MoR 03 - Günstlinge der Götter
würde als er.«
»Du hast deine Befugnisse überschritten, Caesar. Genaugenommen hattest du überhaupt keine Befugnisse.«
»Das stimmt. Folglich habe ich auch keine überschritten.«
»Wir führen hier kein sophistisches Streitgespräch!«
»Wenn es nur eines wäre. Was soll ich sagen? Ich bin noch nicht sehr alt, Lucullus, aber ich habe schon zu viele von diesen skrupellosen Beamten gesehen, die Rom, mit einem Imperium ausgestattet, in seine Provinzen schickt. Ich glaube indessen nicht, daß Rom von Männern wie Juncus, Dolabella oder Verres größeren Nutzen hat als von Männern meines Schlages, ob sie nun mit einer Vollmacht ausgestattet sind oder nicht. Ich sah, was zu tun war, und habe danach gehandelt. Und ich tat es mit dem Wissen, daß ich keinen Dank erwarten durfte, daß ich getadelt und womöglich wegen eines kleineren Verrats vor Gericht gestellt würde.«
»Unter Sullas Gesetzen gibt es nur noch Hochverrat.«
»Dann also Hochverrat.«
»Warum bist du zu mir gekommen? Willst du um Gnade bitten?«
»Lieber würde ich sterben!«
»Du änderst dich nicht.«
»Das scheint mir eher ein Vorzug.«
»Ich kann über deine Tat nicht hinwegsehen.«
»Das habe ich gar nicht von dir erwartet.«
»Dennoch bist du zu mir gekommen. Warum?«
»Um dem kommandoführenden Magistraten Bericht zu erstatten, wie es meine Pflicht ist.«
»Ich vermute, du meinst deine Pflicht als Mitglied des römischen Senats«, sagte Lucullus, »obwohl du diese Pflicht dem Statthalter genauso schuldest wie mir. Aber ich will nicht ungerecht sein, denn ich sehe, daß Rom allen Grund hat, dir für dein promptes Handeln dankbar zu sein. Unter vergleichbaren Umständen hätte ich vielleicht ähnlich gehandelt, wenn ich sicher gewesen wäre, nicht das Imperium des Statthalters zu mißachten. Für mich ist die Befehlsgewalt, die einem Mann gegeben wird, sehr viel wichtiger als seine Charaktereigenschaften. Man hat mir vorgeworfen, daß König Mithridates nunmehr seinen dritten Krieg gegen Rom fuhren kann, weil ich Fimbria nicht dabei geholfen hätte, Mithridates bei Pitane gefangenzunehmen. Dadurch hätte ich Mithridates Gelegenheit zur Flucht gegeben. Du hingegen hättest mit Fimbria nach dem Grundsatz zusammengearbeitet, daß der Zweck die Mittel heiligt. Doch wie hätte ich rechtfertigen sollen, den geächteten Vertreter einer ungesetzlichen römischen Regierung zu bestätigen? Ich stehe zu meiner Weigerung, Fimbria zu helfen. Ich stehe zu jedem römischen Beamten, dem ein Imperium gegeben wurde. Um es auf den Punkt zu bringen, du scheinst mir ganz in die Richtung eines anderen jungen Mannes zu gehen, der ebenfalls große Ideen hat: Gnaeus Pompeius, der sich selbst >der Große< nennt. Aber du, Caesar, bist sehr viel gefährlicher als jeder Pompeius. Du bist dazu geboren, den Purpurmantel zu tragen.«
»Seltsam«, unterbrach ihn Caesar. »Das Gleiche habe ich mir auch schon gesagt.«
Lucullus warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Ich will dich nicht vor Gericht stellen, aber genausowenig kann ich dich loben. Die Schlacht bei Tralleis wird in meinen Kriegsberichten nach Rom nur eine kurze Erwähnung finden, des Inhalts, daß die Miliz der Provinz Asia unter Führung des dortigen Kommandostabs einen Sieg errungen habe. Dein Name wird nicht erscheinen. Ich werde dich weder in meinen Stab aufnehmen noch einem anderen Statthalter erlauben, dich in seinen Stab aufzunehmen.«
Caesar hatte alles mit steinerner Miene und abwesendem Blick angehört, doch als Lucullus mit einer knappen Handbewegung anzeigte, daß das Thema für ihn erledigt sei, änderte sich Caesars Gesichtsausdruck, und er verbarg nicht länger seinen Widerspruch.
»Ich lege keinen Wert darauf, in den Berichten als Oberbefehlshaber der Miliz genannt zu werden, wohl aber beharre ich darauf, daß daraus hervorgeht, daß ich, Caesar, am Feldzug am Mäander von Anfang bis Ende teilgenommen habe. Wenn mein Name nicht erwähnt wird, kann ich den Krieg gegen Mithridates nicht als meinen vierten Feldzug beanspruchen. Ich habe aber den festen Vorsatz, an zehn Feldzügen teilgenommen zu haben, ehe ich als Quästor kandidiere.«
Lucullus blickte ihn erstaunt an. »Du brauchst nicht als Quästor zu kandidieren! Du bist doch schon Mitglied des Senats.«
»Nach Sullas Gesetzen muß ich Quästor sein, ehe ich zum Prätor oder Konsul gewählt werden kann. Und ehe ich Quästor bin, will ich auf zehn Feldzüge verweisen können.«
»Viele, die zum Quästor gewählt wurden, haben
Weitere Kostenlose Bücher