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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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zu Quintus Marcius Rex zurückkehren.
    Nach einem Bad und einem ausgiebigen Mahl vervollständigte er die Liste der gehaßten Personen: Catilina, Cicero, Fabia, Lucullus, die Araber und jetzt auch Ptolemaios der Zypriote. Früher oder später würden sie alle dran glauben müssen. Egal, wie lange es dauerte: Die Aussicht auf Rache war so süß, daß der Zeitpunkt kaum eine Rolle spielte. Wichtig war nur, daß es geschehen sollte. Und es würde geschehen.
    Er traf Quintus Marcius Rex in schlechter Stimmung an, aber Clodius’ Scheitern war nicht der Grund dafür. Rex betrachtete es als sein eigenes Scheitern. Pompeius und Metellus Nepos hatten ihn kaltgestellt; sie hatten seine Schiffe requiriert und ihn dazu verurteilt, in Tarsus zu hocken und Däumchen zu drehen. Inzwischen waren sie mehr mit Aufklauben als mit Fegen beschäftigt; der Piratenkrieg war vorbei, und bei der Ernte ging Rex leer aus.
    »Soviel ich weiß«, sagte Rex wütend zu Clodius, »will er nach seiner großen Rundreise durch Asia hier zu uns nach Cilicia kommen, um >einen Blick auf seine Reserven< zu werfen, wie er sich ausdrückte.«
    »Pompeius oder Metellus Nepos?« fragte Clodius verwundert.
    »Pompeius natürlich! Und seine Befehlsgewalt steht über meiner, sogar hier in meiner Provinz! Ich muß mit Schwamm und Nachttopf hinter ihm hertrotten!«
    »Schöne Aussichten«, meinte Clodius sarkastisch.
    »Unerträgliche Aussichten!« knurrte Rex. »Und deshalb wird Pompeius mich hier in Cilicia nicht antreffen. Jetzt, wo Tigranes nicht mehr in der Lage ist, sich südwestlich des Tigris zu halten, werde ich Syrien angreifen. Lucullus hat eine seiner Marionetten auf den syrischen Thron gesetzt — Antiochus Asiaticus nennt sich der Mann! Wir werden ja sehen. Syrien gehört zum Herrschaftsgebiet des Statthalters von Cilicia, also hole ich es mir.«
    »Darf ich mit dir kommen?« fragte Clodius.
    »Warum nicht?« Der Statthalter lächelte. »Schließlich hat Appius Claudius ziemliches Aufsehen erregt, als er monatelang in Antiochia herumlungerte, um eine Audienz bei Tigranes zu bekommen. Ich könnte mir vorstellen, daß sein kleiner Bruder dort höchst willkommen ist.«

    Erst als er mit Quintus Marcius Rex in Antiochia eintraf, begriff Clodius, daß er hier das erste seiner Rachegelüste befriedigen konnte. Rex hatte von einem »Angriff« gesprochen, aber es kam überhaupt nicht zum Kampf; Lucullus’ Marionette Antiochus Asiaticus flüchtete, und Rex konnte sich selbst zum Königsmacher aufschwingen und einen gewissen Philippus auf den Thron setzen. In Syrien herrschte das Chaos, nicht zuletzt deshalb, weil Lucullus Tausende von Griechen freigelassen hatte, die in Scharen nach Hause geströmt waren. Nicht wenige jedoch hatten feststellen müssen, daß ihre Häuser und ihre Geschäfte von den Arabern übernommen worden waren, die Tigranes aus der Wüste geholt und denen er die Besitztümer der Griechen überlassen hatte, die von ihm im Zuge seiner Hellenisierung ins medische Armenien verschleppt worden waren. Rex war es ziemlich gleichgültig, wem in Antiochia, Zeugma, Samosata oder Damaskus die Häuser und Geschäfte gehörten. Aber seinem Schwager Clodius war es ganz und gar nicht gleichgültig. Araber! Wie er diese Araber haßte!
    Er machte sich an die Arbeit. Er flüsterte Rex bei jeder sich bietenden Gelegenheit ins Ohr, auf welch perfide Weise die Araber den Griechen ihre Häuser und ihre Geschäfte weggenommen hätten, gleichzeitig suchte er jeden unzufriedenen und enteigneten Griechen von Einfluß auf, den er in Antiochia, Zeugma, Samosata und in Damaskus finden konnte. Nicht ein einziger Araber dürfe in Syrien bleiben, verkündete er immer wieder. Sollten sie doch in ihre Wüste, zu ihren Handelswegen zurückkehren, wo sie hingehörten!
    Es war eine sehr erfolgreiche Kampagne. Schon bald lagen die ersten ermordeten Araber in den Rinnsteinen von Antiochia und Damaskus, oder sie trieben den breiten Euphrat herunter, und ihre sonderbaren Gewänder bauschten sich um ihre toten Körper. Als eine arabische Abordnung bei Rex in Antiochia vorsprach, fertigte er sie kurz und bündig ab. Clodius’ Einflüsterungen hatten ihre Wirkung getan.
    »Das habt ihr König Tigranes zu verdanken«, sagte er. »Seit sechshundert Jahren haben Griechen in den fruchtbaren und besiedelten Teilen Syriens gewohnt. Und vorher waren hier die Phönizier. Ihr aber seid Skeniten von der östlichen Seite des Euphrat. Ihr habt an den Ufern unseres Meeres nichts verloren.

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