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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sah auf einmal ganz verwirrt aus. »Es war schon seltsam. Im einen Moment spricht er noch über deine Kandidatur als Konsul, und im nächsten Moment redet er davon, daß es inzwischen zur Gewohnheit geworden ist, kleine Stücke unseres kostbaren ager publicus zu verteilen, um die Habgier unserer Fußsoldaten zu befriedigen. Sie wollten dank Gaius Marius inzwischen selbst für den kleinsten und dürftigsten Feldzug mit römischem Staatsland entschädigt werden. Außerdem werde dieses Land den Soldaten nicht im Namen Roms, sondern im Namen ihrer Feldherren zugeteilt. Dieser Unsitte müsse Einhalt geboten werden, sagte er. Sie züchte auf Kosten des Senats und des Volks von Rom Privatarmeen heran, weil sie die Soldaten auf den Gedanken bringe, daß sie primär ihrem Feldherrn Treue schuldeten und erst in zweiter Linie Rom.«
    »Sehr gut«, schnurrte Pompeius. »Hat er es dabei bewenden lassen?«
    »Nein, hat er nicht«, sagte Varro und nahm einen Schluck Wasser. Er leckte sich nervös die Lippen, als ihm der Verdacht kam, daß hinter der ganzen Sache vielleicht Pompeius steckte. »Er ging nun ausdrücklich auf den Feldzug gegen Spartacus ein und auf Crassus’ Bericht an den Senat. Er hat buchstäblich Hackfleisch aus Crassus gemacht, Magnus. Wie Crassus es wagen könne, nach einem sechsmonatigen Feldzug Land für seine Veteranen zu fordern. Wie er es wagen könne, Land für Soldaten zu fordern, die er habe dezimieren müssen, damit sie überhaupt kämpften. Wie er es wagen könne, Land für Männer zu fordern, die nur getan hätten, was man von jedem loyalen Römer erwarten könne, nämlich einen Feind abwehren, der ihre Heimat bedrohte. Ein Krieg gegen eine fremde Macht sei eine Sache, aber ein Krieg gegen einen Schurken, der auf italienischem Boden eine Armee von Sklaven gegen Rom ins Feld führe, sei eine ganz andere. Niemand könne Anspruch auf eine Belohnung erheben, wenn er nur seine Heimat verteidigt habe. Dann schloß er seine Rede, indem er den Senat bat, die Unverschämtheit des Crassus nicht hinzunehmen und ihm nicht dabei zu helfen, die persönliche Loyalität seiner Soldaten auf Kosten Roms zu erkaufen.«
    »Großartig, Philippus!« strahlte Pompeius. »Und was ist danach passiert?«
    »Catulus stand wieder auf, aber diesmal ergriff er für Philippus Partei. Wie recht er doch habe, daß man der von Gaius Marius eingeführten Unsitte, Staatsland an Soldaten zu verschenken, einen Riegel vorschieben müsse. Das müsse aufhören, sagte er. Der ager publicus Roms müsse im öffentlichen Besitz bleiben, er dürfe nie mehr von Feldherren verwendet werden, um sich die Loyalität ihrer einfachen Soldaten zu erkaufen.«
    »Und? War die Debatte damit zu Ende?«
    »Nein«, beendete Varro seinen Bericht. »Cethegus erhielt das Wort. Er unterstützte sowohl Philippus als auch Catulus ohne Einschränkung. Nach ihm taten Curio, Gellius, Clodianus und ein Dutzend andere dasselbe. Danach brach ein solcher Aufruhr aus, daß Orestes die Sitzung schloß.«
    »Herrlich!« schrie Pompeius.
    »Das ist dein Werk, Magnus. Habe ich recht?«
    Pompeius riß in gespielter Überraschung die Augen auf. »Mein Werk? Was willst du damit sagen, Varro?«
    »Du weißt, was ich meine«, sagte Varro mit verkniffenem Mund. »Ich gebe zu, daß ich es erst jetzt erkannt habe, aber ich habe es erkannt. Du setzt alle in deinem Sold stehenden Senatoren ein, um einen Keil zwischen Crassus und den Senat zu treiben! Und wenn du Erfolg hast, kann der Senat nicht mehr über Crassus’ Armee verfügen. Und wenn der Senat nicht über eine Armee verfügt, kann dir Rom nicht die Lektion erteilen, die du so dringend verdient hast, Gnaeus Pompeius!«
    Pompeius war ernsthaft verletzt und warf seinem Freund einen flehentlichen Blick zu. »Aber Varro, ich verdiene es doch, Konsul zu sein.«
    »Du verdienst es, gekreuzigt zu werden!«
    Bei Widerstand pflegte sich Pompeius immer zu verhärten. Varro konnte sehen, wie seine Miene gefror. Wie immer in einer solchen Situation, steckte er zurück. Er versuchte, seinen Fehler wiedergutzumachen und sagte: »Tut mir leid, Magnus. Ich war ganz außer mir. Das mit dem Kreuz nehme ich zurück. Aber du weißt doch bestimmt, daß du schreckliches Unheil anrichtest. Wenn die Republik überleben soll, muß jeder einflußreiche Mann darauf achten, daß er nicht die Verfassung untergräbt. Was du vom Senat gefordert hast, widerspricht allen Prinzipien des mos maiorum. Selbst Scipio Aemilianus ist nicht so weit gegangen wie du—und

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