MoR 04 - Caesars Frauen
einem Akzent, den er als arabischen Akzent erkannte; jetzt wußte Clodius mit Sicherheit, daß er sterben würde.
»Publius Clodius aus der ehrwürdigen Familie Claudius Pulcher«, sagte die Stimme, »wir würden dich liebend gern töten, aber das ist nicht möglich. Es sei denn, du würdest auf Rache sinnen, nachdem wir dich freigelassen haben, auf Rache für das, was wir jetzt gleich mit dir anstellen werden. Wenn du versuchst, dich zu rächen, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als dich zu töten, und ich schwöre bei allen unseren Göttern, daß wir es tun werden. Sei klug und verschwinde aus Syrien, nachdem wir dich freigelassen haben. Verschwinde aus Syrien und komm nie wieder hierher zurück, solange du lebst.«
»Was... habt... ihr... vor?« stammelte Clodius, der genau wußte, daß ihm Folter und Auspeitschung drohten.
»Nun, Publius Clodius«, sprach die Stimme mit unverkennbarer Belustigung, »wir werden dich zu einem von uns machen. Wir machen einen Araber aus dir.«
Hände hoben den Saum seiner Tunika hoch (Clodius trug in Antiochia keine Toga, das hätte nicht zu seinem Auftreten hier gepaßt) und entfernten auch den Lendenschurz, den ein Römer anlegte, wenn er nur in eine Tunika gehüllt auf die Straße ging. Clodius wehrte sich, verstand nicht, was mit ihm geschah, aber dann hoben ihn viele Hände auf eine glatte, harte Unterlage und hielten ihm Arme, Beine und Füße fest.
»Halt still, Publius Clodius«, sagte die Stimme, noch immer belustigt. »Mit so einem riesigen Ding hat unser Priester es nicht oft zu tun, es wird schnell gehen. Aber wenn du nicht ruhig hältst, schneidet er womöglich mehr ab als beabsichtigt.«
Andere Hände faßten seinen Penis an, zogen ihn in die Länge — was hatten sie mit ihm vor? Zuerst dachte Clodius an eine Kastration, rnachte sich naß und kotete sich ein, und das alles unter schallendem Gelächter seiner Peiniger. Er lag jetzt ganz still, aber er jammerte, schrie, stammelte, bettelte und heulte. Wo mochte er sich befinden, warum mußten sie ihn nicht knebeln?
Sie kastrierten ihn nicht, auch wenn das, was sie an der Spitze seines Penis’ machten, ihm schreckliche Schmerzen bereitete.
»So!« sagte die Stimme. »Du bist ein braver Junge, Publius Clodius! Und für immer einer von uns. Wenn du deinen Docht in den nächsten Tagen nicht in infizierte Löcher steckst, dann dürfte er bald abgeheilt sein.«
Kaum hatten sie ihm den Lendenschurz wieder um seinen kotbeschmierten Hintern gewickelt und ihm die Tunika übergezogen, da verlor Clodius das Bewußtsein, und er hätte hinterher nicht sagen können, ob seine Peiniger ihn betäubt hatten, oder ob er ganz einfach ohnmächtig geworden war.
Er erwachte in seinem eigenen Haus, in seinem eigenen Bett; der Kopf tat ihm weh und die Wunde zwischen den Beinen schmerzte so sehr, daß er diesen Schmerz als erstes registrierte, noch bevor die Erinnerung an das Geschehene ihn wieder einholte. Er sprang aus dem Bett, hielt die Luft an vor Angst, daß ihm da unten vielleicht gar nichts geblieben sein könnte, legte eine Hand unter seinen Penis und sah nach, was noch übrig war. Alles, so schien es, aber zwischen Streifen getrockneten Blutes schimmerte etwas Purpurfarbenes. Etwas, das er sonst nur sehen konnte, wenn sein Glied erigiert war. Er hatte es noch immer nicht richtig begriffen, denn auch wenn er schon einmal davon gehört hatte, so wußte er doch nur von den Ägyptern und den Juden, daß sie das zu tun pflegten, und er kannte weder einen Ägypter noch einen Juden. Ganz langsam dämmerte es ihm, und jetzt erst fing Publius Clodius an zu weinen. Also taten es auch die Araber, denn sie hatten ihn ja zu einem von ihnen gemacht. Sie hatten ihn beschnitten, ihm die Vorhaut abgetrennt.
Publius Clodius segelte mit dem nächsten Schiff nach Tarsus ab, es war eine ruhige Fahrt durch Gewässer, die endlich von den Piraten befreit waren — Pompeius sei Dank! In Tarsus nahm er ein Schiff nach Rhodos, und von Rhodos segelte er weiter nach Athen. Inzwischen war seine Wunde so gut verheilt, daß ihm nur noch beim Urinieren einfiel, was die Araber mit ihm gemacht hatten. Es war Herbst, aber er widerstand den Stürmen in der Ägäis und kam sicher in Athen an. Von dort fuhr er nach Patras, ließ sich nach Tarentum übersetzen und mußte sich mit dem Gedanken abfinden, daß er nun bald zu Hause sein würde. Er, ein beschnittener Römer.
Der Weg auf der Via Appia nach Norden war der schlimmste Teil der Reise, denn jetzt
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