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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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die Hilfe der Galater kräftig unter den gepanzerten Reitern und ihren Pferden auf. Beim zweiten Trupp von Kataphrakten waren die Galater an der Reihe, und auch sie entledigten sich der Aufgabe mit Bravour. Die Männer hielten nach weiteren Angreifern Ausschau.
    Es kamen keine mehr. Und nach einem weiteren Tagesmarsch wußten sie auch, warum. Das Land war ziemlich eben, aber es hielt — soweit das Auge in jede Richtung auch reichte — ein neues Hindernis für sie bereit: etwas so Bizarres und Schreckliches, daß sie sich zu fragen begannen, welchen der Götter sie beleidigt haben mochten, daß er ihnen diesen Alptraum schickte.
    Und auch die Blutflecken waren wieder da, diesmal nicht auf dem Schnee, sondern quer über die Landschaft verteilt.
    Was sie erblickten, waren Felsen. Messerscharfe Felsen, zwischen drei und fünfzehn Meter hoch, die sich unbarmherzig und ohne Ende aneinanderreihten und übereinandertürmten und ohne eine sinnvolle Ordnung in alle Richtungen wiesen.
    Silius und Cornificius suchten um eine Unterredung mit dem Feldherrn nach.
    »Wir können diese Felsen nicht überqueren«, sagte Silius mit tonloser Stimme.
    »Diese Armee kann alles überqueren, das hat sie oft genug bewiesen«, antwortete Lucullus, verärgert über den Protest.
    »Es gibt keinen Weg«, sagte Silius.
    »Dann schlagen wir uns einen«, entgegnete ihm Lucullus.
    »Nicht zwischen diesen Felsen hindurch«, sagte Cornificius. »Ich weiß es, denn ich habe es ein paar Männer ausprobieren lassen. Das Material, aus dem diese Felsen sind, ist härter als unsere Dolche.«
    »Dann klettern wir eben drüber«, erwiderte Lucullus.
    Er wollte nicht nachgeben. Der dritte Monate ging zu Ende. Er mußte Artaxata erreichen. Und so betrat seine kleine Armee das Lavafeld, in dem sich in grauer Vorzeit ein großer See gebildet hatte. Die Männer zitterten vor Angst, denn diese »Felsen« waren mit blutroten Flechten bewachsen. Es war eine entsetzlich quälende Schinderei, so als würden Ameisen über einen Acker aus Tonscherben kriechen. Aber Menschen waren keine Ameisen; diese seltsamen Felsen schnitten und stachen ins Fleisch, eine entsetzliche Tortur. Und es führte auch kein Weg um sie herum, denn in jeder Himmelsrichtung säumten schneebedeckte Berge den Horizont, manche näher, manche weiter entfernt.
    Irgendwo nördlich des Thospitissees hatte Clodius beschlossen, auf Lucullus keine Rücksicht mehr zu nehmen, und zusammen mit Silius zu marschieren. Und als der Feldherr ihn zurückbeordern ließ (nachdem Sextilius ihm verkündet hatte, sein Schwager sei desertiert, um sich mit einem Zenturio zu verbrüdern), weigerte sich Clodius.
    »Richtet meinem Herrn Schwager aus«, trug er dem Tribunen auf, der ihn zurückholen sollte, »daß ich mich hier sehr wohl fühle. Wenn er mich vorne bei sich haben will, dann muß er mich in Eisen legen lassen.«
    Lucullus hielt es für klüger, diese Antwort zu ignorieren. Und sein Stab war ohnehin froh, den ständigen Nörgler und Unruhestifter endlich los zu sein. Der Verdacht, Clodius könnte etwas mit der Meuterei der cilicischen Legionen zu tun haben, war bislang noch nicht aufgetaucht, und da die Fimbrianer ihrem Widerwillen gegen die schrecklichen Felsen lediglich durch einen offiziellen Protest ihres Zenturios Ausdruck gegeben hatten, mußte man auch nicht mit einer Meuterei rechnen.
    Vielleicht wäre es auch nie dazu gekommen, hätte es den Berg Ararat nicht gegeben. Fünfzig Meilen lang ertrugen die Legionäre das zerklüftete Lavafeld, dann hatten sie wieder grasigen Untergrund erreicht. Welche Wohltat! Hätte da nicht mitten auf ihrem Weg nach Norden dieser gewaltige Berg in die Höhe geragt, den keiner von ihnen je zuvor gesehen hatte. Über fünftausend Meter hoch, ganz mit Schnee bedeckt, und an seiner östlichen Flanke noch ein zweiter Kegel, nicht ganz so hoch, aber kaum weniger furchterregend.
    Die Fimbrianer legten die Schilde und Speere ab und schauten hin. Und dann fingen sie an zu weinen.
    Diesmal führte Clodius die Abordnung an, die beim Feldherrn vorsprach, und Clodius würde sich nicht ins Bockshorn jagen lassen.
    »Wir weigern uns, auch nur einen Schritt weiterzugehen«, sagte er, und hinter ihm nickten Silius und Cornificius mit den Köpfen.
    Als Lucullus dann auch noch Bogitarus in sein Zelt treten sah, wußte er, daß er verloren hatte, denn Bogitarus war der Kommandant seiner galatischen Reiter, ein Mann, an dessen Loyalität nicht zu zweifeln war.
    »Bist du derselben Meinung,

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