MoR 03 - Günstlinge der Götter
kann? Ich möchte wissen, ob dieser Satz so unschuldig ist, wie er klingt, oder ob eine List dahintersteckt.« »Ich kenne Pompeius und weiß, daß er den Satz schlicht für angemessen hält«, sagte Crassus. »Natürlich werde ich heute abend hierbleiben.«
»Mit mir oder ohne mich?« fragte Caesar.
»Mit dir. Kennst du ihn?«
»Ich habe ihn vor langer Zeit einmal getroffen, aber ich glaube kaum, daß er sich an mich oder an den Anlaß erinnern wird.«
Eine Vermutung, die Pompeius bestätigte, als er einige Stunden später eintraf. »Bin ich dir schon einmal begegnet, Gaius Julius? Ich erinnere mich nicht.«
Caesar lachte spontan, aber nicht spöttisch. »Das überrascht mich nicht, Gnaeus Pompeius. Du hattest damals nur Augen für Mucia.«
»Ach ja!« dämmerte es Pompeius. »Du warst in Julias Haus, als ich meiner Frau vorgestellt wurde! Natürlich!«
»Wie geht es ihr? Ich habe sie seit Jahren nicht gesehen.«
»Ich halte sie in Picenum«, sagte Pompeius, dem nicht auffiel, daß er sich etwas seltsam ausdrückte. »Wir haben einen Jungen und ein Mädchen — und vielleicht bald noch mehr Kinder, wie ich hoffe. Auch ich habe meine Frau seit Jahren nicht gesehen, Gaius Julius.«
»Caesar. Mir ist es lieber, wenn man mich Caesar nennt.«
»Das trifft sich gut, mir gefällt es auch viel besser, wenn man Magnus zu mir sagt.«
»Das kann ich mir vorstellen!«
Crassus wollte auch einmal zu Wort kommen. »Bitte, nimm Platz, Magnus. Du siehst gut gebräunt und durchtrainiert aus, für einen Mann in deinem Alter — dieses Jahr waren es fünfunddreißig, nicht?«
»Erst am vorletzten Tag des September.«
»Das sind Haarspaltereien. Du hast mehr in deine ersten fünfunddreißig Jahre gepackt, als die meisten in der doppelten Zeit fertigbringen, und mir graust jetzt schon davor, was du mit siebzig geleistet haben wirst. Hast du in Spanien gut aufgeräumt?«
»Sehr gut. Aber wie ihr wißt«, fügte Pompeius großzügig hinzu, »hatte ich einen ausgesprochen fähigen Helfer.«
»Ja. Er hat uns alle überrascht, der alte Pius. Brachte nie etwas fertig, bis er nach Spanien auszog.« Crassus stand auf. »Einen Schluck Wein?«
Pompeius lachte. »Nur, wenn du inzwischen einen besseren Wein hast, du unverbesserlicher Geizkragen.«
»Er ist immer noch der gleiche«, sagte Caesar.
»Essig.«
»Gut, daß ich keinen Wein trinke, wo ich doch einen ganzen Feldzug mit ihm zusammensein mußte«, sagte Caesar lächelnd.
»Du trinkst keinen Wein? Ihr Götter!« Pompeius konnte es nicht fassen und wandte sich an Crassus. »Hast du schon einen Triumph beantragt?«
»Nein, ich erfülle nicht die Bedingungen für einen Triumph. Für den Senat war der Krieg gegen Spartacus ein Sklavenkrieg, deshalb steht mir nur eine Ovation zu.« Crassus räusperte sich; er sah ein wenig niedergeschlagen aus. »Aber eine Ovation habe ich beantragt. Sie soll so bald wie möglich stattfinden. Ich werde mein Imperium rechtzeitig niederlegen, um für das Konsulat kandidieren zu können.«
»Richtig. Du bist vor zwei Jahren Prätor gewesen, also dürfte dem nichts im Wege stehen.« Pompeius grinste vergnügt. »Ich glaube kaum, daß du Schwierigkeiten haben wirst, gewählt zu werden, nach deinem großartigen Sieg. Am einen Tag die Ovation und am nächsten das Konsulat, würde ich sagen.«
»So soll es laufen«, sagte Crassus, der noch nicht gelächelt hatte. »Ich muß den Senat dazu überreden, mindestens für die Hälfte meiner Truppen Land zu bewilligen, und da wird es eine große Hilfe sein, wenn ich Konsul bin.«
»Bestimmt«, sagte Pompeius herzlich und stand auf. »Also, ich muß jetzt gehen. Ich will noch einen ordentlichen Spaziergang machen. Wer rastet, der rostet — und wird ein alter Mann, wie ihr sagt.« Damit war er draußen.
Crassus und Caesar sahen sich verdutzt an. »Worum ging es ihm eigentlich?« fragte Crassus.
»Ich habe das ungute Gefühl«, sagte Caesar, »daß wir das bald erfahren werden.«
Am frühen Nachmittag hatte ein Bote eine sauber abgeschriebene Version von Pompeius’ Brief bei Philippus abgeliefert. Also rechnete Philippus nicht mehr damit, noch einmal von Pompeius zu hören, bevor er den Brief im Senat verlesen hatte. Kaum hatte er sich jedoch am Nachmittag von der Speiseliege erhoben, als erneut ein Bote des Pompeius erschien und ihn zum zweiten Mal auf das Marsfeld beorderte. Einen Augenblick lang erwog Philippus, ihm eine kurze abschlägige Antwort mitzugeben, aber dann dachte er an den schönen
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