MoR 03 - Günstlinge der Götter
es sein wird, aber es wird einer sein, bei dem es viel zu holen gibt. Ich habe schon an Parthien gedacht. Und wenn ich den Reichtum Parthiens nach Rom bringe, dann erwarte ich, daß Rom meine Veteranen mit Land versorgt. Bisher ist meine Karriere ein ziemliches Verlustgeschäft gewesen — du weißt ja, wieviel ich dir und meinen anderen Leuten im Senat jedes Jahr zahle.«
Philippus wand sich auf seinem Stuhl und sagte abwehrend: »Du wirst schon bekommen, was dein Geld wert ist.«
»Da hast du recht, mein Freund«, sagte Pompeius fröhlich. »Und du kannst dich gleich morgen an die Arbeit machen. Der Senat muß sich weigern, Crassus’ Truppen mit Land zu versorgen. Außerdem will ich, daß die kurulischen Wahlen verschoben werden. Ich will, daß meine Bewerbung für das Konsulat abgesegnet und mein Name auf der Kandidatenliste eingetragen und nicht wieder gelöscht wird. Ist das klar?«
»Vollkommen.« Der gedungene Senator stand auf. »Es gibt nur eine Schwierigkeit, Magnus. Viele Senatoren stehen bei Crassus in der Kreide, und ich bezweifle, daß wir sie auf unsere Seite ziehen können.«
»Das können wir«, sagte Pompeius. »Wenn wir den Senatoren, die nicht allzuschwer verschuldet sind, das Geld geben, um ihre Schulden bei Crassus zu begleichen. Finde heraus, wer ihm vierzigtausend Sesterzen oder weniger schuldet. Wenn sie schon meine Kreaturen sind oder meine Kreaturen werden wollen, müssen sie Crassus sofort auszahlen. Das wird ihm den Ernst seiner Lage deutlich machen, wenn er ihn nicht schon begriffen hat.«
»Trotzdem wünschte ich, daß ich mit deinem Brief noch ein Weilchen warten dürfte.«
»Du wirst meinen Brief morgen verlesen, Philippus. Ich will niemanden über meine Motive im unklaren lassen. Ich will, daß der Senat und Rom schon morgen wissen, daß ich nächstes Jahr Konsul sein werde.«
Rom und der Senat erfuhren es um die Mittagsstunde des nächsten Tages, denn kurz darauf stürmte Varro atemlos und ganz aufgelöst in Pompeius’ Zelt.
»Das ist nicht dein Ernst!« keuchte er, warf sich auf einen Stuhl und fächerte sich mit einer Hand das krebsrote Gesicht.
»Doch, es ist mein Ernst.«
»Wasser. Ich brauche Wasser.« Varro hievte sich mühsam aus seinem Stuhl und ging zu dem Tisch, auf dem die flüssigen Erfrischungen des Pompeius standen. Er nahm einen gewaltigen Schluck, füllte seinen Becher wieder auf und kehrte zu seinem Stuhl zurück. »Magnus, sie werden dich zerquetschen wie eine Wanze!«
Pompeius machte eine verächtliche Geste, dann starrte er Varro gespannt an. »Wie haben sie es aufgenommen, Varro? Ich will alles hören, bis ins letzte Detail.«
»Also, Philippus hatte sich schon vor der Sitzung von Konsul Orestes, der im Monat Juni die fasces innehat, auf die Rednerliste setzen lassen. Da er die Sitzung selbst beantragt hatte, erhielt er gleich das Wort, nachdem die Auguren die Zeichen gedeutet hatten. Und dann hat er deinen Brief verlesen.«
»Haben sie gelacht?«
Varro setzte verblüfft den Becher ab. »Gelacht? Bei den Göttern, nein! Sie waren alle wie vor den Kopf geschlagen. Dann setzte ein Gemurmel ein, leise zuerst, dann immer lauter, bis das ganze Haus in Aufruhr war. Konsul Orestes gelang es schließlich, die Ordnung wiederherzustellen, und Catulus ergriff das Wort. Du kannst dir sicher gut vorstellen, was er zu sagen hatte.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage! Verfassungswidrig! Ein Affront gegen jedes gesetzliche und moralische Gebot in der römischen Geschichte!«
»All das und noch einiges mehr. Als er fertig war, stand ihm tatsächlich Schaum vor dem Mund.«
»Was passierte, als er fertig war?«
»Philippus hielt eine großartige Rede, eine der besten, die ich ihn je habe halten hören — und er ist ein großer Redner. Er sagte, du habest das Konsulat verdient; es sei lächerlich, wenn ein Mann, der zweimal Proprätor und einmal Prokonsul gewesen sei, sich zum Schweigen verpflichtet in den Senat schleichen müsse. Er sagte, du habest Rom vor Sertorius gerettet, habest Hispania Citerior in eine Modellprovinz verwandelt, ja sogar einen neuen Paß über die Alpen eröffnet. All diese Dinge und eine Menge anderer Taten bewiesen, daß du immer der treuste Diener Roms gewesen seist. Ich kann hier nicht all seine Geistesblitze aufzählen. Frag ihn nach seinem Redemanuskript — er hat nicht auswendig gesprochen — , aber ich kann dir sagen, er machte einen gewaltigen Eindruck.
Und dann hat er plötzlich das Thema gewechselt«, fuhr Varro fort und
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