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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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begriff er, wie teuflisch der Einfall der Araber gewesen war. Solange er lebte, durfte er niemanden mehr seinen Penis sehen lassen, denn wenn die Geschichte bekannt werden würde, wäre er der Lächerlichkeit preisgegeben, einem Gespött, gegen das keine Prahlerei der Welt mehr etwas ausrichten könnte. Mit dem Urinieren und Defäkieren würde er fertig werden; er müßte eben lernen, sich zu beherrschen, bis er sicher sein konnte, unbeobachtet zu sein. Aber sexuelle Vergnügungen? So etwas gehörte der Vergangenheit an. Er würde nie mehr in den Armen einer Frau liegen dürfen, es sei denn, er kaufte sich eine Fremde, bediente sich ihrer im Dunkeln und warf sie wieder hinaus, bevor es hell wurde.
    Anfang Februar traf er zu Hause ein, in dem Haus auf dem Palatin, das sein großer Bruder Appius Claudius sich mit dem Geld seiner Frau gekauft hatte. Sein großer Bruder Appius brach bei seinem Anblick in Tränen aus, so alt und müde erschien ihm Clodius; das Nesthäkchen der Familie war erwachsen geworden, und das offensichtlich nicht ohne Schmerzen. Natürlich schluchzte auch Clodius, und es dauerte eine Weile, bis die lange Geschichte seiner Leiden und Strapazen aus ihm herausbrach. Nach drei langen Jahren im Osten kehrte er nun mittelloser zurück, als er damals aufgebrochen war; um nach Hause reisen zu können, habe er sich Geld von Quintus Marcius Rex borgen müssen, der darüber keineswegs erfreut gewesen sei, weder über das Darlehen noch über Clodius’ unerklärliche Abreise oder über seine Zahlungsunfähigkeit.
    »Und dabei hatte ich soviel!« jammerte Clodius. »Zweihunderttausend in Bargeld, Juwelen und Gold; Pferde, die ich in Rom für fünfzigtausend das Stück hätte verkaufen können — alles weg! Geklaut von einer Bande dreckiger, stinkender Araber!«
    Der große Bruder Appius klopfte Clodius auf die Schulter, erstaunt über die große Ausbeute: Er hatte bei Lucullus nicht halb soviel verdient! Natürlich erfuhr er nichts über Clodius’ Beziehung zu den Zenturios der Fimbrianer und darüber, daß sein kleiner Bruder auf diese Weise zu der Beute gekommen war. Er selbst saß inzwischen im Senat und erfreute sich eines angenehmen Lebens, sowohl privat als auch beruflich. Für seine Amtszeit als Quästor in Brundisium und Tarentum war er inzwischen öffentlich belobigt worden, ein phantastischer Start in eine hoffentlich große politische Karriere. Und auch für Publius Clodius hatte er großartige Neuigkeiten, und er verkündete sie seinem kleinen Bruder, sobald die erste Wiedersehensfreude sich gelegt hatte.
    »Du brauchst dir um deine Mittellosigkeit keine Sorgen mehr zu machen, Bruderherz«, sagte Appius Claudius, »denn du wirst nie wieder mittellos sein!«
    »Wirklich? Wie meinst du das?« fragte Clodius verwirrt.
    »Man hat mir eine Heirat für dich angetragen — und was für eine! Nie hätte ich davon zu träumen gewagt, und wenn mir Apollo im Schlaf erschienen wäre. Kleiner Publius, es ist wunderbar! Unglaublich!«
    Als Clodius bei dieser Ankündigung weiß wie die Wand wurde, schrieb Appius es dem freudigen Schock zu.
    »Wer ist es denn?« stammelte Clodius. Und dann noch: »Warum ich?«
    »Fulvia!« posaunte der große Bruder heraus. »Fulvia! Die Erbin der Gracchen und der Fulvii; Tochter der Sempronia, einziges Kind des Gaius Gracchus, Großenkelin von Cornelia, der Mutter der Gracchen, verwandt mit den Aemilii und den Cornelii Scipiones.«
    »Fulvia? Kenne ich sie?« fragte Clodius verdutzt.
    »Kann sein, daß sie dir noch nicht aufgefallen ist, aber sie hat dich gesehen«, sagte Appius Claudius. »Damals, als du die Vestalinnen angeklagt hast. Sie kann nicht älter als zehn gewesen sein, jetzt ist sie achtzehn.«
    »Du meine Güte! Sempronia und Fulvius Bambalio, das unnahbarste Paar in ganz Rom.« Clodius war ganz benommen. »Die können sich Jeden aussuchen. Warum gerade mich?«
    »Du wirst es verstehen, wenn du mit Fulvia gesprochen hast«, sagte Appius Claudius und grinste. »Sie ist nicht umsonst die Enkeltochter des Gaius Gracchus! Alle Legionen Roms könnten Fulvia nicht zu etwas zwingen, was Fulvia nicht tun will. Sie selbst hat dich ausgesucht.«
    »Und wer erbt das ganze Geld?« fragte Clodius. Er erholte sich langsam von dem Schrecken und begann darüber nachzudenken, wie er es anstellen konnte, daß diese Pflaume ihm doch noch in den Schoß fiel. In den beschnittenen Schoß.
    »Fulvia. Ihr Vermögen ist größer als das von Marcus Crassus.«
    »Aber die lex Voconia ... sie

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