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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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auf der Stelle nach Rom zurück, ließ sich auf dem Marsfeld nieder und wartete auf seinen Triumph. Er war sich sicher, daß der Senat ihm den nicht verweigern würde. Aber Pompeius’ Volkstribun, sein Neffe Gaius Memmius, verkündete dem Haus, daß er ein Gesetz in der Plebejischen Versammlung einbringen werde, das es dem Senat verbieten sollte, Lucullus einen Triumphzug zu gewähren, wäre das Haus nicht von sich aus bereit, so zu entscheiden. Der Senat, so Memmius, habe nicht das verfassungsmäßige Recht, solche Gunstbezeigungen zu verteilen. Catulus, Hortensius und die anderen boni wehrten sich mit Zähnen und Klauen gegen Memmius, aber die nötige Unterstützung bekamen sie nicht zusammen. Die meisten Senatoren waren der Auffassung, daß ihr Recht, Triumphzüge zu gewähren, wichtiger war als die Person des Lucullus; warum also sollte man es Memmius gestatten, einen unerwünschten Präzedenzfall zu schaffen?
    Lucullus wollte nicht nachgeben. An jedem Senatstag ersuchte er aufs neue um einen Triumphzug. Sein geliebter Bruder Varro Lucullus hatte ebenfalls Ärger mit Memmius, der ihm wegen viele Jahre zurückliegender angeblicher Unterschlagungen an den Kragen wollte. Aus all dem konnte man den gesicherten Schluß ziehen, daß Pompeius zu einem bösen Feind der beiden Lucullus- Brüder — und der boni — geworden war. Bei ihrem Treffen in Danala hatte Lucullus Pompeius unterstellt, den ganzen Ruhm für die Feldzüge einzuheimsen, die er, Lucullus, gewonnen habe. Eine tödliche Beleidigung für Pompeius. Und was die boni betraf, so waren sie noch immer erbitterte Gegner jedes Sonderkommandos für den großen Feldherrn.
    Man hätte vielleicht erwarten können, daß Lucullus’ Frau Clodilla ihm in seinem vornehmen Landhaus auf dem Pincio, gleich hinter der Stadtgrenze, einen Besuch abstatten würde. Aber sie dachte nicht daran. Mit ihren fünfundzwanzig Jahren war sie jetzt eine richtige Frau von Welt, verfügte über das Vermögen ihres Gatten und ließ sich von niemandem — außer ihrem großen Bruder Appius — auf die Finger schauen. Liebhaber hatte sie viele, nur war ihr Ruf nicht der allerbeste.
    Zwei Monate nach Lucullus’ Rückkehr bekam sie Besuch von Publius Clodius und Fulvia. Die beiden hatten keineswegs die Absicht, eine Versöhnung einzuleiten. Statt dessen berichtete ihr Clodius (und Fulvia hörte begierig zu), was er Lucullus in Nisibis für einen Bären aufgebunden hatte, nämlich daß er, Clodia und Clodilla im Bett so einiges miteinander getrieben hätten. Ein großartiger Spaß, fand auch Clodilla.
    »Willst du ihn zurückhaben?« fragte Clodius.
    »Wen, Lucullus?« Ihre Augen wurden groß. »Nein, bestimmt nicht! Er ist ein alter Mann, er war schon ein alter Mann, als er mich vor zehn Jahren geheiratet hat — er mußte jedesmal ein Aphrodisiakum nehmen, damit sich überhaupt etwas bei ihm rührte!«
    »Warum besuchst du ihn dann nicht auf dem Pincio und sagst ihm, daß du dich von ihm scheiden läßt?« Clodius machte ein todernstes Gesicht: »Und sollte dir nach ein bißchen Rache zumute sein, dann bestätige doch einfach das, was ich ihm in Nisibis erzählt habe. Es ist natürlich möglich, daß er die Sache publik machen will. Dann könnte es hart für dich werden. Ich wäre geneigt, meinen Teil des öffentlichen Zorns auf mich zu nehmen, und Clodia auch. Aber wir hätten Verständnis, wenn du nicht dazu bereit wärst.«
    »Nicht dazu bereit?« quiekte Clodilla. »Es wäre mir ein Vergnügen! Soll er es doch verbreiten! Wir brauchen’s ja nur abzustreiten, unter vielen Tränen und Unschuldsbeteuerungen. Dann wissen die Leute nicht, was sie glauben sollen. Jeder weiß, wie die Dinge zwischen dir und Lucullus stehen. Diejenigen, die auf seiner Seite sind, werden seiner Version Glauben schenken. Die in der Mitte werden schwanken. Und die auf unserer Seite sind, wie Bruder Appius, werden sich darüber empören, wie schrecklich man uns beleidigt hat.«
    »Geh hin und laß dich scheiden«, sagte Clodius. »Auch wenn er sich im Gegenzug von dir scheiden läßt, einen ansehnlichen Anteil an seinem Vermögen kann er dir nicht verweigern. Du hast keine Mitgift, auf die du zurückgreifen könntest.«
    »Gar nicht dumm«, säuselte Clodia.
    »Und du könntest jederzeit wieder heiraten«, meinte Fulvia.
    Das dunkle, bezaubernde Gesicht ihrer Schwägerin nahm einen bösen Ausdruck an. »Ganz bestimmt nicht!« fauchte sie. »Ein Ehemann war schon zuviel! Vielen Dank! Ich will mein Leben selber in

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