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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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noch nicht einmal an den verlangten sechs Feldzügen teilgenommen. Wir leben nicht mehr in den Zeiten Scipio Africanus’ und Catos des Zensors! Niemand wird darauf schauen, wie viele Feldzüge du mitgemacht hast, wenn du dich zur Quästorenwahl stellst.«
    »In meinem Fall«, beharrte Caesar unbeirrt, »wird sich einer daraus ein Gewissen machen, meine Feldzüge aufzuzählen. Mein Lebensplan steht fest. Ich will nichts der Gunst eines anderen verdanken und vieles auch gegen hartnäckigen Widerstand erreichen. Ich stehe über den anderen, und ich will es besser als die anderen machen. Aber nie, und das habe ich mir geschworen, gegen die Verfassung Roms. Ich möchte die Ämterlaufbahn genau so absolvieren, wie es das Gesetz vorschreibt. Wenn ich mich mit dem Hinweis zur Wahl stelle, an zehn Feldzügen teilgenommen und im ersten den Bürgerkranz errungen zu haben, wird mir bei der Quästorenwahl der erste Platz zustehen. Das scheint mir der einzig annehmbare Platz zu sein nach so vielen Jahren als Senator.«
    Lucullus sah in Caesars feingeschnittenes Gesicht, dessen Augen ihn so sehr an die Sullas erinnerten, und begriff, daß er bis hierher und nicht weiter gehen konnte. »Bei den Göttern, dein Hochmut kennt keine Grenzen! Also gut, ich werde dich in den Kriegsberichten namentlich erwähnen und anmerken, daß du an dem Feldzug von Anfang bis Ende teilgenommen hast und auch in der Schlacht dabeigewesen bist.«
    »Das ist mein gutes Recht.«
    »Eines Tages wirst du dich überheben, Caesar.«
    »Unmöglich!« gab Caesar lachend zurück.
    »Gerade mit solchen Bemerkungen machst du dich verhaßt.«
    »Ich wüßte nicht, warum, denn ich sage nur die Wahrheit.«
    »Noch etwas.«
    Caesar, der sich schon zum Gehen gewandt hatte, blieb stehen. »Ja?«
    »In diesem Winter wird der Prokonsul Marcus Antonius bei seinem Feldzug gegen die Piraten den Kriegsschauplatz verlagern. Er begibt sich dann vom westlichen in den östlichen Teil unseres Meeres. Wie ich gehört habe, will er die Gewässer um Kreta von der Piratenplage befreien. Als Hauptquartier hat er Gytheion bestimmt, wo bereits einige seiner Legaten emsig beschäftigt sind, denn Marcus Antonius braucht eine große Flotte. Du hast den Ruf, unser bester Flottenorganisator zu sein, wie ich aus deinem Wirken in Bithynien und für Vatia Isauricus weiß. Rhodos hast du sogar zweimal geholfen. Wenn du deiner Liste einen weiteren Feldzug hinzufugen willst, dann begib dich sogleich nach Gytheion. Ich werde Marcus Antonius mitteilen, daß du im Rang eines Militärtribunanwärters dienen und am Ort bei römischen Bürgern Quartier beziehen sollst. Wenn ich je zu hören bekomme, daß du dir selbst eine Wohnung genommen oder in irgendeiner Form deinen Anwärterstatus überschritten hast, dann schwöre ich dir, Gaius Julius Caesar, daß ich dich vor Marcus Antonius’ Militärgericht stellen werde! Und glaube ja nicht, ich könnte ihn von der Richtigkeit eines solchen Schritts nicht überzeugen! Nachdem du - ein Verwandter! — seinen Bruder vor Gericht angeklagt hast, hat er dich nicht in sein Herz geschlossen. Natürlich kannst du das Amt ablehnen, das ist das Recht jedes römischen Bürgers. Allerdings ist es das einzige militärische Amt, das dir angeboten wird, nachdem ich einige Briefe an die entsprechenden Stellen geschrieben habe. Ich bin Konsul. Meine Befehlsgewalt geht über die aller anderen Kommandoinhaber, einschließlich des jüngeren Konsuls. Du brauchst dich also gar nicht erst anderswo um ein Amt zu bemühen, Caesar!«
    »Du vergißt dabei«, bemerkte Caesar höflich, »daß Marcus Antonius ein unumschränktes Imperium auf dem Meer hat. Zu Wasser würde seine Befehlsgewalt sogar über die des älteren Konsuls gehen.«
    »Dann richte ich es so ein, daß ich mich nie in den Gewässern befinde, wo Antonius gerade auf- und abtaucht«, erwiderte Lucul- lus ermüdet. »Mache nun noch deinem Onkel Cotta deine Aufwartung, ehe du gehst.«
    »Bietest du mir kein Bett für die Nacht an?«
    »Das einzige Bett, das ich dir geben würde, wäre das des Prokruste s.«
    Wenige Augenblicke darauf stand Caesar vor seinem Onkel Marcus Aurelius Cotta. »Mir war schon klar«, erklärte er seinem Onkel, »daß ich mich mit meinem Feldzug gegen Eumachos in die Nesseln setzen würde, aber ich hätte nicht gedacht, daß Lucullus so weit gehen würde. Ich hatte vielmehr damit gerechnet, entweder Vergebung zu finden oder wegen Verrats vor Gericht gestellt zu werden. Statt dessen hat Lucullus

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