MoR 03 - Günstlinge der Götter
größten Purpurfedern, die du auf dem Markt auftreiben kannst, in den Helmbusch und singe aus voller Kehle einen dieser furchteinflößenden germanischen Kriegsgesänge. Wenn du dann pontischen Soldaten begegnest, reite geradewegs durch ihre Reihen und tue so, als seien sie Luft für dich. Du wirst sehen, auf deinem Neseaner wird man dich für die Verkörperung aller Schrek- ken des Krieges halten.«
»Und nach meinem Besuch bei Deiotarus?«
»Kehrst du dem Lauf des Mäander folgend zu mir zurück.«
Die hunderttausend pontischen Soldaten, die im Frühjahr unter Eumachos’ und Marcus Marius’ Führung von Zela aufgebrochen waren, hatten von Mithridates den Marschbefehl erhalten, massiv in die Provinz Asia einzudringen. Wer in mehr oder weniger gerader Linie vom pontischen Zela durch die abgelegenen phrygischen Gebiete bis nach Asia gelangen wollte, mußte Galatien durchqueren. Allerdings konnte sich Mithridates bei den Galatern nicht sicher sein. Eine neue Generation von Anführern war an die Stelle jener getreten, die er vor fast dreißig Jahren anläßlich eines Festes hingemetzelt hatte. Die pontische Herrschaft über Galatien war nur sehr oberflächlich. Er meinte zwar, er werde sich noch einmal dieser versprengten Gallier annehmen müssen, doch das habe noch Zeit. Seine besten Soldaten hatte er sich für seine eigenen Divisionen vorbehalten; die Männer unter Eumachos’ und Marcus Marius’ Kommando waren nicht besonders kampferfahren. Ein Feldzug am Mäander gegen die ungeordneten Milizen der griechischen Einwohner Asias sollte den Männern Gelegenheit geben, ihren Kampfgeist zu erproben und Vertrauen in ihre Truppe zu erlangen.
Am Ende dieser Überlegungen stand des Königs Entschluß, Eumachos und Marcus Marius mit ihrem Heer bei sich zu behalten, während er nach Paphlagonia marschierte. Er beglückwünschte sich selbst dazu, wie gut er für diesen Feldzug gegen Rom gerüstet war. In pontischen Getreidespeichern lagerten riesige Mengen Weizen. Allein seine Kornvorräte reichten, um seine Untertanen und Truppen mehrere Jahre lang zu ernähren. Daher beunruhigte ihn der Gedanke keineswegs, daß er hunderttausend Mann zusätzlich nach Paphlagonia brachte. Mit nebensächlichen Fragen, wie denn diese gewaltigen Mengen Korn und andere Vorräte zu transportieren seien, gab er sich nicht ab. Dazu hatte er seine Untergebenen, die diese Aufgabe schon irgendwie erledigen würden. In Wirklichkeit hatten diese Fremden, die in seinem Sold standen, weder die Ausbildung noch die praktische Phantasie für die Arbeit, die ein gewöhnlicher römischer praefectus fabrum leistet. Allerdings wäre kein römischer Feldherr je auf die Idee gekommen, ein Heer über längere Entfernungen zu bewegen, wenn es mehr als zehn Legionen zählte.
Zu dem Zeitpunkt, da Eumachos und Marcus Marius mit ihrer hunderttausend Mann starken Heersäule sich vom Gros des Heeres unter Mithridates trennten, wurden die Vorräte bald knapp. Dem König blieb nichts anderes übrig, als Soldaten in langen Kolonnen viele Meilen weit zu den Ochsenkarren des Trosses zurückzuschicken. Von dort mußten die Männer auf ihren Schultern schwere Säcke mit Nahrungsmitteln zurück zur Truppe tragen. Infolgedessen war ein Teil seiner Soldaten immer von der schweren Arbeit als Träger erschöpft. Die Flotte, so wurde dem König gemeldet, werde Nachschub nach Herakleia bringen. Von dort ab werde die Versorgung wieder klappen, versicherte man ihm.
Für Eumachos und Marcus Marius war der Hinweis auf Herakleia nur ein schwacher Trost, denn sie marschierten nun landeinwärts am Lauf des Billaeus entlang, überwanden einen Gebirgszug und gelangten schließlich ins Tal des Sakaria. In diesem fruchtbaren Teil Bithyniens ließen es sich die Soldaten auf Kosten der dort ansässigen Bauern gutgehen. Bald darauf aber kamen sie in das dichtbewaldete Hochland, wo nur in den engen Tälern und auf schmalen Parzellen Ackerbau möglich war.
Die beiden Feldherren sahen ein, daß sie ein hunderttausend Mann starkes Heer so nicht weiter versorgen konnten, und entschieden sich daher, die pontischen Truppen zu teilen.
»Du brauchst nicht das ganze Heer, um mit dem Häuflein Griechen in der Provinz Asia fertigzuwerden«, sagte Marcus Marius zu Eumachos. »Vor allem brauchst du keine Reiterei. Ich bleibe mit einem Teil der Fußsoldaten und allen Berittenen hier am Ufer des Tembris. Wir betreiben Ackerbau und machen Heu, während wir auf Nachricht von dir und deinen Truppen warten.
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