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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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damit verdient. Er hatte ohnehin enge Beziehungen zum italischen Gallien, denn seine Mutter Calventia stammte von dort. Und als Lucius Piso gestorben war, hatte ein anderer Lucius Piso die Geschäfte wie auch die Freundschaft mit Crassus fortgesetzt und sich schließlich davon überzeugen lassen, wie vorteilhaft es war, ganze Städte zu besitzen, die sich auf die Herstellung von Kettenpanzern, Schwertern, Speeren, Helmen und Messern spezialisiert hatten.
    Als Zensor war Crassus nun in der Lage, seinem Freund Lucius Piso zu helfen, und auch dem jungen Quintus Servilius Caepio Brutus, dem Erben der Manufakturen des Servilius Caepio in Feltria, Cardianum und Bellunum. Das italische Gallien auf der anderen Seite des Padus gehörte schon so lange zu Rom, daß sich bei seinen Bürgern — von denen viele Gallier waren, aber noch viel mehr aus Mischehen stammten — ein großer Unmut angestaut hatte, weil man ihnen noch immer nicht das römische Bürgerrecht gewähren wollte. Erst drei Jahre zuvor hatte es Unruhen gegeben, die Caesar auf seiner Rückreise nach Spanien beschwichtigen konnte. Crassus wußte also genau, was er zu tun hatte, sobald er Zensor und damit Herr über das Verzeichnis der Bürger Roms war: Er würde seinen Freunden Lucius Piso und Caepio Brutus helfen und sich selbst eine riesige Klientel verschaffen, indem er dafür sorgte, daß die Menschen auf der anderen Seite des Padus im italischen Gallien das volle römische Bürgerrecht erhielten. Südlich des Padus hatten alle das Bürgerrecht, und so erschien es unzulässig, es Menschen, die vom selben Blut waren, nur deshalb zu verwehren, weil sie auf der falschen Seite eines Flusses lebten!
    Als er jedoch seine Absicht verkündete, dem ganzen italischen Gallien die Bürgerrechte zu geben, ging sein Co-Zensor Catulus auf die Barrikaden. Nein, nein und nochmals nein! Niemals! Römisches Bürgerrecht nur für Römer! Gallier waren keine Römer! Es gab schon viel zu viele Gallier, die sich Römer nannten, zum Beispiel Männer wie Pompeius der Große und seine picentischen Marionetten!
    »Der uralte Streit«, sagte Caesar angewidert. »Römisches Bürgerrecht nur für Römer. Warum können diese Narren von boni nicht endlich begreifen, daß alle Völker Italiens zu Rom gehören, wie Rom selbst zu Italien gehört?«
    »Ich stimme dir zu«, meinte Crassus. »Aber Catulus sieht das anders.«
    Crassus’ anderer Plan fand ebenfalls keine Gegenliebe.
    Er wollte Ägypten annektieren, auch um den Preis eines Krieges — mit ihm an der Spitze der Armee natürlich. Was Ägypten betraf, war Crassus inzwischen ein Wissensträger von enzyklopädischem Rang. Und jede weitere Tatsache, die er erfuhr, diente nur der Bestätigung seiner Vermutung, daß Ägypten das reichste Land der Welt war.
    »Stell dir das vor!« sagte er zu Caesar, der sich ausnahmsweise einmal dumm stellte. »Es gehört alles dem Pharao! So etwas wie ein Besitzrecht gibt es in Ägypten nicht — man ist dort verpflichtet, alles vom Pharao zu pachten, der Pharao streicht den Pachtzins ein. Und auch alle ägyptischen Produkte gehören ihm, vom Getreide über Gold und Juwelen bis hin zu Gewürzen und Elfenbein! Nur das Leinen nicht. Das Leinen gehört den ägyptischen Priestern, aber auch da nimmt der Pharao ein Drittel vom Erlös. Sein privates Einkommen beträgt mindestens sechstausend Talente im Jahr, und dazu kommen Steuerabgaben von noch einmal sechstausend Talenten. Und noch der Zuschlag aus Zypern.«
    »Ich habe gehört«, sagte Caesar, um den Stier in Crassus hervorzulocken, »daß die Ptolemäer so dumm waren, den ägyptischen Staatsschatz bis auf die letzte Drachme durchzubringen.«
    Der Stier in Crassus schnaubte, aber mehr verächtlich als wütend. »Unsinn! Absoluter Unsinn! Nicht einmal der dümmste Ptolemäer könnte auch nur ein Zehntel seiner Einkünfte ausgeben. Mit seinen Einkünften wird das Land unterhalten — er bezahlt davon eine Armee von Bürokraten, Soldaten, Seeleuten, Polizisten, Priestern und stattet damit seine Paläste aus. Sie haben seit Jahren keinen Krieg mehr geführt, höchstens untereinander, und selbst dann ist das Geld wieder an Ägypter gegangen und hat das Land nicht verlassen. Sein privates Einkommen legt er auf die Seite; er hat es nicht einmal nötig, seine Schätze — Gold, Silber, Rubine, Elfenbein und Saphire, Türkise, Chalzedone und Lapislazuli — zu Bargeld zu machen. Sie werden irgendwo gelagert. Abgesehen von den Stücken, die er den Handwerkern gibt,

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