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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Scyllaeum zu haben. Was sich dort abspielte, war ein Fiasko. Viele Flöße kenterten, ehe sie ihre Menschenfracht überhaupt aufnehmen konnten; die übrigen, die über Wasser blieben, kamen nicht einmal bis zur Hafeneinfahrt, geschweige denn aufs Meer hinaus. Die Fischerboote waren nicht dafür geeignet, so schwere, ungeschlachte Fahrzeuge zu schleppen.
    »Immerhin scheinen nicht viele Männer ertrunken zu sein«, bemerkte Caesar gegenüber Crassus, als sie auf ihrem Beobachtungsposten standen.
    »Das mag Spartacus vielleicht bedauern«, sagte Crassus ungerührt. »So hätte er ein paar hungrige Mäuler weniger.«
    »Ich glaube eher, daß Spartacus sie liebt. Eben so, wie ein selbsternannter König sein Volk liebt.«
    »Selbsternannt?«
    »Geborene Könige kümmern sich wenig um ihr Volk«, sagte Caesar, der einen geborenen König kennengelernt hatte. Er zeigte auf den Strand der Bucht, wo das fieberhafte Treiben anhielt. »Ich sage dir, Marcus Crassus, dieser Mann liebt noch den letzten undankbaren Mitläufer in seiner großen Horde! Andernfalls hätte er sich schon vor einem Jahr von ihnen losgesagt. Ich frage mich, wer er eigentlich ist?«
    »Ausgehend von dem, was mir Gaius Cassius mitgeteilt hat, habe ich Nachforschungen anstellen lassen«, sagte Crassus, der schon mit dem Abstieg begonnen hatte. »Komm, Caesar, wir haben genug gesehen. Wenn er sein Volk tatsächlich liebt, muß er ein Narr sein.«
    »Oh, das ist er gewiß«, sagte Caesar. »Was hast du über ihn herausgefunden?«
    »Fast alles, bis auf seinen wahren Namen. Wahrscheinlich werden wir ihn nie erfahren. Irgendein schlampiger Archivar, der wohl meinte, Sullas Tabularium könne Militärakten ebenso aufnehmen wie alles andere auch, achtete nicht darauf, sie vor Feuchtigkeit zu schützen. Nun sind sie nicht mehr zu entziffern, und Cosconius kann sich an keine Namen mehr erinnern. Zur Zeit lasse ich seine Militärtribunen ausfragen.«
    »Viel Glück! Auch sie werden sich vermutlich nicht mehr an Namen erinnern können.«
    Crassus gab einen grunzenden Laut von sich, der auch ein kurzes Lachen hätte sein können. »Kennst du die Legende, die in Rom über ihn erzählt wird — daß er ein Thraker sein soll?«
    »Gewiß, jeder weiß, daß er ein Thraker ist. Thraker oder Gallier — etwas anderes gibt es doch nicht.« Caesars Lachen klang ehrlich. »Trotzdem halte ich diese Legende für ein Werk der Agenten des Senats.«
    Crassus blieb plötzlich stehen und schaute Caesar mit dem Ausdruck größter Verwunderung an. »Ah, du bist ein ganz Schlauer!«
    »Allerdings, schlau bin ich.«
    »Gut, aber spricht etwas für deine Annahme?«
    »Freilich. Wir hatten in letzter Zeit genug abtrünnige Römer.
    Wir wären ja Narren, wenn wir dieser Liste, die solche militärische Leuchten wie Gaius Marius, Lucius Cornelius Sulla und Quintus Sertorius umfaßt, noch weitere hinzufügen würden. Da schickt es sich weit besser, ihn einen Thraker sein zu lassen.«
    »Huh!« stöhnte Crassus.
    »Ich würde ihn gern einmal mit eigenen Augen sehen!«
    »Durchaus möglich, wenn wir ihn dazu bringen, sich zum Kampf zu stellen. Er reitet einen auffälligen Apfelschimmel mit rotem Sattelzeug und einem medaillonverzierten Sattel. Das Pferd hat früher Varinius gehört.«

    Ein verbissener Kampf zwischen dem Thraker und dem Römer begann. Spartacus’ Männer versuchten einen Monat lang immer wieder Crassus’ Befestigungen zu durchbrechen, wurden aber jedesmal zurückgeschlagen. Jeder Römer wußte, daß die Vorräte im Lager der Spartacani zur Neige gehen mußten. Auf der anderen Seite suchte jeder von Spartacus’ Soldaten — Caesar hatte sie auf rund siebzigtausend geschätzt — nach dem schwachen Punkt in der römischen Verteidigung. Schließlich glaubten sie, sie hätten ihn in der Mitte der Befestigungslinie ausgemacht, denn dort schienen die Ränder des Grabens unter dem Druck von Schmelzwasser eingestürzt zu sein. Spartacus trieb seine Männer an dieser Stelle über Graben und Wall, mußte aber sehr bald erkennen, daß sie in eine Falle gelaufen waren. Zwölftausend seiner Männer fanden den Tod, die übrigen zogen sich zurück.
    Daraufhin ließ der Thraker, der kein Thraker war, die letzten Gefangenen aus den konsularischen Legionen holen. Er stellte unter seinen Männern Trupps zusammen, versah sie mit glühend heißen Pfählen und Zangen und teilte ihnen die Gefangenen zu. Dann postierte er sie an den Punkten entlang des Walls, wo die größtmögliche Zahl Legionäre die

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