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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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die Hand nehmen. Es war ein Vergnügen, Lucullus so weit im Osten zu wissen. Ich habe mir auf seine Kosten ein hübsches Sümmchen auf die hohe Kante gelegt. Aber die Idee, ihm mit der Scheidung zuvorzukommen, gefällt mir. Bruder Appius wird eine Regelung für mich treffen, bei der ich für den Rest meines Lebens versorgt bin.«
    Fulvia kicherte vergnügt. »Es wird einigen Aufruhr in Rom verursachen!«
    Es verursachte in der Tat einigen Aufruhr in Rom. Obwohl Clodilla sich von Lucullus scheiden ließ, trennte er sich öffentlich von ihr, indem er einen seiner ältesten Klienten von der Rostra herunter eine Erklärung verlesen ließ, die da lautete: Er lasse sich nicht nur wegen des vielfachen Ehebruchs scheiden, den sie während seiner Abwesenheit begangen habe, sondern auch wegen ihrer inzestuösen Beziehungen zu ihrem Bruder Clodius und ihrer Schwester Clodia.
    Natürlich waren die meisten Leute bereit, es zu glauben, hauptsächlich, weil es eine so schön anrüchige Geschichte war, aber auch, weil die Claudii Clodii Pulchri ein so verrückter Haufen waren — genial, unberechenbar und launenhaft. Und das seit Generationen! Eben Patrizier.
    Der arme Appius Claudius nahm es besonders schwer, aber er war nicht so unvernünftig, jetzt den Kampf aufzunehmen; seine beste Verteidigung war es, über das Forum zu stolzieren und ein Gesicht zu machen, als sei Inzest das letzte Thema, das ihn interessierte, und die Leute verstanden den Wink. Rex war als einer von Pompeius’ ältesten Legaten im Osten geblieben, aber Clodia, seine Frau, bediente sich derselben Strategie wie ihr großer Bruder Appius.
    Der mittlere der drei Brüder, Gaius Claudius, war für einen Claudianer geistig ein wenig minderbemittelt, deshalb eignete er sich nicht als Zielscheibe für die Spötter auf dem Forum. Zum Glück tat auch Clodias Mann Celer Dienst im Osten, wie auch sein Bruder Nepos; die beiden wären nicht so leicht abzuspeisen gewesen und hätten unbequeme Fragen gestellt. Und so liefen die drei vermeintlichen Missetäter mit unschuldigen und beleidigten Gesichtern herum, und wenn sie unter sich waren, wälzten sie sich auf dem Boden vor Lachen. Was für ein wunderbarer Skandal!
    Das letzte Wort hatte jedoch Cicero. »Inzest«, erklärte er mit ernster Stimme einer größeren Gruppe von berufsmäßigen Forumsgängern, »ist ein Spiel für die ganze Familie.«

    Clodius bedauerte seine Voreiligkeit, als der Prozeß gegen Catilina schließlich begonnen hatte, denn viele der Geschworenen sahen ihn mit Befremden an und ließen ihre Zweifel in ihr Urteil einfließen. Es war ein hartes, erbittertes Ringen, und zum erstenmal focht Clodius einen tapferen Kampf; er hatte sich Ciceros Ratschlag zu Herzen genommen, verzichtete auf Boshaftigkeit und Vorurteile und führte eine geschickte Anklage. Daß er verlor und Catilina freigesprochen wurde, konnte man nicht einmal einem Bestechungsversuch zuschreiben, und Clodius hatte so viel dazugelernt, daß er auch nicht von Bestechung sprach, als das Urteil ABSOLVO verkündet wurde. Sie hatten einfach nur Glück gehabt, sagte er sich, und zudem einen ausgezeichneten Verteidiger.
    »Du hast deine Sache gut gemacht«, lobte ihn Caesar hinterher. »Es war nicht deine Schuld, daß du verloren hast. Selbst die Zahlmeister unter den Geschworenen waren so konservativ, daß Catulus dagegen wie ein Radikaler wirkte.« Er zuckte die Achseln. »Gegen einen Verteidiger wie Torquatus konntest du nicht gewinnen, jedenfalls nicht, nachdem das Gerücht die Runde machte, Catilina habe ihn letztes Jahr am Neujahrstag umbringen lassen wollen. Mit seiner Verteidigung hat Torquatus ihnen allen klargemacht, daß er solchen Gerüchten keinen Glauben schenkt, und das hat die Geschworenen beeindruckt. Du hast dich trotzdem gut geschlagen. Deine Anklage war sauber aufgebaut.«
    Publius Clodius konnte Caesar gut leiden; er glaubte, in diesem Mann einen ihm verwandten rastlosen Geist ausgemacht zu haben, und beneidete ihn um die Selbstbeherrschung, die er an sich selber so schmerzlich vermißte. Als das Urteil verkündet wurde, hätte er am liebsten vor Wut aufgeheult. Dann war sein Blick auf Caesar und Cicero gefallen, und etwas in ihren Gesichtern hatte ihn nachdenklich werden lassen. Er würde seine Rache bekommen, wenn nicht heute, dann eben später. Wenn er sich wie ein schlechter Verlierer aufführte, würde das nur Catilina zugute kommen.
    »Wenigstens kann er sich jetzt nicht mehr um das Konsulat bewerben«, sagte Clodius zu

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