MoR 04 - Caesars Frauen
rang hörbar nach Atem.
»Ich entlasse dich aus meinen Diensten, Freund der Soldaten, denn die Zeit des Erbrechens ist jetzt gekommen. Ich verfluche dich! Geh zu Rex nach Cilicia!«
Es war ein tränenreicher Abschied von Silius und Cornificius. Natürlich überschütteten die Zenturios der Fimbrianer ihren Freund mit Geschenken, die zum Teil wertvoll und durchweg nützlich waren. Clodius ritt auf dem Rücken eines edlen kleinen Pferdes davon, und auch die Männer in seinem Gefolge waren gut beritten. Ein paar Dutzend Maultiere trugen die Beute. Clodius glaubte, durch eine sichere Gegend zu reiten, deshalb hatte er Silius’ Angebot einer Eskorte ausgeschlagen.
Es ging auch alles gut, bis er in Zeugma den Euphrat überquerte, um nach Cilicia Pedia und nach Tarsus weiterzuziehen. Zwischen ihm und den fruchtbaren Flußniederungen von Cilicia Pedia lagen jedoch die Amanusberge, ein lächerliches Küstengebirge, verglichen mit den Massiven, die Clodius erst kürzlich bewältigt hatte; er betrachtete sie mit Geringschätzung — bis eine Bande von arabischen Wegelagerern ihn in einem ausgetrockneten Flußbett überfiel und ihm sein gesamtes Hab und Gut, seine Taschen mit Geld und die edlen, kleinen Pferde raubte. Clodius mußte die Reise allein und auf dem Rücken eines Maultiers fortsetzen; immerhin hatten die Araber (die ihn zum Totlachen komisch fanden) ihm genügend Geld gelassen, um bis nach Tarsus zu kommen.
Als er dort war, mußte er feststellen, daß sein Schwager Rex noch immer nicht eingetroffen war. Clodius bezog eine Suite im Palast des Statthalters und setze sich an einen Tisch, um seine Liste der gehaßten Personen zu vervollständigen: Catilina, Cicero, Fabia, Lucullus und jetzt die Araber. Auch die Araber würden ihm dafür bezahlen!
Erst gegen Ende des Quinctilis trafen Quintus Marcius Rex und seine drei neuen Legionen in Tarsus ein. Er war mit Glabrio zusammen zum Hellespont gezogen und hatte beschlossen, durch Anatolien zu marschieren, statt an einer von Piraten wimmelnden Küste entlangzusegeln. In Lycaonia — so konnte er dem begeisterten Clodius berichten — hatte er von niemand anderem als Lucullus einen Hilferuf bekommen, dem es nach der Abreise des Freundes der Soldaten doch noch gelungen war, die Fimbrianer zum Marsch nach Pontus zu bewegen. In Talaura war Lucullus dann von einem Schwiegersohn des Tigranes namens Mithridates angegriffen worden und hatte dabei erfahren, daß die beiden Könige ihm hart auf den Fersen waren.
»Stell dir vor, er hatte doch tatsächlich die Stirn, mich um Hilfe zu bitten!« sagte Rex.
»Er ist schließlich auch dein Schwager«, erwiderte Clodius verschmitzt.
»Er ist Persona non grata in Rom, also hab’ ich mich natürlich geweigert. Ich glaube, er hat auch Glabrio um Hilfe gebeten, aber bei dem wird er wohl kein Glück gehabt haben. Zuletzt habe ich gehört, er soll umgekehrt sein, um nach Nisibis zurückzukehren.«
»Dort ist er nicht angekommen«, erwiderte Clodius, der über das Ende von Lucullus’ Marsch besser informiert war als über die Ereignisse in Talaura. »Als sie am Kreuzweg in Samosata waren, haben die Fimbrianer gestreikt. In Tarsus hat man sich erzählt, daß er jetzt nach Kappadokien unterwegs ist. Von dort aus will er weiter nach Pergamum.«
Natürlich wußte Clodius aus der Lektüre von Lucullus’ Briefen, daß man Pompeius dem Großen ein uneingeschränktes Kommando gegen die Piraten im Mittelmeer übertragen hatte, also ließ er das Thema Lucullus auf sich beruhen und wandte sich Pompeius zu.
»Und was mußt du tun, um dem widerlichen Pompeius Magnus bei seinem Feldzug gegen die Piraten zu helfen?« fragte er.
Quintus Marcius Rex rümpfte die Nase. »Gar nichts, wie es scheint. Der Bruder unseres gemeinsamen Schwagers Celer, dein Vetter Nepos, hat die Befehlsgewalt über die cilicischen Gewässer, dabei ist er kaum alt genug, dem Senat anzugehören. Ich soll meine Provinz regieren und mich ansonsten heraushalten.«
»So eine Unverschämtheit!« Clodius witterte einen lustigen Streich.
»Ganz genau«, sagte Rex steif.
»Ich habe Nepos in Tarsus nicht gesehen.«
»Du wirst ihn schon noch sehen. Bald. Seine Schiffe liegen bereit. Cilicia scheint das eigentliche Ziel von Pompeius’ Feldzug sein.«
»Ich denke«, sagte Clodius, »dann sollten wir in den cilicischen Gewässern noch ein paar gute Werke tun, bevor Nepos eintrifft, meinst du nicht?«
»Wie das?« Claudias Gatte kannte Clodius, aber von seiner Fähigkeit, Unheil zu
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