahrung. Dennoch sagt mir mein gesunder Menschenverstand, daß die Hälfte unserer Truppen hier in der Flußniederung bleiben und Ackerbau betreiben muß, damit unsere Vorräte wieder aufgefüllt werden. Es ist traurig genug, wenn ein Feldherr, der offen ausspricht, daß seine Soldaten auch essen müssen, schon den Zorn des Königs zu gewärtigen hat! Wenn du mich fragst, so habe ich den Eindruck, als schwebe Mithridates oft in den Wolken.«
    Noch mehr Zeit ging verloren, bis Marcus Marius einen geeigneten Lagerplatz gefunden hatte. Eumachos weigerte sich nämlich weiterzumarschieren, ehe er nicht genau wußte, wo er Marius bei seiner Wiederkehr finden könne. So war es schon Anfang September, als Eumachos mit fünfzigtausend Fußsoldaten die Bergkette der Dindyma überquerte und unterwegs eines der tributpflichtigen Gebiete am Mäander plünderte. Je weiter sie flußabwärts marschierten, desto leichter konnten sie sich Nahrungsmittel und Futter beschaffen. Das war ein zusätzlicher Anreiz, den Feldzug so lange zu führen, bis dieser reiche Landstrich wieder zum Reich des Königs Mithridates von Pontus gehören würde.
    Da die meisten großen Städte am Südufer des sich in vielen Krümmungen dahinwindenden Flusses lagen, folgte Eumachos lieber am Nordufer einer gepflasterten Straße, die in Tripolis begonnen hatte. Er hatte seinen Soldaten versprochen, die Städte würden zur Plünderung freigegeben, wenn sie erst einmal die ganze Provinz Asia erobert hätten. Daher umging er jetzt Nysa, die erste große Stadt auf ihrem Weg, und marschierte weiter flußabwärts in Richtung Tralleis. Während des Vorrückens war es nicht möglich, die Soldaten stets beisammen zu halten, denn ständig mußte unterwegs Proviant aufgetrieben werden. Bisweilen boten sich auch Verlockungen wie eine Herde junger Schafe oder eine Schar fetter Gänse am Weg, worauf mehrere hundert schreiende Soldaten losrannten und nicht eher ruhten, als bis auch das letzte Tier zur Strecke gebracht und geschlachtet war. Mit der Truppendisziplin stand es bis dahin nicht zum besten.
    Der friedliche und abwechslungsreiche Vormarsch durch eine reiche Gegend ließ in der Truppe Feststimmung aufkommen. Die Späher, die Eumachos aussandte, erstatteten zweimal täglich stets die gleiche Meldung: kein Hinweis auf Widerstand. Das, so dachte Eumachos voller Verachtung, könne nur daran liegen, daß es südlich von Pergamon gar kein Zentrum des Widerstands gebe. Alle römischen Legionen, selbst diejenigen, die in Cilicia gelegen hatten, waren nun um Pergamon zusammengezogen worden und sollten die teure Person des Statthalters schützen. Jeder pontische Feldherr wußte dies schon seit langem, und auch Marcus Marius’ Späher, die er an den Kaikos ausgesandt hatte, hatten diese Erkenntnis bestätigt.
    Eumachos wiegte sich so sehr in Sicherheit, daß er gar nicht beunruhigt war, als eines Abends seine Späher nicht wie gewöhnlich eine Stunde vor Sonnenuntergang eintrafen. Das Heer stand jetzt näher bei Tralleis als bei Nysa. Die sanften Hänge des Flußtales, durch das der Mäander in immer neuen Kurven zog, lagen im Gold der Abendsonne, deren schräge Strahlen über die Stoppelfelder glitten. Eumachos gab den Befehl, das Lager aufzuschlagen. Der Platz wurde nicht befestigt,

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