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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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leicht hinters Licht, wie ein römischer Schwindler einen Apulier hereinlegt. Wenn im vorigen Jahr ein halbwegs schlagkräftiges Heer in Italien gestanden hätte, dann, so glaube ich, hätte es ihn und seine Rebellen im Handumdrehen vernichtet. Sein einziger Vorteil ist die schiere Masse. Aber wenn er Dir, Marcus Crassus, gegenübersteht, wird er keine Chance haben. Das Kriegsglück hat Spartacus verlassen, wohingegen Du, Marcus Crassus, bewiesen hast, daß Du zu Fortunas Günstlingen gehörst.
    Caesar, dem Crassus den Brief zum Lesen gegeben hatte, lachte schallend, als er zum Schluß des Briefes gekommen war.
    »Was mag er wohl im Schilde führen?« fragte er Crassus. »Braucht er einen Kredit? Bei den Göttern, dieser Mann verschlingt Geld!«
    »Verres würde ich kein Geld leihen«, sagte Crassus, »er wird sich nicht halten.«
    »Ich hoffe, deine Vermutung trifft zu! Woher weiß er aber soviel über den Handel zwischen Spartacus und den beiden Piratenstrategen?«
    Crassus lachte verschmitzt; sein breites, sanftes Gesicht war mit einemmal wie verwandelt, er sah plötzlich jünger und geradezu bübisch aus. »Wenn ich mich nicht furchtbar irre, dann haben sie ihm alles erzählt, als er sie um seinen Anteil an den zweitausend Talenten bat.«
    »Glaubst du, sie haben ihm einen Anteil gewährt?«
    »Ganz bestimmt. Er überläßt ihnen Sizilien als Stützpunkt.«
    Sie saßen allein im Feldherrenzelt, neben ihnen verbreiteten zwei Kohlefeuer wohlige Wärme. Es war inzwischen Anfang Februar, der Winter war hereingebrochen. Sie befanden sich innerhalb eines befestigten Lagers, das gleich neben der Via Popillia vor den Toren Terinas etwa hundert Meilen von Scyllaeum stand.
    Warum Marcus Crassus gerade den achtundzwanzigjährigen Caesar zu seinem Vertrauten auserkoren hatte, bot reichlich Gesprächsstoff für seine Legaten, die darüber eher verwirrt als neidisch waren. Ehe Crassus seine Mußestunden mit Caesar teilte, hatte er keine Freunde besessen, daher fühlte sich kein Legat übergangen oder verdrängt. Was die beiden verband, war ein Rätsel, denn zwischen ihnen klaffte ein Altersunterschied von sechzehn Jahren, ihre Einstellung zum Geld war konträr, und auch ihre literarischen oder musischen Interessen waren verschieden. Jedem, der sie gemeinsam auftreten sah, schienen sie nicht zusammenzupassen. Männer wie Lucius Quinctius kannten Crassus schon seit Jahren und waren ihm in Politik und in Geschäften eng verbunden, ohne indes so etwas wie Freundschaft beanspruchen zu können. Doch von dem Zeitpunkt an, da Crassus die diesjährigen Militärtribunen zwei Monate früher als üblich zu sich berufen hatte, war seine Gunst Caesar zugeflogen; er suchte seine Sympathie, und Caesar erwiderte sie.
    Die Lösung des Rätsels war sehr einfach. Die beiden Männer hatten erkannt, daß jeder von ihnen einmal eine wichtige Rolle in der Zukunft spielen würde, sie hegten weitgehend die gleichen politischen Ambitionen. Ohne diese gegenseitige Erkenntnis wäre die Freundschaft nicht möglich gewesen. Doch als sie erst einmal Wurzeln geschlagen hatte, kamen andere Momente hinzu, die sie noch verstärkten. Die Härte, die Crassus so offen zeigte, lag nicht weniger in dem geschmeidigeren, charismatischen Caesar; keiner der beiden hatte noch Illusionen über die Nobilität, aus der sie stammten; beide besaßen ein gerütteltes Maß gesunden Menschenverstands und scherten sich wenig darum, ob sie sich die Hände schmutzig machten oder nicht.
    Die Unterschiede waren oberflächlich, wenn sie auch den gewöhnlichen Beobachter blendeten: hier der elegante Caesar, der in dem Ruf eines gefährlichen Frauenhelden stand, dort der sofort Vertrauen erweckende, väterlich wirkende Crassus; hier der brillante Intellektuelle, dort der gewiefte Pragmatiker. Ein seltsames Gespann. So urteilten alle faszinierten Beobachter, die von nun an Caesar als einen Mann betrachteten, mit dem in Zukunft gerechnet werden mußte, denn warum hätte sich Marcus Crassus sonst mit ihm abgegeben?
    »Heute nacht wird es noch schneien«, sagte Crassus. »Morgen früh marschieren wir. Ich will den Schnee zu meinem Vorteil nutzen und nicht durch ihn aufgehalten werden.«
    »Es wäre um vieles sinnvoller«, bemerkte Caesar, »wenn unser Kalender mit den Jahreszeiten übereinstimmte. Ich kann Ungenauigkeit nicht ertragen!«
    Crassus schaute verdutzt. »Wie kommst du darauf?«
    »Nun, wir haben bereits Februar, und erst jetzt bricht der Winter herein.«
    »Du redest wie ein

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